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23. Februar 2022 – Februar-Plenum

Nach dem „Wendepunkt“ kommt der Weg „zurück zur Normalität“

Am 20. März sollen die meisten Corona-Einschränkungen wegfallen. Dafür gibt es Zuspruch im Landtag. Es werden aber auch Warnungen vor einem erneuten heißen Herbst laut.

Günther, Daniel Ministerpräsident CDU Plenum
Regierungschef Günther (CDU): „Wir sind an einem Wendepunkt in der Pandemie angekommen.“ Foto: Thomas Eisenkrätzer

Nach zwei Jahren Pandemie sei Schleswig-Holstein an einem „Wendepunkt“ angekommen und könne in den kommenden Wochen „drei klare Schritte Richtung Normalität“ machen. Das betonte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) in einer Regierungserklärung und skizzierte den Fahrplan für die Aufhebung der Corona-Schutzmaßnahmen. In einem ersten Schritt hat die Landesregierung Mitte Februar viele Auflagen für Geimpfte und Genesene aufgehoben. Ab 3. März soll dann 3G in Freizeit, Kultur, Sport, Gastronomie und Hotels gelten, und ab 20. März soll auch dies entfallen. Lediglich die Maskenpflicht soll in einigen Bereichen erhalten bleiben. „Mit Dem Frühjahrsbeginn kehrt spürbar mehr Leben ins Land zurück“, so Günther.  

„Jetzt sind wir erfreulicherweise an einem Punkt, wo die sehr strikten Maßnahmen nicht mehr nötig sind“, merkte der Regierungschef an. Gradmesser sei die Stabilität der Gesundheitsversorgung und der Schutz der vulnerablen Gruppen. Der Scheitelpunkt der Omikron-Welle sei überwunden, und Schleswig-Holstein weise „in allen Altersgruppen“ Spitzenplätze bei der Impfung auf. „Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem eigenverantwortliches Handeln zum Maß der Dinge wird“, so Günther, der erneut an Ungeimpfte appellierte: „Helfen Sie mit, die Impflücke zu schließen.“

SDP warnt vor dem Herbst

Oppositionsführerin Serpil Midyatli (SPD) warnte hingegen davor, „jetzt die falschen Schlüsse zu ziehen“ und „in Partystimmung zu verfallen“. Es bestehe die Gefahr, im Herbst wieder von der nächsten Corona-Welle „überrollt“ zu werden. Die Corona-Warnampel müsse auch wieder auf gelb oder rot geschaltet werden, „wenn die Lage es erfordert“. Sie forderte, weiter in Innenräumen FFP2-Masken zu tragen, und machte sich für eine allgemeine Impfpflicht stark – nicht mehr gegen Omikron, sondern gegen eine mögliche spätere Notlage: „Eine Feuerwehr kann man nicht erst dann einrichten, wenn es brennt“, so Midyatli.

CDU-Fraktionschef Tobias Koch warf den Sozialdemokraten „Fundamentalopposition“ vor und rief sie auf, „in Krisenzeiten mehr Gemeinsamkeit“ an den Tag zu legen. „Schleswig-Holstein ist besser als alle anderen Bundesländer durch die fünfte Welle gekommen“, so Koch. Es gebe jetzt „Hoffnung für alle diejenigen, die in den letzten zwei Jahren unter der Pandemie gelitten haben“, schloss die Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben (Grüne) an. Dies gelte insbesondere für Kinder und Jugendliche und alleinerziehende Eltern. Um sich auf den Herbst vorzubereiten, forderte sie noch mehr Impfungen, mehr Personal in Kitas und Schulen sowie mehr psychotherapeutische Angebote.

