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11. Juli 2024 – Friesengremium

Friesen wollen gemeinsam ihre Sprache schützen

Wörter aus Minderheitensprachen können beim EU-Amt für geistiges Eigentum als geschützte Marke eingetragen werden. Dagegen wehren sich nun die Friesen – aus Angst vor einem Ausverkauf ihrer Sprache. Ausgelöst hat die Initiative ein Rechtsstreit um den friesischen Namen der Insel Amrum.

Schulbesuch vor dem Friesengremium: Landtagspräsidentin Kristina Herbst mit Kindern der Risem Schölj/Risum-Skole, der einzigen dänisch-friesischen Schule im Lande. Foto: Landtag

Nord-, Ost- und Westfriesen wollen gemeinsam gegen das europäische Markenrecht zu Felde ziehen. Das ist ein Ergebnis der Sitzung des Friesengremiums Anfang Juli in Risum-Lindholm. Die Minderheitenvertreter von der schleswig-holsteinischen Westküste, von der niedersächsischen Nordseeküste und aus den Niederlanden wehren sich dagegen, dass Wörter aus Minderheitensprachen beim EU-Amt für geistiges Eigentum als geschützte Marke eingetragen werden können. Die Friesen befürchten einen Ausverkauf ihrer Sprache zu kommerziellen Zwecken – und dass sie selbst die Begriffe nicht mehr verwenden dürfen.

Anlass der Sorge: Ein Weingut aus den USA hat sich die Markenrechte an dem Wort „Öömrang“ gesichert, dem friesischen Adjektiv für die Insel Amrum. Deswegen darf ein Gin-Hersteller von der nordfriesischen Insel sein Getränk nicht mehr unter diesem Namen vermarkten. Die Spirituose heißt nun „Oomram“. Das deutsche und auch das europäische Markenrecht schützen zwar geografische Angaben vor der Vereinnahmung – aber nur auf Hochdeutsch. Dialektwörter und Ortsnamen aus Minderheitensprachen können hingegen als kommerzielle Marke angemeldet werden.

Geografische Begriffe sind Merkmale der Identität

Der Gin-Streit tobt seit 2017. Der Minderheitenbeauftragte der Landesregierung, Johannes Callsen, hat sich seitdem bei verschiedenen Stellen für das Friesische eingesetzt: Neben den Patentämtern wandte er sich an die EU-Kommission, an verschiedene Abgeordnete des Europäischen Parlaments und an den Hochkommissar für Minderheiten der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa). Bislang blieben die Initiativen jedoch ohne Ergebnis. Nun wollen die Sprachhüter aus den drei friesischen Landen gemeinsam aktiv werden.

Jens Quedens vom „Öömrang Ferian“, dem Amrumer Kulturverein, hatte bereits zu Beginn der Kontroverse betont: „Wir möchten nicht die geografischen Begriffe unserer Minderheitensprachen, die oft das wesentliche Merkmal unserer Identität sind, auf eine Warenmarke einer Firma reduziert sehen, die noch nicht einmal in unserer Region beheimatet ist und Waren vertreibt, die nicht aus unserer Region stammen.“

Im Friesengremium kommen Vertreter friesischer Organisationen zwei Mal im Jahr mit Abgeordneten aus Bund und Land sowie mit Regierungsvertretern zusammen. Den Vorsitz hat Landtagspräsidentin Kristina Herbst. Das Gremium traf sich dieses Mal in der Risem Schölj/Risum-Skole, der einzigen dänisch-friesischen Schule im Lande. Vor der Sitzung besuchten die Gäste mehrere Klassen und verfolgten den mehrsprachigen Unterricht.