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Die FDP ist mit ihrem Vorstoß, Schwimmunterricht in Schulen verbindlich zu machen, auf ein geteiltes Echo gestoßen. In der Zielsetzung des verbindlichen Schwimmunterrichts sei man sich einig, auf dem Weg dahin gibt es aber Differenzen, hieß es in der rund einstündigen Debatte. „Es besteht erheblicher Nachholbedarf nach der Corona-Pandemie. Vieles müssen wir nachholen, aber da sind wir auch dabei“, erklärte Bildungsministerin Karin Prien (CDU).
„Rund 60 Prozent der Zehnjährigen sind heute keine sicheren Schwimmer“, konstatierte die sportpolitische Sprecherin der Liberalen, Annabell Krämer. Unterricht passiere hauptsächlich in Kursen in der Freizeit. Krämer forderte, die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Vereinen zu intensivieren. Die Kosten für Kompaktkurse für Schulen, ohne Schwimmstätte in der Nähe, sollten erstattet werden. „Schwimmunterricht braucht endlich den Stellenwert, den er auch verdient“, erklärte sie.
86 Prozent der Sechstklässler können schwimmen
Auf der gleichen Welle schwamm auch die SPD. Martin Habersaat (SPD) forderte die Landesregierung auf, Konzepte umzusetzen, die man aufstellt. So gebe es verlässliche Zahlen zu Schülerinnen und Schüler, die in der sechsten Klasse schwimmen können, zuletzt aus 2019. Vor allem Kinder aus einkommensschwachen Familien seien auf die Angebote in der Schule angewiesen, machte er deutlich. Ministerin Karin Prien nannte den Vorwurf, Kinder würden in den Schulen kein schwimmen lernen „absurd“. 86 Prozent der Schülerinnen und Schüler könnten am Ende der Klasse 6 schwimmen. Das sei ein Anstieg um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, machte sie deutlich. Die Schwimmlern-Offensive werde fortgesetzt.
Die Regierungskoalition und SSW wehrten sich gegen verbindliche Zusagen. Stattdessen müssten Weiterqualifizierungsbemühungen fortentwickelt und der Dialogprozess mit allen am Schwimmunterricht Beteiligten fortgesetzt werden, erklärten Martin Balasus (CDU) und Malte-Jannik Krüger (Grüne), die einen entsprechend formulierten Änderungsantrag einbrachten. Jette Waldinger-Thiering (SSW) konstatierte: „Schwimmunterricht ist bereits jetzt fester Bestandteil des Sportunterrichts an den Grundschulen und im Lehrplan Sport festgeschrieben. Mehr verpflichtende Umsetzung geht ja nun mal nicht.“
Bildungsausschuss berät weiter
Nicht überall gebe es eine Schwimmstätte in der Nähe, Energie- und Coronakrise bremsten den Schwimmunterricht zudem aus, führte Martin Balasus (CDU) an: „Wir wollen, dass Schleswig-Holstein ein Land der Schwimmerinnen und Schwimmern wird.“ Malte-Jannik Krüger nannte es „fahrlässig“ in der derzeitigen Situation verbindliche Zusagen zu machen. „Sie fordern etwas, was so nicht bis nächstes Jahr möglich ist.“
Der Bildungsausschuss berät beide Anträge weiter.
Die FDP-Opposition will Schwimmunterricht in Schulen verbindlich machen. In Grundschulen sollen alle Kinder im Rahmen des Sportunterrichts Schwimmen lernen und in weiterführenden Schulen die Schwimmfähigkeiten verbessern können. Außerdem schlagen die Liberalen in ihrem Antrag vor, die Infrastruktur für den schulischen Schwimmunterricht zu stärken. Außerdem soll die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Vereinen intensiviert werden, und die Kosten für Kompaktkurse für Schulen, ohne Schwimmstätte in der Nähe, sollen erstattet werden.
Laut FDP findet Schwimmunterricht in den Schulen in der Regel nur unzureichend statt; auch der Bedarf an privaten Schwimmkursen sei vielerorts größer als das Angebot. „Die Schwimmfähigkeiten der Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein sind nicht erst seit der Corona-Pandemie unbefriedigend“, heißt es in dem Antragstext. In einem Alternativantrag der Koalition wird das Ziel für mehr Schwimmunterricht geteilt. CDU und Grüne betonen: „Der Weiterqualifizierung von Lehrkräften kommt hierbei eine wichtige Rolle zu.“ Vor diesem Hintergrund rufen die Koalitionsfraktionen dazu auf, „Weiterqualifizierungsbemühungen fortzusetzen und stetig fortzuentwickeln“.
Dass es um die Schwimmfähigkeiten von Schülern bundesweit nicht gutbestellt ist, das geht aus einer gemeinsamen Pressemitteilung der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) von Anfang August 2022 hervor: „Von den rund 750.000 Kindern, die jedes Jahr von den Grundschulen an die weiterführenden Schulen wechseln, waren schon vor der Pandemie 60 Prozent keine sicheren Schwimmer.“ Zudem geht aktuell die Sorge um, dass Hallenbäder wegen des bundesweiten Energiesparzwangs geschlossen werden könnten – und der Schwimmunterricht sowie außerschulische Schwimmkurse weiter eingeschränkt werden.
Nach DLRG-Zahlen ist die Zahl der tödlichen Badeunfälle in Schleswig-Holstein bis zum Ende dieses Sommers im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben. Von Jahresbeginn bis einschließlich August kamen mindestens 16 Menschen beim Baden ums Leben. Auch im Vorjahreszeitraum waren 16 Badetote gezählt worden. Bundesweit stieg die Zahl der Ertrunkenen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 44 auf 289. Den Anstieg führt die DLRG auf die Hitze im Sommer zurück, in der viele Menschen in Flüssen, Seen oder in Nord- und Ostsee badeten. Der DLRG-Statistik zufolge ereigneten sich die meisten Badeunfälle an ungesicherten Gewässern.
(Stand: 26. September 2022)
Vorherige Debatte/Meldung zum Thema:
Mai 2021 / August 2021