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4. September 2024 – Brokdorf-Rückbau

AKW Brokdorf: Rückbau rückt näher, noch viele Fragen offen

Erneut werden im Umweltausschuss unterschiedliche Auffassungen zum Verfahren des im Rückbau befindlichen Atomkraftwerks Brokdorf deutlich. Auf der einen Seite die Betreiberfirma Preussen Elektra, auf der anderen Seite die Atomaufsicht des Landes.

Blick von der Elbe auf das infolge des Atomausstiegs am 31. Dezember 2021 abgeschaltete Atomkraftwerk Brokdorf.
Blick von der Elbe auf das infolge des Atomausstiegs Ende 2021 abgeschaltete Akw Brokdorf Foto: dpa, Markus Scholz

Die Genehmigung für den Rückbau des 2021 stillgelegten Atomkraftwerks Brokdorf rückt näher, aber es gibt nach wie vor Differenzen zwischen der Betreiberfirma Preussen Elektra und der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht. Das wurde im Umwelt- und Agrarausschuss erneut deutlich. Der Ausschuss hatte beide Seiten bereits im Mai und im Juni einzeln angehört. Nun kam es zum direkten Dialog zwischen AKW-Managern und Landesregierung. Dabei ging es auch um die Suche nach einer Deponie für die Baurückstände. 

Preussen Elektra warte seit 2017 auf die Genehmigung, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Guido Knott. Seit Ende Juni liege ein erster Entwurf vor, aber der „kann nicht so bleiben, wie er ist“. Es gebe eine Reihe von Auflagen, „die den Rückbau unnötig in die Länge ziehen“. Knott beklagte eine „Übermacht an Regulierungsdichte“, die nicht zu bewältigen sei – „nicht für uns und auch für den TÜV“. Die Kontrollpflicht nehme „nicht ab, sondern zu“, so Knott, dabei sei die Gefahr durch Radioaktivität während des Rückbaus „um den Faktor Billion“ geringer als im Betrieb. Das Unternehmen will das AKW ab November abtragen.

„Neue Phase des Risikos“

„Wir nehmen die Hinweise ernst und werden Anpassungen vornehmen“, erwiderte Energie-Staatssekretär Joschka Knuth. Allerdings habe die Sicherheit der Bevölkerung „zentrale Bedeutung“. Knuth sprach von einer „neuen Phase des Risikos“, da beim Abbau „deutlich mehr Bestandteile kontrolliert werden müssen“. So gehe es etwa um Straßenbeläge, die „eine gewisse Belastung“ aufwiesen, wenn dort Castor-Behälter mit radioaktivem Inhalt gestanden hätten. „Diese feinen Nuancierungen müssen sehr genau geprüft werden“, so Knuth. Der Grünen-Abgeordnete Malte Krüger blickte auf die beiden anderen schleswig-holsteinischen AKW in Brunsbüttel und Krümmel und den dortigen Betreiber Vattenfall. Der habe sich „nicht so wahrnehmbar“ beschwert, obwohl dort die gleichen Regeln gelten. 

Vertreter der Opposition machten die Landesregierung für das langwierige Verfahren verantwortlich. Es sei „überhaupt nicht nachvollziehbar“, monierte Thomas Hölck (SPD), „dass es so extrem lange dauert“. Brokdorf sei schließlich nicht das erste AKW, das zurückgebaut werde. Hölck befürchtete, dass im Kraftwerk eines Tages kein „Personal, das sich auskennt“, mehr vorhanden sei. Auch der FDP-Abgeordnete Oliver Kumbartzky betonte: „Die Genehmigungen dauern hier länger als anderswo.“    Der Leiter der Abteilung für Reaktorsicherheit und Strahlenschutz im Ministerium, Andreas Wasielewski, hielt dagegen: „Der Vorwurf, dass Schleswig-Holstein zu langsam ist, trifft nicht zu.“ Im niedersächsischen Kernkraftwerk Stade laufe der Rückbau seit 2005 – und der Abbruch der Gebäude habe erst im vergangenen Jahr begonnen.

„Wir brauchen eine Deponie“

Eine offene Frage ist nach wie vor: Wo soll der Bauschutt gelagert werden? „Wir brauchen eine Deponie, ansonsten wird der Rückbau nicht gelingen“, mahnte Preussen Elektra-Chef Knott. Für die Anwohner sei „nichts zu befürchten“. Knott veranschlagte 15 bis 20 Jahre für den Abbau und sprach von einer „Verzögerung von deutlich über zehn Jahren“, wenn nicht rasch ein Lagerort gefunden werde. Strahlenschutz-Experte Wasielewski stellte fest: „Es gibt keinen Mangel an möglichen Deponie-Plätzen.“ Was fehle, sei allerdings die „Akzeptanz vor Ort“. Staatssekretär Knuth kündigte an, notfalls werde das Land die Materialien einer Deponie zuweisen. Die AKW-Überreste seien „der am besten freigemessene Abfall, den man sich vorstellen kann“. Eine Anweisung von oben werde die Akzeptanz der Bewohner im Umfeld der Deponie kaum stärken, merkte Christian Dirschauer (SSW) an.

Preussen Elektra plant, auf dem AKW-Gelände einen Batteriespeicher für Windstrom einzurichten. Der Bau solle 2026 beginnen und Mitte der 2030er-Jahre abgeschlossen sein, so Knott. Dies sei ein „wertschaffender Beitrag zur Energiewende“.

Mehr Infos :
Sitzung des Umweltausschusses am 16. Mai zum Thema 
Sitzung des Umweltausschusses am 12. Juni zum Thema
Service:
Der Umweltausschuss des Landtages