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Letzten Dezember, mitten in der Vorweihnachtszeit, traf diese Nachricht den Landtag ziemlich unerwartet: Der schleswig-holsteinische SPD-Fraktionschef Thomas Losse-Müller wirft das Handtuch. Er kündigte an, den Fraktionsvorsitz, den er anderthalb Jahren inne hatte, sofort und zum April dieses Jahres auch sein Landtagsmandat niederzulegen. Er wolle, so Losse-Müller, wieder „in den Maschinenraum der Politik zurückkehren und strategisch arbeiten“. Sein neues Ziel: Dritter Geschäftsführer des neu gegründeten Sozial-Klimarats der Stiftung Klimaneutralität. Heute hielt der 50-Jährige zum Thema Landesentwicklungsstrategie seine letzte Rede im Landtag – und wurde mit viel Beifall aus den Reihen aller Fraktionen verabschiedet.
„Ich habe es immer als Privileg empfunden, hier stehen zu dürfen“, sagte der scheidende Sozialdemokrat in einer kurzen persönlichen Ansprache vor seinem letzten Gang vom Redepult und versprach: „Ich werde Sie jeden Tag in ihrer Arbeit würdigen.“ Losse-Müller hatte im Dezember den Vorsitz der SPD-Fraktion aufgegeben. Nur wenige Tage später war die SPD-Landesvorsitzende Serpil Midyatli erneut zur Fraktionsvorsitzenden gewählt worden, die Losse-Müller nach der, für die SPD ernüchternden Landtagswahl im Mai 2022 an der Fraktionsspitze abgelöst hatte.
Der Ex-Banker Losse-Müller blickt auf eine ungewöhnliche Politiker-Karriere zurück. Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) holte ihn 2012 als Staatssekretär nach Schleswig-Holstein. Er stieg 2014 als Grüner zum Chef der Staatskanzlei des SPD-Ministerpräsidenten Torsten Albig auf. Nach der für die SPD verlorenen Landtagswahl 2017 und dem Wechsel zur Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP verließ der Vater von zwei Töchtern die Kieler Politik und wechselte zu einer Unternehmensberatung – um dann überraschend als Spitzenkandidat der SPD zur Landtagswahl 2022 wieder aufzutauchen.
Vergeblich mühte Losse-Müller sich im Wahlkampf um Profil gegen den beliebten CDU-Ministerpräsidenten Daniel Günther. Losse-Müller gilt als Politiker mit sehr scharfem analytischem Verstand, der auch in der politischen Auseinandersetzung einen verbindlichen und freundlichen Ton behält.