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13. Dezember 2023 – Dezember-Plenum

Aktuelle Stunde zu Konsequenzen aus der neuesten Pisa-Studie

Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften – Deutschland belegt bei der aktuellen Pisa-Studie nur Rang 25 von insgesamt 81 Teilnehmerstaaten. In einer Aktuellen Stunde wird im Plenum darüber diskutiert.

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Fordert verpflichtende Sprachtests für 4 1/2-Jährige: Christopher Vogt (FDP). Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Nach den schlechten Noten für Deutschlands Schüler in der jüngsten PISA-Studie muss die Bildungspolitik dringend nachgebessert werden – auch in Schleswig-Holstein. Darüber waren sich Vertreter von Koalition und Opposition in einer Aktuellen Stunde im Landtag weitgehend einig. Zwei Erkenntnisse: Die langen Schulschließungen während Corona waren ein Fehler, und die soziale Herkunft spielt nach wie vor eine zu große Rolle für den Bildungserfolg. Zu viele Kinder aus bildungsfernen Haushalten kommen im Unterricht nicht mit.  

Laut der Studie für das Jahr 2022 haben die deutschen 15-Jährigen in den Bereichen Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften so schlecht abgeschnitten wie nie zuvor. Die Werte lagen sogar unter der ersten PISA-Studie aus dem Jahr 2000. Der Abwärtstrend sei „katastrophal für die Kinder und Jugendlichen und für die gesamte Gesellschaft“, sagte Christopher Vogt, dessen FDP-Fraktion die Debatte angestoßen hatte. „Natürlich spielen die Corona-Pandemie und die zunehmende Zuwanderung eine nicht unerhebliche Rolle“, so Vogt, aber dies dürfe keine Ausrede sein. Er forderte verpflichtende Sprachtests für alle 4 1/2-Jährigen, „um Defizite zu erkennen und zu korrigieren“. Zudem gelte: „Eine gesunde Leistungsbereitschaft schadet den Kindern nicht.“

 

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Warnt vor sozialer Ungleichheit im Bildungssystem: die neue SPD-Fraktionsvorsitzende Serpil Midyatli. Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Soziale Ungleichheit ist ein Problem

Die Ergebnisse seien „nicht hinnehmbar“, befand auch Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Sie warnte aber davor, rasche Besserung zu erwarten: „Sie verändern ein Bildungssystem nicht innerhalb weniger Wochen oder Monate.“ Ein Punkt sei die Unterrichtsqualität: „Die Jugendlichen langweilen sich im Matheunterricht.“ Im Haushalt 2024 schaffe das Land 420 neue Lehrerstellen, so Prien. Das deutsche Bildungssystem habe „ein riesiges Problem mit sozialer Ungleichheit“, mahnte die neue Oppositionsführerin Serpil Midyatli (SPD). Der ständige Verweis auf Menschen mit Migrationsgeschichte löse das Problem nicht, denn PISA zeige auch, dass Kinder aus Zuwandererfamilien in Deutschland „die größten Nachteile weltweit“ hätten. Dabei seien fünf Millionen Kinder aus Zuwandererfamilien „fünf Millionen Hoffnungsträger“.

„Unsere Integrationsansätze reichen nicht aus, um soziale Unterschiede auszugleichen“, stellte Jette Waldinger-Thiering (SSW) fest. Mit Blick auf die PISA-Sieger aus Skandinavien und dem Baltikum machte sie sich für eine Gemeinschaftsschule und „gemeinsames Lernen mit genügend Ressourcen“ stark. Martin Balasus (CDU) bezeichnete die monatelangen Schulschließungen während der Pandemie als Fehler. Dennoch gelte: „Corona und Migration sind nicht Ursache, sondern Verstärker.“ Er forderte „mehr Zeit und Ressourcen für die Basiskompetenzen Lesen, Scheiben, und Rechnen.“

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Lasse Petersdotter (Grüne) findet die Pisa-Ergebnisse dramatisch. Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Unzufriedenheit der Schüler in den Blick nehmen

Auch Lasse Petersdotter (Grüne) bezeichnete die Ergebnisse als „dramatisch“. Laut der Studie gäben 22 Prozent der Schüler an, sie seien mit ihrem Leben unzufrieden. Das gelte es in den Blick zu nehmen, „damit die Jugendlichen sich etwas zutrauen“. Er wies darauf hin, dass PISA viele Dinge nicht teste, etwa sprachliches Ausdrucksvermögen, wirtschaftliche und politische Bildung, Geografie und Geschichte, Kunst und Kultur: „Für einen erfolgreichen Bildungsweg ist all das aber sehr relevant.“

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Rechnen will gelernt sein: Mathematik-Unterricht in einer achten Klasse. Foto: dpa, Julian Stratenschulte

Das schlechte Abschneiden der deutschen Schüler in der internationalen Leistungsstudie Pisa beschäftigt den Landtag zum Auftakt seiner Dezember-Sitzung. Die FDP-Fraktion hat eine Aktuelle Stunde zu dem Thema beantragt.

Deutschlands Schüler haben im Jahr 2022 so schlecht abgeschnitten wie nie zuvor. Das teilte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Anfang Dezember mit. In Mathematik erreichten die deutschen Teilnehmer einen Punktwert von 475, bei der vorherigen Untersuchung, die 2019 veröffentlicht wurde, waren es noch 500 gewesen. Im Lesen kam Deutschland auf 480 (2019: 498) und in Naturwissenschaften auf 492 Punkte (2019: 503). Im internationalen Vergleich rangiert Deutschland auf dem 25. Rang von 81 Teilnehmerstaaten. Vorne liegen Singapur und China, die besten europäischen Teilnehmer kommen aus Finnland, Lettland, Estland und Schweden. Auch international ist die durchschnittliche Leistung drastisch gesunken. Es ist das erste Pisa-Zeugnis seit der Corona-Pandemie. Die Ergebnisse sind nicht nach Bundesländern differenziert.

Mehr Unterstützung für Lehrkräfte

„Natürlich spielen die Pandemie und die zunehmende Zuwanderung bei den Ergebnissen eine nicht unerhebliche Rolle“, so der FDP-Fraktionsvorsitzende Christopher Vogt, aber dies dürfe keine Ausrede sein. Er warf der Landesregierung vor, bei entscheidenden bildungspolitischen Fragen zu wenig erreicht zu haben, etwa bei der Lehrkräftegewinnung, Sprachförderung sowie bei Inklusion und Integration. Die Lehrkräfte bräuchten dringend mehr Unterstützung und Entlastung von unterrichtsfremden Aufgaben, so Vogt: „Sie müssen sich wieder stärker auf ihr Kerngeschäft, die Unterteilung des Fachunterrichts, konzentrieren können.“

Pisa (Programme for International Student Assessment) ist die größte internationale Schulleistungsvergleichsstudie. Seit 2000 werden alle drei Jahre die Kompetenzen von 15-Jährigen beim Lesen, in der Mathematik und den Naturwissenschaften erfasst. Diesmal standen die mathematischen Kompetenzen im Mittelpunkt. An der jüngsten Erhebung im Jahr 2022 nahmen weltweit 81 Länder und mehr als 600.000 Jugendliche teil. Die für Deutschland repräsentative Stichprobe umfasst rund 13.000 Schülerinnen und Schüler im Alter von 15 Jahren in allen Schultypen.

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Rechnen will gelernt sein: Mathematik-Unterricht in einer achten Klasse. Foto: dpa, Julian Stratenschulte

Antrag zur aktuellen Stunde:

Drucksache 20/1732