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15.06.00
16:25 Uhr
Landtag

Rede von Landtagspräsident Arens zur "Conference on Baltic Sea Youth Conference"

D E R L A N D T A G SCHLESWIG HOLSTEIN M I T T E I L U N G E N

77/2000 Kiel, 15. Juni 2000 Es gilt das gesprochene Wort! S p e r r f r i s t :16. Juni 2000, 10:00 Uhr



Arens: Netzwerke sind notwendiges Mittel der Integration
Kiel (SHL) – In seiner Rede anlässlich der „Conference on Baltic Sea Youth Conference“ in Lübeck erklärte Landtagspräsident Heinz-Werner Arens u.a.:
„Sie haben als Grundlage der Jugendarbeit im Ostseeraum die Entwicklung einer gemein- samen Identität und des gegenseitigen Verständnisses unter Berücksichtigung der eige- nen kulturellen Herkunft auf die Fahne geschrieben. Gleichzeitig wird die kulturelle Vielfalt der Regionen anerkannt.
Damit umschreiben Sie die essentiellen Bausteine für ein friedliches Zusammenleben un- terschiedlicher Kulturen. Sie spiegeln mit dieser Vorgabe auch das Motto des Landes Schleswig-Holstein, welches ,Integrieren statt Dividieren’ lautet, wider.
Zum einen besteht für Sie – mehr denn je – die Möglichkeit, im Zuge des Zusammenwach- sens Europas vorurteilsfrei aufeinander zuzugehen. Ihnen stehen nicht mehr die Grenzen zu Land oder in den Köpfen im Wege, die bei älteren Generationen vorhanden waren oder teilweise sogar noch sind.
Zum anderen stehen Ihnen mit den Neuen Medien auch die Möglichkeiten zur Verfügung, schnell, unkompliziert und länderübergreifend auch nach dieser Veranstaltung miteinander in Kontakt zu treten und zu bleiben. Das sogenannte ,globale Dorf’, welches mit dem Inter- net immer mehr an Kontur gewinnt, ist ja nicht nur für die Wirtschaft vorhanden. Dank der neuen Kommunikationstechnologien leben wir alle in ihm. Damit besteht auch die Möglich- keit, dem Ziel – der Herstellung einer Schaffung einer gemeinsamen Identität im Ostsee- raum –schneller näher zu kommen.
Hierzu sind die Einrichtung neuer und der Ausbau bestehender Netzwerke unerlässlich. Gerade Netzwerke sind notwendiges Mittel der Integration und Basis für ein gemeinsames politisches Zusammenleben, auch in unterschiedlichen Kulturkreisen. In diesem Zusam- menhang begrüße ich es, dass seit nunmehr zwei Jahren das Ostsee-Sekretariat und das Ostseejugendbüro als zentrale Ansprechstellen für alle Jugendinteressenvertretungen im baltischen Raum bestehen. Herausgegeben von der Pressestelle des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Düsternbrooker Weg 70, 24105 .../. Kiel, Postfach 71 21, 24171 Kiel, Tel. (0431) 988- Durchwahl App. -1163, -1121, -1120, -1117, -1116, Fax (0431) 988-1119 V.i.S.d.P. Dr. Joachim Köhler, Internet: http://www.sh-landtag.de - E-Mail: Joachim.Koehler@ltsh.landsh.de -2-



Wenn über die Ostseeregion gesprochen wird, wird gleichzeitig zwangsläufig über Europa gesprochen. Derzeit findet eine intensivierte Debatte über die Zukunft Europas statt. Ihre Zielsetzung ist die Bestrebung nach Herstellung einer europäischen Identität, um den Bür- gerinnen und Bürgern die Europamüdigkeit oder sogenannte ,Eurosklerose’ zu nehmen. Bei allen Bemühungen um die Schaffung eines geeinten Europas haben bisher die Her- stellung einer Wirtschaftsunion sowie einer Finanzunion im Vordergrund gestanden. Letzte- re wird demnächst mit der endgültigen Ablösung der Nationenwährungen durch den EURO einen vorläufigen Höhepunkt finden.
Mit diesen Punkten konnte bisher ein äußerer Zusammenhalt Europas durch Schaffung gleicher Rahmenumstände in verschiedenen Lebens- und Wirtschaftsbereichen generiert werden. Der innere Zusammenhalt Europas, der sich in den Köpfen vollziehen muss, ist jedoch weitestgehend ausgeblieben.
In den Köpfen vieler ist der Eindruck entstanden, dass mit dem Gebilde Europa zuvorderst eine neue Verwaltung geschaffen worden ist, die Politik verwirrender und Verwaltungshan- deln noch komplizierter gestaltet. Die unbestritten positiven Aspekte eines vereinten Euro- pas und die Ziele drohen unter diesem Eindruck verloren zu gehen. Ein folgerichtiger Schritt, der zur Zeit von vielen angedacht wird, ist die Herstellung eines Integrationsprozes- ses über die Einrichtung einer sozialen, also auch gesellschaftlichen Union. Wir sind schlichtweg an einem Punkt angelangt, an dem es notwendig wird, weitergehende Akzep- tanz bei den Bürgerinnen und Bürgern für ein Zusammenwachsen Europas zu schaffen. Die Akzeptanz muss in den Köpfen erzeugt werden, denn Europa kann nicht über die Köpfe seiner Einwohner geschaffen werden. Um Integration und Selbstverständnis zu er- zeugen, ist es daher sinnvoll, gesellschaftliche Rahmenumstände zu bewirken, die es er- lauben, eine europäische Kultur entstehen zu lassen.
Ein Träger dieses Prozesses im Sinne der Herstellung eines europäischen Selbstver- ständnisses wird, muss die Jugend sein. Mit der Ostseejugendkooperation wird dazu be- reits heute ein wichtiger Baustein geliefert. Ihre Bemühungen haben hinsichtlich der Sich- tung oder Schaffung von Gemeinsamkeiten unter Berücksichtigung der regionalen Identi- täten der Beteiligten insoweit Modellcharakter. Besonders hervorzuheben ist dabei, dass die Jugendkooperation letztlich auf Initiative von Ihnen selbst heraus gestartet ist. Auch damit haben Sie Vorbildfunktion.“