Stritzl: Mit Ina Müller und ihrem Duo "Queen Bee" wächst das Niederdeutsche aus dem traditionellen Bereich heraus
D E R L A N D T A G SCHLESWIG - HOLSTEIN 138/2001 Kiel, 26. November 2001 Sperrfrist: 27. Nov. 2001, 19:30 Uhr Es gilt das gesprochene Wort!Landtagsvizepräsident Thomas Stritzl: Mit Ina Müller und ihrem Duo „Queen Bee“ wächst das Niederdeutsche aus dem traditionellen Bereich herausKiel (SHL) – In seinem Grußwort anlässlich der Vergabe des Nieder- deutschen Literaturpreises der Stadt Kappeln am Dienstag, 27. No- vember 2001, im Hotel Stadt Kappeln erklärte Landtagsvizepräsident Thomas Stritzl unter anderem:„Der niederdeutsche Literaturpreis der Stadt Kappeln hat in den letzten zehn Jahren einen wichtigen Beitrag zur Förderung des Niederdeutschen geleistet. In diesem Jahr hat die Jury eine interessante Entscheidung getroffen. Beim Namen der Preisträgerin Ina Müller und ihres Kabarett- duos ,Queen Bee’ denkt zunächst kaum jemand an eine niederdeutsche Literatin. Aber man ,stolpert’ drüber. Erst auf den zweiten Blick wird aus dem Stolperstein ein ,Stein des Anstoßes’, der zum Nachdenken und Hinterfragen anregt.Das traditionelle niederdeutsche Publikum – darauf deuten verschiedene Äußerungen und Kommentare der jüngsten Zeit hin – wird verwundert sein, dass eine Person den niederdeutschen Literaturpreis erhält, die in ihre hochdeutschen Texte und Kabarettprogramme nur in Teilen platt- deutsche Elemente einbaut.Ina Müller macht das in einer neuen Sprache und behandelt Themen, die – ich will es einmal so ausdrücken – Themen, die zeitgemäß, die modern sind, die Jugendliche interessieren, die in unserer heutigen Ge- sellschaft auf Interesse stoßen. Mag sein, dass nicht allen Menschen aus der niederdeutschen ,Szene’ diese Themen und diese Sprache liegen, die Ina Müller verwendet. Aber – und das erscheint mir für den Erhalt des Niederdeutschen wichtig – sie erreicht mit ihren Texten ein Publikum, das bis dahin nicht mit der niederdeutschen Sprache und Kultur befasst war. 2Auf parlamentarischer Ebene beschäftigen wir uns als Landtagsabge- ordnete häufig mit der Frage, wie wir die niederdeutsche Sprache be- wahren und fördern können. Dabei geht es immer auch um die Sprach- verwendung: In welchen Alltagssituationen wird das Niederdeutsche ge- braucht, welche Themen werden in Niederdeutsch diskutiert.Mit Ina Müller und ihrem Duo ,Queen Bee’ erhält das Niederdeutsche ei- ne neue Funktion, und es wächst aus den traditionellen Verwendungsbe- reichen heraus.Wenn ich diese Überlegungen anstelle, wird mir deutlich: Warum soll der Niederdeutsche Literaturpreis nicht an eine junge Literatin und Kabaret- tistin gehen, die das Niederdeutsche darüber hinaus in ein – ich sage ‘mal: – ganz unplattdeutsches Umfeld transportiert. Denn ,Queen Bee’ macht nicht an dem niederdeutschen Limes halt. Das Kabarett tritt im gesamten Bundesgebiet auf. So kommt es, dass das Plattdeutsche nicht nur in Brunsbüttelkoog, sondern auch in Freiburg, München und Frankfurt gesprochen und gehört wird. Diesen Image-Gewinn kann so schnell kei- ne Sprachpolitik leisten!Während sich eine plattdeutsche Lesung im wesentlichen an ein ohnehin interessiertes und informiertes Publikum richtet, bringt Ina Müller Men- schen dazu, sich mit dem Niederdeutschen auseinander, die bis dahin nicht einmal von der Existenz dieser Sprache wussten.Die Jury hat genau dies gewürdigt. Ich danke ihr für diese sicherlich mu- tige Entscheidung. Mit der Anerkennung der niederdeutschen Arbeit von Ina Müller ist ein Schritt in die richtige Richtung gemacht worden.Mit ,Queen Bee’ ist das Niederdeutsche in eine ganz andere Medienwelt hineingekommen. Und das dürfte im Sinne der Plattdeutschen sein. Wir wollen unsere alte Kultursprache bewahren und wollen sie genau aus diesem Grunde fördern. Das kann aber nur gelingen, wenn wir sie mit- nehmen in die Moderne und Tradition und Moderne miteinander ver- knüpfen.Abschließend gilt mein herzlicher Dank auch dem Schleswig- Holsteinischen Heimatbund und der Stadt Kappeln, die in ständiger ge- meinsamer Arbeit das Projekt ,Niederdeutscher Literaturpreis’ mit Le- ben füllen und die Preisverleihung wie schon in den Jahren zuvor so her- vorragend organisiert und ausgerichtet haben.“Herausgeber: Pressestelle des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel, Postf. 7121, 24171 Kiel, Tel.: (0431) 988- Durchwahl -1163, -1121, -1120, -1117, -1116, Fax: (0431) 988-1119 V.i.S.d.P.: Dr. Joachim Köhler, Annette Wiese-Krukowska, E-Mail: Joachim.Koehler@lvn.parlanet.de Internet: www.sh-landtag.de – Presseinformationen per E-Mail abonnieren unter www.parlanet.de/presseticker