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14.12.01
09:17 Uhr
SPD

Dr. Ulf von Hielmcrone zu TOP 17 Wattenmeerkonferenz von Esbjerg

Sozialdemokratischer Informationsbrief
Dr. Ulf von Hielmcrone zu TOP 17: Wattenmeerkonferenz von Esbjerg

Ich glaube, es gehört nicht zu viel Optimismus dazu festzustellen, dass der Zug in Richtung eines besseren Schutzes des Wattenmeeers abgefahren ist, trotz aller Ver- suche, ihn immer wieder aufzuhalten, die Signale auf Rot zu stellen oder die Weichen falsch zu stellen. Diesen verhaltenen Optimismus erlaube ich mir nach der Lektüre des Berichtes zur Trilateralen Wattenmeerkonferenz in Esbjerg und vor der Deklaration von Esbjerg selbst, die leider nur auf Englisch vorliegt.

Herauszuheben ist, dass sich der allgemeine Status des Wattenmeeres in vielfältiger Hinsicht verbessert hat. Das gilt für den Seehundebestand, das gilt für Vogelbestände, für den Schutz der Salzwiesen und den Eintrag von Schadstoffen, auch wenn hier noch weiter gearbeitet werden muss.

Dass wir hier im Schleswig-Holsteinischen Landtag, jedenfalls was die Mehrheitsfrakti- onen anbelangt, auf dem richtigen Weg waren und sind, ist uns von der Konferenz bestätigt worden. Ich will hier nur einige Punkte ausdrücklich erwähnen: Ausdrücklich wird die Erweiterung unseres Nationalparks begrüßt. Aber auch die Ein- richtung eines Walschutzgebietes wird positiv gewertet. Beides Punkte, die in diesem Hause vor noch nicht langer Zeit heiß umstritten waren. Leider gelang es immer noch nicht, die Gammelfischerei in Dänemark ernsthaft anzugehen, dies ist und bleibt ein dunkler Fleck auf der rot-weißen Weste.

Ein wichtiger Punkt ist die Ausweisung des Nationalparkgebiets als PSSA – Particular Sensitive Sea Area. Das Gebiet wird durch eine solche Ausweisung international auf- gewertet und als besonders sensibel gekennzeichnet. Dass im übrigen das Watten- meer den Kriterien eines PSSA entspricht, hat eine Studie des Marine Research Cen- ters in Southampton ergeben. Wenn also demnächst die Anmeldung bei der IMO (In- ternational Maritime Organisation) in London erfolgen und ihr vermutlich auch stattge- Schleswig- geben werden wird, dann befindet sich unser Wattenmeer in der guten Gesellschaft Holstein

Herausgeber: SPD-Landtagsfraktion Verantwortlich: Petra Bräutigam Landeshaus Postfach 7121, 24171 Kiel Tel: 0431/ 988-1305/1307 Fax: 0431/ 988-1308 E-Mail: pressestelle@spd.ltsh.de Internet: www.spd.ltsh.de SPD -2-



von zwei weiteren Gebieten auf der Erde: dem Great Barrier Reef in Australien und ei- nem Gebiet bei Cuba. Ein weiteres Gebiet bei Florida soll außerdem angemeldet wer- den. Unser Wattenmeer spielt also sozusagen an vorderster Stelle in der Weltliga.

Man wird einwenden können, dass rechtlich die Ausweisung keine Bedeutung habe und die eigentliche Gefahr von See her erfolge, was „Pallas“ deutlich gemacht hat, sie also überflüssig sei. Das ist scheinbar richtig, doch eine Veränderung rechtlicher Be- dingungen auf See, etwa die Verlagerung der Schifffahrtsrouten nach Westen durch die IMO wird nur durchsetzbar sein mit dem Hinweis auf das PSSA-Gebiet, so dass dies geradezu Voraussetzung und notwendiger Schritt für einen weiteren Schutz des Wattenmeers von See her ist.

Zur Kategorie der internationalen Aufwertung des Wattenmeers gehört auch das Welt- erbe. Das erinnert allerdings schon an Hollywoodgebräuche, denn – wie beim Oscar – gehört zunächst die Nominierung dazu und dann erst der Preis, der „Award“, so heißt es wirklich, der Oscar also. Frage also ist: „Wollen wir uns um den „Welterbe-Oscar“ bemühen oder nicht – die Voraussetzungen sind gegeben. Schon bei PSSA, vor allem aber beim Welterbe wird eines sehr deutlich: Das Watten- meer ist nicht mehr der private Hinterhof der Nordfriesen oder Dithmarscher, der nie- manden etwas angeht und der uns ganz allein gehört. Nationalpark und Naturschutz- flächen nach Paragraf 15a des Landesnaturschutzgesetzes sind für manche schon lästig genug, aber das könnte national oder auf Länderebene geändert werden, so trösten sie sich wohl, beim Welterbe haben aber andere mitzureden, und die sitzen nicht in Kiel oder Berlin, sondern in Paris oder New York. Wir sehen es ja jetzt in Lü- beck.

Diese Ängste sind verständlich. Aber machen wir uns nichts vor, unser „Hinterhof“ ist längst entdeckt, er gehört uns schon lange nicht mehr allein, wir können schon lange nicht mehr mit ihm machen, was wir wollen. Deswegen gilt heute eines, was auch die Konferenz uns aufgegeben hat: Wir müssen unser Wattenmeer bewahren und es wei- se und klug nutzen zum Wohl der Region. -3-



Und damit komme ich zum wohl wichtigsten, was auch die Konferenz beschlossen hat: Kommunikation, Information und Teilhabe der Bevölkerung. Wir müssen weg von der sturen Konfrontation. Gemeinsam müssen wir uns überlegen, was wir aus der neuen Situation zum Nutzen der Menschen machen können. Das auf den Weg gebrachte Entwicklungskonzept bietet hier große Chancen, die allerdings auch sehr deutlich ge- macht und vermittelt werden müssen.