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25. Februar 2022 – Februar-Plenum

Tourismus auf dem Weg zurück zu alten Zeiten

Quo vadis Schleswig-Holstein-Tourismus? Das hatte die SPD gefragt. In der Debatte wird klar: Während der Corona-Pandemie hat sich die Branche relativ gut gehalten. Und es geht wieder bergauf.

Buchholz, Bernd Wirtschaftsminister FDP
Minister Buchholz (FDP) erleichtert: Tourismus-Branche im Land ist relativ gut duch die Corona-Pandemie gekommen. Foto: Michael August

Der Landtag ist sich einig: Der Tourismus in Schleswig-Holstein ist im Verhältnis zu anderen Bundesländern relativ gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Tourismusminister Bernd Buchholz (FDP) betonte in einem von der SPD geforderten Bericht zwar, der Fremdenverkehr habe „zwei sehr schwere Jahre“ hinter sich. Dennoch seien die Ende November 2021 erhobenen Übernachtungszahlen mit einem Minus gegenüber 2019 von 9,6 Prozent im Vergleich etwa zum „Zweitplatzierten“ Mecklenburg-Vorpommern mit einem Minus von 21,7 Prozent noch „recht gut“.

Weniger die Küsten, vor allem das Binnenland habe gelitten, so Buchholz. Er hob drei Aspekte hervor. Zum einen hätten unter Corona viele weitere Landgasthöfe zugemacht. Dies werde eine in Kürze vorliegende Studie genauer untersuchen. Der Minister warb zudem angesichts des Fachkräftemangels in der Branche dafür, das Qualitätsniveau zu verbessern, zu modernisieren und neue Betten zu schaffen. Und: Auch die vielen Berufsbilder in Hotellerie und Gastronomie sollten wieder sicherer und attraktiver werden. Redner der anderen Fraktionen schlossen sich diesen Ausführungen an.

Charme-Offensive

Der Landtag forderte zudem mehr Akzeptanz für den Tourismus. Regina Poersch (SPD) regte eine „Charme-Offensive“ in den Tourismusorten an. Es müsse wieder „eine echte Willkommenskultur“ herrschen ‒ auch von Einheimischen, die nicht in der Branche arbeiteten. „Wir müssen Kritiker mitnehmen und ernst nehmen, um eine Gemeinsamkeit zu erreichen“, so Poersch. Einhellig wurde vom Plenum betont, dass der Tourismus sich nun langsam erhole.

Laut Statistikamt Nord kamen im Jahr 2021 insgesamt 6 594 000 Touristinnen und Touristen nach Schleswig-Holstein. Das sind 6,1 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Anzahl der gebuchten Übernachtungen stieg in diesem Zeitraum um 12 Prozent auf knapp 32,4 Millionen.

Minister Buchholz kündigte eine Tourismusstrategie noch in dieser Legislaturperiode an. Der Bericht seines Hauses wird im Wirtschaftsausschuss weiter behandelt.

Weitere Redner:
Klaus Jensen (CDU), Andreas Tietze (Grüne), Annabell Krämer (FDP), Lars Harms (SSW), Volker Schnurrbusch (AfD)

Der Tourismus ist in Schleswig-Holstein deutlich besser durch die Corona-Krise gekommen als in den anderen Bundesländern. Während Beherbergungsbetriebe wie Hotels und Pensionen einen Umsatzrückgang hinnehmen mussten, boomt der Campingtourismus im Lande. Dies ist das Fazit eines von der SPD-beantragten Berichts der Landesregierung zur aktuellen Situation in der Corona-Pandemie. Unter Verweis auf Zahlen des Sparkassen Tourismusbarometers liege Schleswig-Holstein demnach „als einziges Bundesland bei den Halbjahresergebnissen (Januar bis Juli 2021) der gewerblichen Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit einem geringfügigen Plus von 0,6 Prozent an Position 1 des Länder-Rankings.“

Einen leichten Aufschwung gab es im Herbst. Laut Zahlen des Statistikamtes, die erst nach Fertigstellung des Berichts vorlagen, haben Touristen dem Fremdenverkehr in Schleswig-Holstein im Oktober einen starken Monat beschert. In dem Monat kamen 872.000 Gäste im nördlichsten Bundesland an, das waren gut 18 Prozent mehr als vor einem Jahr ‒ wie schon im September auch mehr als in den Vor-Corona-Jahren bis 2019. Insgesamt kamen von Januar bis Oktober 5,85 Millionen Gäste in Schleswig-Holstein an. Das sind zwar nur noch vier Prozent weniger als im Jahr zuvor. Im Vergleich zu 2019 mit mehr als acht Millionen Gästen steht aber unter dem Strich immer noch ein Minus von 27 Prozent.

Natur und neue Ziele

Der Bericht der Landesregierung gibt die Einbußen für das gesamte Jahr 2020 mit 19,6 Prozent (-23,4 Prozent ohne Camping) bei den Übernachtungen im Vergleich zum Jahr 2019 an. Der Campingtourismus habe dagegen im Vorjahr satte Zuwächse in Höhe von 8,8 Prozent verzeichnet. Unterm Strich sei eine große Insolvenzwelle bei Beherbergungs- und Gastronomiebetrieben und anderen, stark vom Tourismus abhängigen Unternehmen „bislang ausgeblieben“, heißt es in dem Bericht zu mehreren Fragen der SPD. Probleme gebe es im Bereich der Fachkräfte, der Mangel betreffe die gesamte Wirtschaft des Landes. Tourismusspezifische Zahlen werden nicht genannt.

Auf dem Tourismustag Schleswig-Holstein des Branchenverbandes Dehoga im November hatte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz ein weiteres moderates Wachstum der Branche im Norden angekündigt. Der FDP-Politiker warb dafür, den Wert des Naturschutzes für den Tourismus herauszustellen. Wichtig sei auch, ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis beizubehalten. Um die Qualität hochzuhalten, brauche die Branche immer wieder neue Ziele und auch neue Beherbergungsbetriebe. Seinen Angaben zufolge leben hierzulande 160.000 Menschen im Land vom Tourismus. Die Branche mache fünf bis sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus.

(Stand: Januar 2022)

Meldung bei Antragstellung:
Oktober 2021 (ohne Aussprache):
Vorherige Debatten zum Thema:
März 2021
Januar 2021 (allg. Wirtschaftshilfen)
August 2020 (Corona-Hilfen)
November 2018 (Tourismusforschung)
November 2017 (Strategie)

Regierungsbericht

Quo vadis Schleswig-Holstein-Tourismus?
Antrag der Fraktion der SPD ‒ Drs. 19/3349
(Landtagsbeschluss vom 29. Oktober 2021)
Bericht der Labndesregierung ‒ Drucksache 19/3454
(Federführend ist das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus)