Innen Sicherheit und der Lage der Polizei: Bericht ist kompetent und aussagekräftig
Südschleswigscher Wählerverband Schleswig-Holsteinischer Landtag im Schleswig-Holsteinischen Landtag Düsternbrooker Weg 70 D - 24105 Kiel Tel. (0431) 988 13 80 Fax (0431) 988 13 82 SSW-Landtagsvertretung Norderstr. 74 PRESSEINFORMATION D – 24939 Flensburg Tel. (0461) 14 40 83 00 Fax (0461) 14 40 83 05 Kiel, d. 11.07.2001 Silke Hinrichsen Es gilt das gesprochene WortTOP 10 Situation der Inneren Sicherheit und Lage der Polizei (Drs. 15/1078)Die uns vorliegende Antwort der Landesregierung zur großen Anfrage der FDP ist sehr umfang-reich und aussagekräftig. Sie ist in ihrer Fülle, vom Umfang und Inhalt nicht vergleichbar mit demletzten entsprechenden Bericht des Jahres 1997. Die Regierung zeigt offen die Problemfelder auf,sie weist selbst darauf hin, wo zur Zeit noch Bedarf ist und welchen Stellenwert der Arbeit derPolizei zukommt. Dies ist im wesentlichen die ganz herausragende Leistung, für die auch derSSW allen Beteiligten danken möchte. Die Antwort der Landesregierung läutet damit hoffentlicheine Tradition einer gründlichen Information für diesen Bereich ein, die mit den neuenSicherheitsberichten fortgesetzt wird.Die Details des Berichts und insbesondere die Bedeutung für die Politik im Bereich der Polizeiwerden wir im Ausschuss Erörtern und diskutieren müssen. Ich möchte nur einige Punkteherauspicken, die mir besonders aufgefallen sind.Erschreckend ist, wie auch die Landesregierung feststellt, die Zunahme der Gewaltkriminalität.Die vorgelegten Tabellen zeigen ein Bild auf, welches um so schrecklicher wird, wenn man sichdie Opferzahlen ansieht. Im Bereich der Opfer im Kindes- und Jugendalter bis zu 18 Jahren habendie Delikte im Zehnjahresraum um ca. 213 % zugenommen. Erfreulich dabei ist, dass zwar dieAufklärungsquote sehr hoch ist. Aber dies ist sicherlich darauf zurück zu führen, dass es um densogenannten „Trendartikel, Markenklau“ geht und die Täter und Täterinnen häufig aus dem Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de Umfeld der Opfer stammen. Für die Kinder und Jugendlichen bedeutet dieses j doch, dass sie sich enicht einmal mehr im „Nahbereich“ sicher fühlen können. Gerade weil sich aus der gemeldetenZahl schon Steigerung gibt, steht zu befürchten, dass es hier auch eine hohe Dunkelziffer gibt,weil die Täter und Täterinnen häufig den Opfern bekannt sind. Man muss sich vorstellen, dassman dem Täter möglicherweise jeden Tag zum Beispiel in der Schule wiederbegegnet. Es fördertsicherlich nicht die Anzeigebereitschaft bei Kindern, dass sie tagtäglich dem Druck der Täter aus-geliefert sind. Hier ist richtigerweise ein Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit. Hier muss insbe-sondere auch den Opfern geholfen werden, da diese Erlebnisse häufig den weiteren Lebenswegmitprägen.Die Daten und Ausführungen der Landesregierung zum Bereich der Rauschgiftkriminalität zeigtwieder einmal auf, dass es so nicht weiter gehen kann. Hier ist die innere Sicherheit in einerSackgasse gelandet. Die entsprechende Kriminalität hat sich innerhalb der letzten 10 Jahre zahle n-mäßig verdoppelt, allein von 1999 auf 2000 war ein Anstieg von über 10 % zu verzeic hnen. DieZahl der Erstkonsumentinnen und -konsumenten ist auch weiter gestiegen, wobei die Zahl derpolizeilich bekannten harten Drogenerstkonsumenten weitgehend gleich geblieben ist, währendAmphetamin- und insbesondere Ecstasy-Erstkonsumenten mehr als eine Verdoppelung erfahrenhaben. Der Handel und Schmuggel von Betäubungsmitteln hat sich ebenfalls in den letzten 10Jahren mehr als verdoppelt. Ich werte diese Zahlen als einen Beleg dafür, dass der gemeinsameAntrag des Landtages „ Neue Wege in der Drogenpolitik“ notwendig war und wir dringend unsereSuche nach Auswegen aus dieser Sackgasse fortsetzen müssen. Deshalb begrüßen wir diePlanungen für eine umfangreiche Anhörung des Landtages. Und wir warten vor allem auchgespannt darauf, wie die Landesregierung den Auftrag des Landtages umsetzt, sich im Bundesratfür eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes einzusetzen.Die Steigerung im Bereich der Jugendkriminalität ist ebenfalls besorgniserregend. Da hier zwarkonsequentes Reagieren erforderlich ist, aber wir nur begrenzt an den vorbeugenden Erfolg vonstrafrechtlicher Härte glauben, liegt hier vor allem ein großes Aufgabenfeld für den Bereich derPrävention. Der Ausbau der örtlichen kriminalpräventiven Arbeit wird ja auch mehrfach als Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de wesentliches Ziel der Landesregierung angegeben, und das können wir nur begrüßen. Allerdingsist nicht zu übersehen, dass gerade auch dieser Bereich von den anstehenden Haushaltsberatungenüberschattet wird. Es ist aber besser Straftaten und Gefahren zu verhüten, als