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12.07.00
12:30 Uhr
CDU

TOP 17 Sylvia Eisenberg: Schule muss auch Hochbegabten Spaß machen

LANDTAGSFRAKTION S C H L ES WI G - H O LS T EI N

Pressesprecher Bernd Sanders Landeshaus 24100 Kiel Telefon 0431-988-1440 Telefax 0431-988-1444 Internet: http://www.landsh.de/cdu-fraktion/ e-mail:fraktion@cdu.landsh.de
PRESSEMITTEILUNG Nr. 219/00 vom 12. Juli 2000
TOP 17 Sylvia Eisenberg: Schule muss auch Hochbegabten Spaß machen

Nach Durchsicht der Protokolle der letzten Jahre zum Thema „Hochbegabtenförderung“ bleibt mir eigentlich nichts anderes übrig als mit Max Weber festzustellen: „Politik ist ein langsames, aber starkes Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und vor allem Ausdauer zugleich“. Die genannten harten Bretter stellen die Regierung und die sie tragenden Fraktionen dar, die mit Leidenschaft und Ausdauer Bohrenden befinden sich in der Opposition. Zur Erläuterung: Meine Kollegin Ursula Röper brauchte mehrere Jahre, wiederholte parlamentarische Vorstöße und Initiativen, um die linke Seite des Hauses und die zuständige Ministerin davon zu überzeugen, dass hochbegabte Schülerinnen und Schüler besondere Aufmerksamkeit verdienen, dass wir ihnen gezielt helfen müssen mit ihrer Besonderheit, der Hochbegabung, umzugehen. Die CDU freut sich, Herr Klug, dass wir uns in dieser Weise und in dieser speziellen Angelegenheit gegenseitig unterstützen und auch Sie sich dieses Themas angenommen haben.
Voraussetzung für das Gelingen Ihres Ansinnens ist allerdings, dass
Hochbegabungen frühzeitig erkannt werden. Dazu müssen Sozialpädagogen und Lehrkräfte bereits im Kindergarten und in der Grundschule die Kriterien zur Erfassung von Hochbegabten kennen und anwenden können,
dass eine frühzeitige Förderung der Hochbegabten im Kindergarten- und Grundschulalter erfolgt und
Klarheit über Lerninhalte einer speziellen Begabtenförderung im Gymnasium herrscht.
Außerdem muss parallel dazu eine Lehreraus-, Fort- und Weiterbildung erfolgen, die ganz speziell auf die Hochbegabtenförderung abstellt; weitere und umfassende Vorstellungen dazu finden Sie im Antrag der CDU-Fraktion in der Drs. 14/150, die damals von diesem Hause leider abgelehnt worden ist. Ich muss allerdings heute feststellen, dass diese Landesregierung bisher nicht die Voraussetzungen geschafften hat, um hochbegabte Kinder zu fördern. An zwei Beispielen ist das zu erläutern:
Die flexible Eingangsphase der Grundschule – allgemein begrüßt -, trägt eher zur Förderung von Lernschwächeren bei als zur Förderung von Hochbegabten.
Bei aller Hochachtung vor der Fähigkeit der Lehrkräfte, binnendifferenzierten und offenen Unterricht sinnvoll zu gestalten, trägt auch diese Art des Unterrichts eher dazu bei, Lernschwächere als Hochbegabte zu fördern.
Da aber auch Hochbegabte, immerhin ca. 3 % eines Jahrganges, Anspruch haben auf eine ihrer Begabung entsprechende Förderung und kein Land, auch Schleswig- Holstein nicht, auf eine Elite, egal welcher Art die Hochbegabung ist, verzichten kann, ist eine konsequente Hochbegabtenförderung notwendig. Auch diesen Kindern soll „Schule Spaß machen“, Frau Erdsiek-Rave. Aber Faktum ist, dass das derzeitige Schulsystem und seine Lerninhalte bei diesen Kindern eher Langeweile und Unmut hervorruft, dass diese Kinder von ihren Mitschülern zum Teil diskriminiert werden, zunehmend Verhaltensauffälligkeiten zeigen, die bis zur Einschulung in eine Förderschule / Sonderschule geführt haben.
Ich denke, wir sind alle in der Pflicht, nicht nur für die Lernschwächeren, sondern auch für die Hochbegabten entsprechende Regelungen zu schaffen. Diese Verpflichtung geht über die Einschulungsphase hinaus und hat sich auch mit dem Hinweis auf die Möglichkeit des Klassenüberspringens nicht erledigt.
Die von der CDU immer wieder betonte äußere Differenzierung nach Schularten ist zugleich auch ein Stück Begabtenförderung, ebenfalls wie die auf Initiative der CDU geplante Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf acht Jahre bei gleichbleibender Stundentafel, beides sichert aber nicht in ausreichendem Maße die Hochbegabtenförderung.
Ob die Einrichtung von Hochbegabtenklassen an Gymnasien im allgemeinen, wie in München seit 1998 an einer Schule versucht, möglich und sinnvoll ist (Mindestklassengröße 20) oder eher die Einführung von Plus-Kursen mit einer Mindestgröße von 5 angedacht werden sollte, darüber sollte sich der Bildungsausschuss in seiner nächsten Sitzung Gedanken machen. Ebenfalls muss dann ein schlüssiges Konzept, bezogen auf die Lerninhalte solcher speziellen Förderungsgruppen oder Förderkurse vorliegen sowie ein Konzept zur Lehrerfortbildung; notwendig ist auch die Darlegung von Auswahlkriterien, nach denen die Kinder als Hochbegabte eingestuft werden.
Und ich bitte zu bedenken, dass spezielle und sinnvolle Förderung von Hochbegabten nicht zum Nulltarif zu bekommen ist.