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Die Meinungen über die Rolle des Wolfes sind geteilt. Die FDP weckt zwar Diskussionsbedarf für die Herabstufung des Schutzstatus, scheitert aber mit der Forderung nach einem neuen Wolfsbestandsmanagement .
Der Wolf ist zurück – und lebhafte Debatten um den richtigen Umgang damit werden im Parlament seit Jahren immer wieder geführt. Auf Antrag der Liberalen befasste sich das Plenum nun mit der Forderung nach einem „wirksamen Wolfsbestandsmanagement“. Am Ende schaffte es nach ziffernweiser Abstimmung nur einer von drei Punkten des Antrags, zur weiteren Beratung in den Umweltausschuss überwiesen zu werden: dass die von der EU vorgeschlagene Herabstufung des Wolfes von „streng geschützt“ auf „geschützt“ begrüßt wird.
Die Rückkehr des Wolfs sei ein Erfolg für die Natur und den Artenschutz, betonte Antragssteller Oliver Kumbartzky (FDP). Doch Wölfe seien „anpassungs- und lernfähig und ausgesprochen hungrig“, in Schleswig-Holstein gebe es zwei Paare mit Nachwuchs. Frühzeitig und vorausschauend müssten nun die Weichen für ein sogenanntes Bestandsmanagement gestellt werden, um die Weidetiere vor Rissen zu schützen. „Wir können nicht jede Fläche wolfssicher einzäunen“, so Kumbartzky. „Wir brauchen ein aktives Bestandmanagement und eine schadensunabhängige Bejagung des Wolfs.“
Auch wenn der Wolfsbestand in Schleswig-Holstein noch überschaubar ist, habe man mit der Novellierung des Landesjagdgesetzes und der Aufnahme des Wolfs in das Jagdrecht in dieser Legislaturperiode bereits vorausschauend agiert, so Hauke Göttsch von der CDU-Fraktion. Um zukünftig ein praxisnahes und regional differenziertes Bestandsmanagement einzuführen, müsse nach der Änderung der Berner Konvention auch die FFH-Richtlinie auf europäischer Ebene angepasst werden. „Wenn dies passiert ist muss zunächst die Bundesregierung den Weg für ein praxisnahes Bestandsmanagement ebnen, bevor wir hier im Land tätig werden können. Bis dahin sind wir mit dem bundesweit modernsten Jagdgesetz gut aufgestellt.“
„Es ist ein Erfolg des Naturschutzes, dass nach rund 150 Jahren nun wieder einige hundert Tiere in Deutschland leben, ein Bruchteil davon in Schleswig-Holstein“, betonte Silke Backsen (Grüne). Man habe aktuell ein Rudel im Bereich Segeberg und ein weiteres im Sachsenwald, insgesamt seien es knapp 20 Tiere. „Wir setzen auf guten Herdenschutz und Ausgleichszahlungen bei Rissen und sind mit unseren aktuellen rechtlichen Grundlagen und dem umfassenden Wolfsmanagement auf einem vertretbaren Weg. Zudem können Problemwölfe ja auch entnommen werden.“
Sie schließe sich inhaltlich den Worten von Backsen an, sagte Sandra Redmann (SPD) und kritisierte den FDP-Antrag als einen Versuch, mit einem übernommenen Punkt aus einem Antrag des letzten CDU-Landesparteitags Zwietracht in der Koalition zu stiften. Die SPD-Landtagsfraktion sei immer bereit im Ausschuss über das Thema Wolf zu reden und stehe ernst gemeinten Vorschlägen zum besseren Zusammenleben von Wolf und Weidetierhaltern offen gegenüber. „Aber Überbietungswettbewerbe mit Maßnahmen gegen den Wolf machen wir nicht mit.“ Und Christian Dirschauer meinte: „Auch mit der Herabstufung des Schutzstatus bleibt weiterhin die Verpflichtung, einen günstigen Erhaltungszustand für den Wolf zu erreichen.“
Versöhnlich gab sich Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne), der betonte, dass es in diesem Jahr bislang lediglich drei bestätigte Risse gegeben habe, die auch entschädigt worden seien. „Es gibt in der Bevölkerung eine hohe Akzeptanz für den Wolf, drei Viertel der Menschen sagen, der Wolf gehöre in die Landschaft und zwei Drittel sagen, die Diskussion sei überdreht“, so Goldschmidt. Man habe einen guten Umgang mit Problemwölfen gefunden, um diese leichter entnehmen zu können. Man müsse nun weiter sachlich über das Thema sprechen, „dann nehmen wir auch die Bevölkerung mit.