diese mitzweifelhaftem Ergebnis zu verfolgen. Aus diesem Grunde sollte auch die Landesregierung hiernicht sparen. Die laufenden Diskussionen über Einsparungsziele in diesem Bereich tragen jeden-falls nicht zur Stärkung des subjektive Sicherheitsgefühls der Bürgerinnen und Bürger bei.Ein wesentliches Feld für die Politik im Bereich Innere Sicherheit und Polizei wird in Zukunftzunehmend das Feld der internationalen Zusammenarbeit ausmachen. Das Zusammenrücken derOstseeanrainer wird auch zur Folge haben, das die Sicherheitsprobleme die uns durch die organi-sierte Kriminalität aus dem Osten erwachsen, offensiv angegangen werden müssen. Deshalbbegrüßen wir, dem Ausbau und das Festhalten an der Sicherheitspartnerschaft im Ostseeraum (S.46). Außerdem kommt natürlich auch im Rahmen des Schengener Abkommens – insbesondereangesichts des Beitritts Dänemarks – ein größeres Aufgabenfeld im Rahmen der internationalenZusammenarbeit auf die Landespolizei Schleswig-Holsteins zu (S. 47 f). Schleswig-Holstein stelltein Nadelöhr dar für den skandinavischen Markt. Deshalb wird der Transit krimineller Waren undDienstleistungen leider immer mehr eine herausgehobene Stellung bekommen.Vor diesem Hintergrund ist es verwunderlich, dass die Polizei im Lande bisher keine eigene„Sprachpolitik“ betrieben wird. Bisher ist nicht einmal bekannt, wer über eine oder mehre zusätz-liche Sprachkompetenzen verfügt (S. 217). Angesichts der Tatsache, dass die verstärkte Zusam-menarbeit über Ländergrenzen hinweg deutliche Erfolge zeitigen kann, ist es nicht zu verstehen,dass man anscheinend nicht die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beim Einsatz nach diesen Quali-fikationen befragt und diese berücksichtigt. Es ließe sich sicherlich ohne viel Ressourcenaufwandeine erhebliche Qualitätssteigerung der grenzüberschreitenden Polizeizusammenarbeit erreichen,wenn Beispielweise für die Kooperation mit skandinavischen Polizeien Beamtinnen und Beamtemit entsprechender Sprachkompetenz eingesetzt würden. Auch für die tägliche Arbeit ist türkisch,russisch oder eine skandinavische Sprache von Vorteil. Aber immerhin hat man im Grenzgebietnach 70 Jahren erkannt, dass Dänischkenntnisse hilfreich sein können. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de Im Bereich des Personals sei nochmals darauf hingewiesen, dass sämtliche Sonderkommissionenund auch ad-hoc Kommissionen nicht aus zusätzlichen Mitarbeitern zusammengestellt werden,sondern immer aus dem eigenen „Bestand“ kommen. Das heißt, dass bei Gründungen einerSonderkommission bestehende Aufgaben ihrer Mitglieder durch andere Kollegen erledigt werdenmüssen oder neben der Arbeit in der Sonderkommission geleistet werden. Aus diesem Grunde istes bedauerlich, dass die Mehrarbeitsstunden nicht klar erkennbar sind. Es wird nur darauf hinge-wiesen, dass im Rahmen der Personalführung sogenannte Arbeitsengpässe möglichst kompensiertwerden. Dies wird in der Zukunft wohl kaum noch möglich sein.Im Rahmen der Budgetierung bei der Polizei ist mir nicht nachvollziehbar, wieso die Auslagen-erstattung im Zusammenhang mit Zeugen- und Dolmetscherentschädigungen, Blutalkohol-kontrollen und Gewahrsamsnahmen bei Strafverfahren in den Justizhaushalt fließen, obwohl dieAuslagen über den Polizeihaushalt liefen. Die Kommunen erstatten dagegen bei Ordnungswidrig-keiten in den Polizeihaushalt. Da die Polizei einer Budgetierung untersteht, besteht so die Gefahr,dass zu sehr auf die Kosten geschaut wird. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass lautKabinettsbeschluss Tariferhöhungen aus dem Polizeihaushalt zu erwirtschaften sind, kann diesesdazu führen, dass erforderliche Maßnahmen nicht durchgeführt werden.Die geplante Aussetzung der Altersteilzeit für Beamte können wir nicht nachvollzie hen. Vor demHintergrund, dass diese nicht einmal seit einem Jahr gilt, ist es nicht zu verstehen, dass sie mitsofortiger Wirkung ausgesetzt wird. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, haben jetzt geradeentsprechende Überlegungen angestellt und müssen nun wieder umdenken. Gerade in diesenschwierigen Zeiten, in denen die Polizei solidarisch mit anderen Politikbereichen für dieschwierige Situation des Landeshaushalts einstehen müssen, muss man den Mitarbeiterinnen undMitarbeitern zumindest so viel Planungssicherheit wie möglich geben. Im Moment erscheint esaber eher so, als könnten sie sich auf nichts mehr verlassen.Die Antwort der Landesregierung auf die große Anfrage der FDP gibt umfangreich undkompetent Auskunft über die Situation der Inneren Sicherheit und die Lage der Polizei und zeigtauch noch Bereiche auf, bei denen Verbesserungen möglich sind. Sie ist eine gute Grundlage fürdie kommende Arbeit im Innen- und Rechtsausschuss. Internet: http://www.ssw-sh.de; e-mail:info@ssw-sh.de