Arens: Die Förderung des Friesischen steht vor allem für Sprachenvielfalt und sprachliche Sensibilität
D E R L A N D T A G SCHLESWIG - HOLSTEIN 65/2001 Kiel, 26. Juni 2001 Sperrfrist: Mittwoch, 27. Juni, 19:30Arens: Die Förderung des Friesischen steht vor allem für Sprachenvielfalt und sprachliche Sensibilität.Kiel (SHL) – In seiner Grußansprache anlässlich der Eröffnung der Vortrags- reihe „11. Nordfriesisches Sommerinstitut 2001“ am Mittwoch, 27. Juni 2001, im Nordfriesischen Institut in Bredstedt erklärte Landtagspräsident Heinz-Werner Arens u. a.Das Nordfriesische Institut in Bredstedt führt das Nordfriesische Sommerin- stitut in diesem Jahr zum elften Mal durch. Dabei – und das ist neu – veran- staltet das Nordfriesische Institut die Vortragsreihe erstmalig in Zusammenar- beit mit der Universität Flensburg. Die bereits seit langem bestehende Koope- ration zwischen beiden Häusern, insbesondere dem Friesischen Seminar an der Universität Flensburg und dem Nordfriesischen Institut, ermöglicht es, für die gemeinsame Ausrichtung des Sommerinstitutes auf bewährte Strukturen zurückzugreifen. Dabei dürfte es von großem Vorteil sein, dass Herr Professor Steensen in Personalunion die Ämter als Direktor des Nordfriesischen Insti- tutes und als Honorarprofessor an dem Friesischen Seminar der Universität Flensburg inne hat.Ein Blick auf die Statistik verdeutlicht, dass die zahlreichen Initiativen des Nordfriesischen Institutes, des friesischen Seminars, der Vereine und Ver- bände einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung und Neubelebung der friesi- schen Sprache darstellen. Gegenwärtig sprechen in Nordfriesland noch ca. 8000 Personen Friesisch. Im Vergleich dazu sind es in der niederländischen Provinz Friesland 350 000 und im niedersächsischen Saterland noch 2000 Personen. Trotz des geringen Anteils der friesischsprechenden Menschen an der Gesamtbevölkerung Nordfrieslands ist das Friesische ein wesentlicher Faktor für den Erhalt einer eigenen nordfriesischen Identität. Mit anderen Worten: Die Förderung des Friesischen steht nicht nur für den Erhalt einer Volkssprache, sie steht auch und vor allem für Sprachenvielfalt, ein 2„ausgesprochen“ entwickeltes Sprachenbewusstsein und sprachliche Sensibi- lität. So überrascht es nicht, dass das Europäische Jahr der Sprachen 2001 – eine gemeinsame Initiative des Europarates und der Europäischen Union zur För- derung der sprachlichen Vielfalt Europas – gerade in Nordfriesland auf große Resonanz stößt. Das Nordfriesische Institut beteiligt sich an dem Europäi- schen Jahr der Sprachen mit dem Projekt „Sprachenfreundliche Gemeinde“. Wie ich erfahren habe, ist vor wenigen Tagen eine Zusage der Europäischen Kommission für die Förderfähigkeit dieses Projektantrages eingegangen. Dazu gratuliere ich dem Nordfriesischen Institut und seinen Mitarbeitern; ich freue mich gemeinsam mit Ihnen über diesen schönen Erfolg.Das Projekt „Sprachenfreundliche Gemeinde“ ist Teil der Aktion „Sprachenland Nordfriesland“, die 1998 gestartet wurde. Gemeinsam mit dem Gemeindetag Nordfriesland ruft der Aktionsausschuss die Gemeinden und Amtsbezirke auf, Ideen zu entwickeln, um der regionalen Mehrsprachigkeit ei- nen angemessenen Platz in der Öffentlichkeit zu geben. Dabei erstreckt sich der Aktionsradius auf Maßnahmen in den Bereichen − mehrsprachige Verwaltung, − öffentlicher Gebrauch der Regionalsprachen, − die Förderung sprachpflegerisch tätiger Institutionen bis hin zu der − Sprachenvielfalt im kulturellen Leben. Ob Trauungen in Regionalsprachen, Ansprachen von kommunalen Vertretern in Friesisch oder Niederdeutsch, die mehrsprachige Erziehung in Kindergär- ten und Schulen oder aber Mehrsprachigkeit bei kulturellen Veranstaltungen und im Vereinsleben, verschiedenartigste Initiativen zur Belebung der Spra- chenvielfalt sind vorstellbar. Die Frist für die Teilnahme an diesem Wettbe- werb endet am 30. September dieses Jahres. Ich bin schon gespannt auf die eingehenden Vorschläge und erwarte hiervon neue Impulse zur Sprachenviel- falt weit über die Grenzen Nordfrieslands hinaus.Ein weiterer nennenswerter Erfolg für den Erhalt der friesischen Sprache ist für mich die Anwendung einer Ausnahmeregelung für das Friesische, die durch die Neuregelung der Prüfungsordnung für Lehrkräfte erforderlich und erst nach langwierigen und manchmal schwierigen Verhandlungen ermöglicht wurde. Danach genügt es, einen formlosen Antrag beim Ministerium für Bildung, Wis- senschaft, Forschung und Kultur zu stellen, um Friesisch für den Grund- und Hauptschulbereich weiterhin als Hauptfach studieren zu können. Ferner be- steht für alle drei allgemeinbildenden Schularten, also auch für Realschulen und Gymnasien, die Möglichkeit, Friesisch als Ergänzungs- oder Erweite- rungsfach zu belegen. Ich bin überzeugt, dass diese Regelung brauchbare Voraussetzungen für die erforderliche Qualität und Quantität der Lehrerausbil- dung im Friesischen schafft.Dennoch: Der allgemeine Lehrermangel und die Tatsache, dass nach Inkraft- treten der neuen Prüfungsordnung im Wintersemester 2000/ 2001 keine einzi- ge Neueinschreibung für das Fach Friesisch an der Universität Flensburg zu verzeichnen war, lassen aufhorchen. Das ist auch ein Thema für das zweimal jährlich unter meiner Leitung tagende Friesengremium. 3Herausgeber: Pressestelle des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel, Postf. 7121, 24171 Kiel, Tel.: (0431) 988- Durchwahl -1163, -1121, -1120, -1117, -1116, Fax: (0431) 988-1119 V.i.S.d.P.: Dr. Joachim Köhler, E-Mail: Joachim.Koehler@lvn.parlanet.de. Internet: http://www.sh-landtag.de