Vertreter der EU-Staaten haben Ende September mit der Stimme Deutschlands eine Abschwächung des Schutzes von Wölfen auf den Weg gebracht. Die Bundesregierung hatte mit ihrer Zustimmung in Brüssel ihren Kurs in der Wolfspolitik geändert. Vorgesehen ist, dass der Schutzstatus des Wolfes von streng geschützt auf geschützt gesenkt werden soll. Die FDP-Landtagsfraktion begrüßt diese Entscheidung in einem jetzt vorgelegten Antrag. „Die Herabstufung des Schutzstatus des Wolfes ist richtig“, sagt der Parlamentarische Geschäftsführer Oliver Kumbartzky: „Die Romantisierung des Wolfes hat endlich ein Ende.“
In ihrem Antrag fordern die Liberalen von der Landesregierung nun ein „wirksames Bestandsmanagement“ für den Wolf samt Bejagung – unabhängig von angerichteten Schäden. Zudem sollen nach dem Willen der FDP die Deiche als wolfsfreie Zonen definiert und Risse durch Hybridwölfe als Wolfsrisse anerkannt werden. Der Antrag deckt sich mit der Position der CDU auf deren Landesparteitag.
„Jetzt geht es auch in Schleswig-Holstein darum, auf die anstehenden EU-weiten Änderungen zu reagieren und ein wirksames Bestandsmanagement einzuführen“, so Kumbartzky. Die fraktionsübergreifende Zustimmung des Landtages zur Aufnahme des Wolfes in das Landesjagdgesetz Ende vergangenen Jahres sei nur ein richtiger erster Schritt gewesen.
Die mit der CDU regierenden Grünen sehen die Forderungen nach der Begrenzung des Wolfsbestands kritisch. „Der Landesparteitagsantrag der CDU wird unserer Meinung nach einen Praxischeck nicht bestehen: selbst wenn die Berner Konvention geändert und der Wolf nur noch als geschützte Art gelistet wird, kann er noch lange nicht zum Abschuss freigeben werden“, sagte Grünen-Landeschef Gazi vergangenen Freitag. Der Wolf müsse auch als geschützte Art einen guten Erhaltungszustand aufweisen, bevor er ohne Einschränkungen bejagt werden dürfe. Dieser sei noch nicht erreicht.
Nach Angaben des Umweltministeriums gibt es in Schleswig-Holstein derzeit ein Wolfsrudel im Kreis Segeberg. Dort fanden sich sichere Belege für zwei erwachsene Tiere, zwei sogenannte Jährlinge und acht Welpen. Daneben gibt es im Sachsenwald zwei erwachsene Wölfe sowie ein aus zwei erwachsenen Wölfen und vier Welpen bestehendes Rudel im Bereich Langenlehsten (Kreis Herzogtum Lauenburg) und Leisterförde (Mecklenburg-Vorpommern), das sich zeitweise in Schleswig-Holstein aufhält.
(Stand: 14. Oktober 2024)
Vorherige Debatte/Meldung zum Thema:
Dezember 2023 (Newsticker, 13.12.)
September 2022
Top 25:
Wolfsbestandsmanagement vorbereiten
Antrag der Fraktion der FDP – Drucksache 20/2573