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Das Kernkraftwerk Brokdorf an der Unterelbe ist Ende 2021 vom Netz gegangen und soll nun abgebaut werden. Doch das verzögert sich, weil die Genehmigung für den Rückbau noch nicht vorliegt. Im Umwelt- und Agrarausschuss haben gestern Vertreter des Betreibers Preussen Elektra, einer Tochter des E.on-Konzerns, Mitte Mai der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht deswegen schwere Vorwürfe gemacht. Die Opposition rief die Landesregierung zum Handeln auf.
Preussen Elektra habe den Antrag auf Rückbau bereits 2017 gestellt, betonte Tammo Kammrath, Leiter des AKW. Doch die Fachabteilung im zuständigen Energiewendeministerium habe auch nach fast sieben Jahren noch keine Entscheidung getroffen. Die Wartezeit sei schon jetzt „länger als die Netto-Bauzeit der Anlage“. Immerhin sei für den August der Entwurf einer Genehmigung angekündigt worden. Es falle schwer, „zu verstehen, warum die Dinge in Schleswig-Holstein so langwierig und so kompliziert sind“, sagte Guido Knott, Vorsitzender der Geschäftsführung von Preussen Elektra. Er verwies darauf, dass der Konzern mehrere seiner insgesamt acht AKW in anderen Bundesländern bereits abgewickelt habe und deswegen über ein großes Fachwissen verfüge. Vor diesem Hintergrund warb er bei den Behörden um Vertrauen: „Wir sind keine Hasardeure, die das auf die leichte Schulter nehmen.“
Das Kraftwerk im Kreis Steinburg soll nach den Plänen des Betreibers „von innen nach außen“ abgebaut werden. Bereits jetzt werden Komponenten entfernt, doch auch das gestalte sich schwierig, so Knott: „Es kann nicht sein, dass neben jedem Eimer, den wir aus dem Kraftwerk rausholen, zwei Prüfer vom TÜV stehen.“ Er beklagte „Verwaltungsakte für Küchenabfälle, Glühlampen und Bürostühle“. Dadurch sei der Plan in Gefahr, an dem Standort „die größte Batteriespeicheranlage Europas“ zu errichten, von der aus der schleswig-holsteinische Windstrom über den nahen Knotenpunkt Wilster ins Netz eingespeist werden soll.
Der FDP-Abgeordnete Oliver Kumbartzky bezeichnete es als „erschreckend, dass Schleswig-Holstein im bundesweiten Vergleich so sehr hinterherhinkt“, zumal das Atomgesetz ein Bundesgesetz sei, das in allen Ländern gleichermaßen gelte. Er schlug vor, Vertreter des zuständigen Ministeriums zu einer der kommenden Ausschusssitzungen einzuladen und den Fall zu besprechen. Auch Sandra Redmann (SPD) forderte Klarheit von der Landesregierung.
Bei einer raschen Genehmigung kann der Rückbau nach Angaben von Preussen Elektra bis 2036 abgeschlossen sein. Es geht um 655.000 Tonnen Bausubstanz, von denen „nur ein Bruchteil“ radioaktiv sei. Die 764 Brennelemente sollen laut Betreiber zunächst auf dem AKW-Gelände zwischengelagert werden, bevor sie in Castor-Behältern in ein bundesweites Endlager überführt werden – für das es jedoch noch keinen Standort gibt. 200 Brokdorf-Beschäftigte sowie 600 Mitarbeiter von externen Firmen arbeiten am Abbau. Viele der Kollegen stünden kurz vor der Rente, so AKW-Chef Kammrath, und „deren Expertise wird uns verloren gehen“. Auch deswegen sei Eile bei der Genehmigung geboten.
Weitere Info:
Umwelt-/Agarausschuss
Plenardebatte zum Thema (Januar 2022 / !9. Wahlperiode)