Tourismuskonzeption
PRESSEINFORMATION Kiel, d. 22.02.2002 Es gilt das gesprochene WortTOP 24 Tourismuskonzeption (Drs. 15/1582) Lars Harms: „Das Land sollte die dänische und friesische Kultur als Chance für den kulturellen Tourismus nutzen“ Die Tourismuskonzeption von 1990 und deren Fortschreibung von 1995 haben in der Tat, wie in der neu- en Tourismuskonzeption beschrieben, zu erheblichen positiven Änderungen in der Tourismuswirtschaft geführt. Hätte hier nicht seinerzeit das Land eine Vorreiterrolle übernommen, würde es immer noch schlecht um die Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Tourismus stehen. Und über örtliche und ü- berregionale Informations- und Reservierungssysteme bräuchten wir heute nicht reden, weil es sie in die- ser Form bei uns nicht geben würde. Wir hoffen natürlich, dass auch die neue Tourismuskonzeption, die uns im Entwurf vorliegt, genauso bahnbrechend sein wird. Daher freut es mich um so mehr, dass alle Parteien sich im Landtag einig sind, dass die Tourismuskonzeption hier im Hause behandelt werden muss und sie somit einen entsprechend hohen Stellenwert hat. Trotz der Erfolge, die es auf einzelnen Gebieten zweifelsohne gegeben hat, war auffällig, dass es dem Tourismus in Schleswig-Holstein bis heute nicht so recht gelang, die Akteure in diesem Bereich unter ei- nen Hut zu bekommen. Insbesondere zwischen dem Tourismusverband auf Landesebene und den Regio- nalverbänden kam es immer wieder zu Spannungen und Irritationen. Alle waren sich einig über das Ziel, aber wenn es um die Umsetzung ging, spielten doch immer wieder regionale und verbandspolitische Egoismen eine tragende Rolle. Die Tourismuskonzeption geht auf einer Seite auf diese Problematik ein und verweist öfter auf ungeklärte Fragen als auf fest konzipierte Lösungsansätze. Damit ich nicht missverstanden werde, dies ist keine Kritik, sondern eine Feststellung. Es ist mir klar, dass die Akteure im Tourismus schwer zu zivilisieren sind und Zusammenarbeit in der Vergangenheit nicht zu ihren Stärken zählte. Aber gerade deshalb ist es wichtig, dass in der endgültig festgeschriebenen Tourismuskonzeption Aussagen enthalten sind, wie die zukünftige Zusammenarbeit konkret aussehen soll. Und hierbei ist natürlich wichtig, welche Institutionen bisher Stellung genommen haben und was diese Institutionen für die Zukunft vorschlagen. Aus diesen Stellungnahmen heraus, wird man dann die Hand- 2lungsfelder zwischen den beteiligten Akteuren besser abgrenzen können. Zudem sind dort sicher auch Äußerungen zu den Einschätzungen der Landesregierung zur Marktsituation zu erwarten. Erst, wenn wir diese Datenbasis haben, können wir zu Strategien kommen, die von allen getragen werden. In diese Rich- tung zielt auch unser gemeinsamer Antrag. Ich möchte aber auch inhaltlich zu einigen Aussagen in der Tourismuskonzeption Stellung nehmen. Zwei Kernbereiche der touristischen Infrastruktur werden in der Konzeption nur grob angerissen. Zum einen geht es da um den Mangel an hochwertigen Hotel- und Ferienanlagen. Dieser Mangel ist offensichtlich. Im Vergleich mit anderen Ferienregionen im In- und Ausland wird deutlich, dass dieses Marktsegment in den anderen Regionen wesentlich besser vertreten ist. Aber gerade diese Angebote sind Ausdruck für Qualität zu erschwinglichen Preisen. Dabei geht es nicht um Tourismusbunker a la Mallorca, sondern um Angebote, die in Größe und Umfang in die jeweilige Region eingepasst werden. In engem Zusammen- hang hiermit stehen die Indoorangebote. Hier gibt es ebenfalls einen erheblichen Mangel. Wir leben nun einmal in einer wetterabhängigen Region und müssen uns deshalb darauf einstellen. Wer dies nicht tut, kann nicht mit den Angeboten anderer Regionen mithalten und muss dann eben auf eine weitere touristi- sche Entwicklung verzichten. Ich weiß, dass beides, Hotel- und Ferienanlagen wie auch Indoorangebote, umstritten sind, da sie ja auch große Auswirkungen auf die sie umgebende Natur haben können. Aber wir sollten so ehrlich sein zu er- kennen, dass es ohne diese Angebote eben nicht geht, es sei denn, man will Tourismus auf niedrigerem Niveau. Dann muss man dies politisch so entscheiden und sich auf andere Wirtschaftszweige konzentrie- ren. Zu den Erfolgsgeschichten im Tourismus gehört die Einrichtung des Nationalparks Wattenmeer. Durch den Nationalpark war es möglich ein besonderes touristisches Merkmal zu installieren. Ich bin immer noch der Überzeugung, dass die meisten Urlauber nicht wegen des Nationalparks kommen, aber er zum guten Image beiträgt und er vor Ort dann für den Gast ein besonderes Erlebnis darstellt. Ähnliches gilt für den Kulturbereich, der auch kurz in der Tourismuskonzeption angesprochen wird und der sich vorwie- gend auf die Museumsarbeit und auf Events konzentriert. Ein Ansatz, der leider immer noch nicht eine entsprechende Berücksichtigung findet, ist die des kulturellen Tourismus. Beim kulturellen Tourismus geht es darum, die regionale Kultur als sogenanntes Alleinstellungsmerkmal zu nutzen und zu vermark- ten. Ich habe dieses Thema hier schon einmal angesprochen und darauf hingewiesen, dass wir mit der dä- nischen und der friesischen Kultur im Norden unseres Landes wirklich klassische Ausprägungen solcher Alleinstellungsmerkmale haben – ähnlich wie bei den Westfriesen in den Niederlanden oder den Walisern in Großbritannien. Nur wir machen im Gegensatz zu diesen Gruppen viel zu wenig daraus. Ich glaube auch hier, dass die dänische und die friesische Kultur im Norden unseres Landes zum guten Image beitra- gen und vor Ort dann für den Gast ein besonderes Erlebnis darstellen können. Auch auf diese Chance sollte die Landesregierung in ihrem Bericht zur Tourismuskonzeption eingehen und Handlungsmöglich- keiten aufzeigen.