Landtagsvizepräsident Thomas Stritzl: Für den Weißen Ring steht seit langem das Opfer im Vordergrund
D E R L A N D T A G SCHLESWIG - HOLSTEIN 137/2001 Kiel, 22. November 2001 Sperrfrist: 26. November 2001, ca. 11:00 Uhr (Redebeginn)Landtagsvizepräsident Thomas Stritzl: Für den Weißen Ring steht seit langem das Opfer im VordergrundKiel (SHL) – Am kommenden Montag, 26. November 2001, veranstal- tet der „Weiße Ring“ im Bürgerschaftssaal des Lübecker Rathauses eine Feier anlässlich seines 25-jährigen Bestehens. In einem Grußwort dazu überbrachte Landtagspräsident Thomas Stritzl die Glückwünsche des Landtages und sagte unter anderem:„Sie können auf eine beeindruckende Arbeit zurückblicken. Nach Jahr- zehnten der Täterpflege wendet sich die Aufmerksamkeit der Justiz und des Gesetzgebers, aber auch der Öffentlichkeit, allmählich dem Opfer zu: Dies ist wesentlich auf die Arbeit des Weißen Rings zurückzuführen. Man besinnt sich jetzt darauf, dass man im Interesse der Gesellschaft und der ratsuchenden Bevölkerung die Opfer im Strafverfahren mehr und mehr unterstützen und ihnen Wege abnehmen soll. Für viele ist das ein neuer Gedanke. Für den Weißen Ring nicht. Jetzt entdeckt man das Opfer. Das hat der Weiße Ring schon vor 25 Jahren getan.Seinen Gründern und natürlich auch den heutigen Aktiven ist klar: Man muss auch etwas für die Opfer tun. Einiges ist bereits geschaffen wor- den. Opfer von Sexualdelikten haben beispielsweise das Recht, nicht im Verhandlungssaal anwesend zu sein. Die Aussage wird in einem Neben- raum über Video gemacht. Das sollte auch für andere Opfer gelten. Manchmal ist es schon hilfreich, wenn man mit dem Opfer redet, wenn es das Gefühl hat, es wird ernst genommen. Das Opfer sollte im Verfahren im Zentrum stehen. Dabei ist es nicht ein Versäumnis des Staates, wenn 2es privater Organisationen wie den Weißen Ring für den Opferschutz und die Opferhilfe bedarf. Wir sind es gewöhnt, dass sich der Staat um vieles kümmert, am liebsten um alles. Das ist aber nicht immer finanzierbar. Es ist gut, dass private Organisationen jene Bereiche abdecken, die der Staat nicht bis ins Letzte finanzieren kann.Trotzdem will ich hier und heute die Frage stellen, ob die Opferschutz- problematik in der Ausbildung der Exekutivbeamten genügend berück- sichtigt wird. Jeder Beamte sollte eine Grundinformation erhalten; er soll wissen, welche Einrichtungen für die Opferhilfe und den Opferschutz be- stehen. Deshalb sollten die Informationen des Weißen Ringes über die Hilfsmöglichkeiten, die er bietet, auch wirklich auf jedem Polizeirevier liegen. Damit wäre schon Vieles abgedeckt. Wir wissen aber auch, dass selbst vielen Richtern gar nicht bewusst ist, dass Zeugen und Opfer oft große Angst haben, überhaupt zur Gerichtsverhandlung zu gehen. Sie wollen mit Behörden und Gerichten nichts oder nichts mehr zu tun haben. Viele Opfer sind traumatisiert; nicht nur Opfer von Sexualverbrechen. Auch Opfer "normaler" Gewalt oder eines Einbruchs haben oft große Ängste; vor allem alleinstehende Leute, die sich nicht mehr trauen, allei- ne außer Haus zu gehen.Generell freue ich mich immer wieder, dass viele Menschen bereit sind, Geld und Freizeit für die Arbeit im Weißen Ring aufzubringen. Einerseits ist es tragisch, dass es viele Opfer gibt, andererseits ist es schön, dass sie sich an den Weißen Ring wenden, wenden können, weil sie wissen, dass es ihn gibt und dass er hilft.Dafür danke ich Ihnen und wünsche Ihnen weiterhin eine erfolgreiche Ar- beit.“Herausgeber: Pressestelle des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel, Postf. 7121, 24171 Kiel, Tel.: (0431) 988- Durchwahl -1163, -1121, -1120, -1117, -1116, Fax: (0431) 988-1119 V.i.S.d.P.: Dr. Joachim Köhler, Annette Wiese-Krukowska, E-Mail: Joachim.Koehler@lvn.parlanet.de Internet: www.sh-landtag.de – Presseinformationen per E-Mail abonnieren unter www.parlanet.de/presseticker