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Der Wolf ist nach knapp 200 Jahren zurück im Lande und bedroht Rehe und Schafe. Die Koalition will deswegen das Raubtier ins Jagdrecht aufnehmen, bei ganzjähriger Schonzeit. Gefährliche Tiere könnten dann erlegt werden, ebenso wie Wölfe, die bei einem Verkehrsunfall angefahren und verletzt werden. Das Landwirtschaftsministerium arbeitet derzeit an einem entsprechenden Gesetzentwurf. Der FDP geht das nicht weit genug. Die Liberalen fordern „wolfsfreie Zonen“, insbesondere an der Westküste. Die SPD hält dagegen das bestehende Wolfsmanagement für ausreichend.
„Nur für absolute Ausnahmefälle brauchen wir die Fachkunde und Erfahrung unserer Jägerschaft“, betonte Hauke Göttsch (CDU). Bis ein Tier als Problemwolf eingestuft werde, müsse er wiederholt aufgefallen sein. Oliver Kumbartzky (FDP) sah das anders: „Wir dürfen bei der Ausbreitung des Wolfes nicht tatenlos zusehen.“ Die Zeit für „Märchenstunden und Romantisierungen“ sei vorbei. Insbesondere an der Nordsee sei die Sicherheit der Küstengebiete bedroht, wenn Wölfe die Schafe reißen, die auf den Deichen für kurzes Gras und feste Böden sorgen. Silke Backsen (Grüne) warf der FDP vor, „alles nur wegschießen zu wollen“ und Ängste zu schüren. Ziel müsse eine „Koexistenz von Wolf und Weidehaltung“ sein.
Sandra Redmann (SPD) verwies auf das seit 2010 bestehende Wolfsmanagement des Landes, das Tierhalter mit Schutzzäunen versorgt, Beratung anbietet, Rissgutachten erstellt und Entschädigungszahlungen leistet. Dies habe sich bewährt. Es bestehe keine Notwendigkeit, jetzt mit der Aufnahme ins Jagdrecht eine „Parallelstruktur“ aufzubauen.
Sein Haus sei dabei, so Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU), die Zuständigkeiten zwischen dem Landwirtschafts- und dem Umweltministerium in dieser Sache zu klären. Wolfsfreie Zonen, wie die FDP sie fordere, seien rechtlich „zurzeit nicht möglich“. Schwarz verwies darauf, dass sich zwei Wolfspaare in den Kreisen Segeberg und Herzogtum Lauenburg niedergelassen hätten: „Wir müssen damit rechnen, dass wir in den nächsten Jahren ein bis zwei Rudel im Land haben.“ Christian Dirschauer (SSW) hielt die Pläne von CDU und Grünen derzeit für nicht konkret genug. Man müsse „den Gesetzentwurf abwarten und sehr genau prüfen“.
Am Ende wurde der Koalitionsantrag mit breiter Mehrheit angenommen, das FDP-Papier fand bei keiner anderen Fraktion Zustimmung. Seit 2007 wurden in Schleswig-Holstein 323 Wolfsattacken gezählt, bei denen 750 Nutz- und Wildtiere, umgekommen sind.
Seit 1820 galt der Wolf in Schleswig-Holstein als ausgerottet – im Jahr 2007 trat er im Land zwischen den Meeren jedoch wieder auf. 750 Nutz- und Wildtiere, vor allem Schafe und Rehe, sind seitdem bei 323 Attacken von Wölfen umgekommen. Vor diesem Hintergrund fordern Bauern und Schäfer seit langem, die streng geschützte Tierart zu bejagen. CDU und Grüne legen nun die Grundlage dafür. Die Koalitionsfraktionen rufen die Landesregierung auf, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht ermöglicht. Zugleich soll eine ganzjährige Schonzeit verhängt werden. Das bedeutet: Jäger dürfen auffällige, gefährliche Wölfe schießen. Sie brauchen allerdings für jeden Einzelfall eine behördliche Genehmigung. Diesen Weg ist bereits Niedersachsen gegangen.
Nach Angaben des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) sind 52 Wölfe im Lande seit der Rückkehr im Jahr 2007 aufgetreten. Die allermeisten streifen durch das Land und verlassen Schleswig-Holstein nach wenigen Wochen wieder. Aktuell konnten zwei residente Paare in Schleswig- Holstein bestätigt werden. Insgesamt ist die Zahl der Übergriffe von Wölfen auf Nutztiere in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Im Monitoringjahr 2018/19 registrierte das LLUR 155 Angriffe auf Nutztiere und 6 auf Wildtiere. Im Monitoringjahr 2021/22 waren es lediglich 21 Übergriffe auf Nutztiere und 8 auf Wildtiere. Die meisten Wölfe werden in Deutschland in Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern Sachsen-Anhalt sowie im östlichen Niedersachsen registriert.
(Stand: 30. September 2022)
Vorherige Debatten/Meldung zum Thema:
März 2019 / November 2019 (Entschädigung / 19. Wahlperiode)
September 2018 (19. WP)