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21.03.01
17:43 Uhr
B 90/Grüne

Karl-Martin Hentschel: Keine Subventionen für den Charterflug - Endlich Schienenanbindung von Fuhlsbüttel verbessern

PRESSEDIENST Fraktion im Landtag Schleswig-Holstein Pressesprecherin Claudia Jacob Es gilt das gesprochene Wort! Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 24105 Kiel
Zu TOP 9 - Ausbau des Flughafens Kiel-Holtenau - Durchwahl: 0431/988-1503 Zentrale: 0431/988-1500 erklärt der Fraktionsvorsitzende von Telefax: 0431/988-1501 Bündnis 90/Die Grünen, Mobil: 0172/541 83 53 Karl-Martin Hentschel: E-Mail: presse@gruene.ltsh.de Internet: www.gruene-landtag-sh.de

Nr. 078.01 / 21.03.2001

Keine Subventionen für den Charterflug - Endlich Schienenanbindung von Fuhlsbüttel verbessern!

Die Potenzial-Analyse für den Flughafen Kiel-Holtenau kommt zu dem Ergebnis, dass ohne den Ausbau der Landebahn auf 2700 m in Zukunft keine Flugzeuge mehr in Kiel landen können und deshalb der Flugverkehr zusammenbricht. Tatsache ist aber, dass es auch in Zukunft Flugzeuge geben wird, die in Kiel starten und landen können.
Die führenden Flugzeughersteller bieten nicht nur eine ganze Reihe von geeigneten Flugzeugen mit bis zu 80 Passagierplätzen an, die in Kiel starten und landen können, sondern sie entwickeln sogar neue Typen. Darunter sind sowohl Düsen-Jets wie auch moderne Propellermaschinen, die leiser sind, weniger Sprit verbrauchen und damit auch die Umwelt weniger belasten als Jets. Damit ist die Aussage des Gutachtens widerlegt, dass keine modernen Jets die Landebahn in Kiel mehr nutzen können.
Der eigentliche Zweck des Ausbaus auf 2700 m ermöglicht den Start von Düsenjets wie der Boing 737 und dem Airbus 319/320 für den Charterflugverkehr. Und der Flughaben Kiel steht nicht nur unter Erfolgszwang, er hat als öffentlicher Flughafen auch Bedien- pflicht. Wenn Kieler Politiker nun sagen, Ausbau ja, aber nur für den Linienverkehr und nicht für den Pauschaltourismus, dann ist das naiv.
Kommen wir zu den Finanzen: Der ganze Spaß soll rund 160 Mio. DM kosten. Bezahlen kann das weder die Kieler Flughafen-Gesellschaft noch die Stadt. Die Bereitstellung ei- ner solchen Summe aus Landesmitteln kommt für meine Fraktion nicht in Frage.
Deshalb soll das aus dem Regionalprogramm 2000 finanziert werden. Das wurde aber gerade für die Bewältigung der Konversionslasten versprochen. Auch die Finanzierung der Tieferlegung der B503 für 60 Mio. DM ist eine Rechnung ohne den Wirt. Warum sollte gerade dieses Projekt vom Verkehrsministerium gefördert wer- den, wo sich der Minister doch gerade für eine Verringerung der innerdeutschen Flüge ausgesprochen hat.
Dazu kommt: Der Betrieb des Flughafens ist hoch defizitär. Durch den Ausbau wird sich das dramatisch verschlechtern. Würde man die Investitionen auch nur mit 10 Prozent verzinsen, dann bedeuten das, dass der Flughafen ab 2010 ein jährliches Minus von 10 bis 15 Mio. DM einfährt, das ist das fünf- bis achtfache der heutigen Zuschüsse.
Bundesverkehrsministers Bodewig will das Passagieraufkommen des innerdeutschen Flugverkehrs weitgehend auf die Schiene verlagern. Mit der ICE-Verbindung von Kiel nach Berlin, die am 10. Juni 2001 starten wird, wird dann die Strecke Kiel-Berlin in 2,5 Stunden gefahren werden. Das wird die Flugverbindung Kiel-Berlin mehr gefährden als die kurze Landebahn.
Alle großen Flughäfen sollen laut Bodewig mit stündlichen ICE´s angebunden werden. Damit stellt sich mir erneut die Frage der Schienenanbindung von Fuhlsbüttel auch von Kiel aus. Es gibt verschiedene Anbindungsmöglichkeiten: Über die AKN-Trasse von Neumünster über Norderstedt, über die AKN-Trasse von Neumünster über Quickborn und über die Güterumgehungsbahn von Eidelstedt aus.
Eine schnelle Schienenanbindung von Kiel-Neumünster nach Fuhlsbüttel würde auch für die Geschäftskunden mehr Vorteile bringen. Die wichtigsten innerdeutschen Ziele wer- den von Fuhlsbüttel aus stündlich angeflogen, während man in Kiel auf die einzige tägli- che Verbindung angewiesen ist.
Es gibt heftige Bürgerproteste in Altenholz, Holtenau und Heikendorf. Von der Steigerung der Fluglärms wären in der Kieler Region gut 150.000 Menschen betroffen. Die Lebens- qualität vieler Menschen würde sich verschlechtern.
Dass der Flugverkehr besonders klimaschädlich ist, hat das Bundesumweltamt in seinem Jahresbericht gerade wieder betont. Das Land will eine Nachhaltigkeitsstrategie entwi- ckeln und die Stadt Kiel versteht sich als Klimaschutzstadt. Beides passt nicht zusam- men mit dem Flughafenausbau.
Alles, was ich über die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens Kiel für die Regional- wirtschaft weiß, spricht dafür, den Flughafen für den Geschäftsverkehr zu sichern. Aber dafür ist der Ausbau nicht erforderlich - er wird nur die Defizite vergrößern und die Um- welt mehr belasten. Beides wäre schlecht.
Ich begrüße deshalb, dass der Wirtschaftsminister Rohwer eine ergebnisoffene Prüfung des Gutachtens zugesagt hat. ***