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26. Februar 2025 – Februar-Plenum

Schwarz-Rot-Grün unterstützt Kieler Stadtbahn

Über 100 Jahre lang rollte bis 1985 eine Straßenbahn durch Kiel, dann musste sie dem Leitbild der "autogerechten" Stadt weichen. Jetzt soll die Stadtbahn wieder reaktiviert werden. CDU, Grüne und SPD sind positiv gestimmt, die FDP ist skeptisch.

Stadtbahn Kiel Absichtserklärung MP Günther OB Kämpfer
Dezember 2024: Der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD, l) und Ministerpräsident Günther (CDU) präsentieren die unterzeichnete Absichtserklärung für die Stadtbahn. Foto: dpa, Felix Müschen

Der mögliche Bau einer Stadtbahn in der Landeshauptstadt Kiel und seine Finanzierung standen am Mittwochnachmittag im Mittelpunkt einer Plenardebatte. Ausgelöst worden war diese durch einen Berichtsantrag der FDP-Fraktion sowie einem Antrag von SPD, CDU und den Grünen zur Unterstützung der Umsetzung der Stadtbahn auf allen politischen Ebenen“, der letztlich mit Mehrheit der Antragssteller angenommen wurde.

Kiel wolle sein Nahverkehrsnetz mit der Stadtbahn für die Zukunft gut aufstellen und das Land sei dafür gesprächsbereit, sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU). Es brauche ein gutes Angebot des Nahverkehrs für die Menschen und günstige Tarife brächten nichts, wenn die Busse anschließend im Stau stecken blieben. „Mit dem Letter Of Intent im Dezember haben wir eine Unterstützung von 700.000 Euro für die erste Planungsstufe zugesagt. Auch für die nächsten Planungsschritte ist eine weitere Förderung denkbar, aber das ist kein Blankoscheck“, betonte Madsen. Die Bundesregierung müsse ihre Unterstützung zusagen und Kiel nachweisen, dass es seinen Anteil von zehn Prozent an den Kosten beitragen kann, ohne dass es Auswirkungen auf andere Vorhaben hat. Man müsse realistisch sein, das sei nicht einfach zu stemmen. „Und erst dann werden wir eine weitere Förderung prüfen.“

FDP sieht Widersprüche bei der CDU

Bei der Verkehrswende werde man um eine neue Infrastruktur nicht herumkommen, wenn die hochgesteckten Ziele erreicht werden sollen, sagte der SPD-Abgeordnete Niclas Dürbrook. Dies sei ohne eine Stadtbahn nicht zu erreichen. „Und ehrlicherweise fehlt bei den Kritikern des Projekts auch schlichtweg der Gegenentwurf, wie eine klimafreundliche und weniger stauanfällige Lösung für Kiel gefunden werden soll.“

Seitens der FDP-Fraktion bemängelte Bernd Buchholz, dass die Landesregierung das Projekt zwar unterstütze, gleichzeitig allerdings die CDU in der Stadt Kiel dagegen sei. Er gehe ohnehin davon aus, dass die Stadtbahn aufgrund der hohen Investitionen nicht kommen werde. „Kiel müsste 500 Millionen Euro in zehn Jahren selbst tragen“, rechnete Buchholz aus. Da die bereits weitere 3,8 Millionen Euro an weiteren Planungskosten angesetzt habe, würden dann 4,5 Millionen Euro ausgegeben „für ein Projekt, das nicht kommt“ und somit werde die Öffentlichkeit „hinter die Fichte geführt“, so Buchholz.

Koch: Bedingungen sind klar formuliert

Die ablehnende Haltung der Kieler CDU sei legitim und nicht im Widerspruch zur Unterstützung des Landes, erwiderte CDU-Fraktionschef Tobias Koch die FDP-Kritik. Die Bedingungen für die Förderung seien klar formuliert worden. Bei der Frage, ob die Stadt Kiel selbst in der Lage sei, dieses Großprojekt zu bewältigen, gehe es nicht nur um die zehn Prozent Anteil der Stadt an den Baukosten, sondern ebenso um die Frage der Finanzierung des Zugmaterials in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro und um die Finanzierung zukünftiger Defizite im Betrieb der Stadtbahn. Beides müsse von der Stadt Kiel alleine ohne Hilfen von Bund und Land finanziert werden. „An dieser Stelle kann man auf kommunaler Ebene durchaus zu einer anderen Einschätzung gelangen, als es bei der heutigen grün-roten Rathausmehrheit und dem SPD-Oberbürgermeister der Fall ist“, so Koch.

Weitere Hauptrednerinnen:
Nelly Waldeck (Grüne), Sybilla Nitsch (SSW)

Die FDP-Fraktion möchte von der Landesregierung wissen, wie sie zum möglichen Bau einer Stadtbahn in Kiel steht. Auch über die Form und Höhe möglicherweise zur Verfügung gestellter finanzieller Mittel des Landes soll laut Berichtsantrag im Plenum informiert werden. Hintergrund: Im Dezember hatten Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) eine Absichtserklärung zur Finanzierung einer Stadtbahn der Landeshauptstadt unterschrieben. Dabei wurden bereits konkrete Summen genannt.

So bekenne sich das Land laut Günther dazu, die Stadt bei den Mehrkosten der ersten Planungsstufen der Stadtbahn in Höhe von 700.000 Euro zu unterstützen. Des Weiteren wolle die Landesregierung auch bei den weiteren Planungskosten 25 Prozent übernehmen – dafür seien weitere 3,8 Millionen Euro angesetzt. Die erste Linie der Stadtbahn soll 2034 in Betrieb gehen und eine Länge von 1,3 Kilometern haben. Das vollständige Bahnnetz soll spätestens 2040 fertig sein – dann will Schleswig-Holstein klimaneutral sein.

Fraktionen von SPD und CDU/Grüne begrüßen die Planung

In einem gemeinsamen Antrag begrüßen die Landtagsfraktionen von SPD, CDU und den Grünen die Planungen für eine Stadtbahn als „ein zukunftsweisendes Projekt, welches das Nahverkehrsnetz der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt modernisieren und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten wird“. Durch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs werde die Mobilität erleichtert und ein attraktives ÖPNV-Angebot geschaffen, das auch Fach- und Arbeitskräfte anzieht. Deshalb unterstütze man die Absichtserklärung von Ministerpräsident Günther und Kiels Oberbürgermeister Kämpfer. Die Fraktionen fordern „alle politischen Ebenen“ auf, die Umsetzung der Stadtbahn voranzutreiben, heißt es im Antrag.

(Stand: 21. Februar 2025)

Antrag

Top 12:
Mündlicher Bericht zur Position der Landesregierung zur Unterstützung einer möglichen Stadtbahn in Kiel
Antrag der Fraktion der FDP – Drucksache 20/2857 

Antrag

Top 22:
Unterstützung der Kieler Stadtbahn
Antrag der Fraktionen von SPD, CDU und Grüne – Drucksache 20/2941 (neu)