Christopher Vogt, Fraktionschef der Liberalen, sah „Anlass zu großer Freude“. Es sei „kein Gnadenakt oder Geschenk der Regierung“, wenn jetzt die Maßnahmen zurückgeschraubt würden. Dies sei vielmehr „rechtlich geboten“, so Vogt: „Wir dürfen uns nicht an diesen Ausnahmezustand gewöhnen.“

SSW blickt nach Dänemark

„Ich hätte mir schnellere Öffnungen gewünscht“, sagte Lars Harms (SSW) – etwa die 3G-Regel schon ab dem 19. Februar. Dies wäre mit Blick auf die Lage in Dänemark vertretbar gewesen, so Harms. Dort sei alles „durchdigitalisiert“, und es habe eine viel bessere Datenlage gegeben. Er forderte, das Gesundheitswesen stärker zu digitalisieren: „Es kann doch nicht wahr sein, dass wir als eines der reichsten Länder der Welt nicht in der Lage sind, tagesaktuelle Daten vorzulegen.“

Der Abgeordnete vom Zusammenschluss der AfD im Landtag, Jörg Nobis, sprach von einem „kläglichen Versuch“ des Ministerpräsidenten, kurz vor der Wahl am 8. Mai Wählerstimmen zu gewinnen. Die Zeit für Lockerungen sei schon längst da gewesen, und die Bürger hätten „die Nase gestrichen voll“ von der Corona-Politik der Landesregierung, sagte er.

Am Ende der fast zweistündigen Debatte beschloss der Landtag mit großer Mehrheit einen Jamaika-Antrag, der die Linie der Landesregierung unterstützt. Lediglich der AfD-Zusammenschluss votierte dagegen.

Zwei Wochen vor Ostern sollen fast alle Corona-Schutzmaßnahmen fallen. Darauf haben sich die Ministerpräsidenten mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am vergangenen Mittwoch verständigt und einen Stufenplan, der bereits am 4. März erste Lockerungen vorsieht, verabredet. Jetzt will Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther (CDU), der den Norden als Vorreiter für diese Bund-Länder-Vereinbarung ansieht, im Plenum den Weg „Zurück zur Normalität“ in einer gleichlautenden Regierungserklärung näher erläutern.

Am Abend nach dem Bund-Länder-Gipfel zeigte sich Günther „sehr froh darüber“, dass es auf Bundesebene Rückendeckung für den Weg Schleswig-Holsteins gab. Der Ministerpräsident hatte bereits am Vortag der überregionalen Konferenz entsprechende Erleichterungen für Freizeit, Kultur, Sport, Gastronomie und Hotellerie angekündigt. Sie sollen bundesweit zum 4. März in Kraft treten und im Norden einen Tag zuvor, weil hier bereits am 2. März die geltende Verordnung ausläuft. Zum 20. März ist dann vorgesehen, die tiefergreifenden Schutzmaßnahmen auslaufen zu lassen – Vorgaben zum Tragen von Schutzmasken ausgenommen. Die Koalition aus CDU, Grünen und FDP in Kiel zieht auf diesem Weg an einem Strang.

(Stand: 21. Februar 2022)

Vorherige Debatten zum Thema:
Januar 2022
Januar 2022 (Sondersitzung)

Stichwort: Regierungserklärung

Der Ministerpräsident und die Mitglieder der Landesregierung haben die Möglichkeit, während einer Plenarsitzung des Landtages eine Regierungserklärung, das heißt, eine Stellungnahme zu einem aktuellen politischen Thema, abzugeben. Traditionell stellt ein frisch gewählter Regierungschef zum Beginn einer Wahlperiode sein Regierungsprogramm in einer ausführlichen Regierungserklärung vor. Die anschließende Aussprache des Landtages wird in der Regel durch den Oppositionsführer eröffnet. In der vergangenen 18. Wahlperiode (2012 bis 2017) hat die Landesregierung insgesamt 17 Regierungserklärungen auf die Tagesordnung gehoben.

Regierungserklärung

„Zurück zur Normalität"
Drucksache 16/3661

Antrag

Schleswig-Holstein kehrt zurück zur Normalität
Entschließungsantrg der Ftraktionen von CDU, Grünen und FDP - Drucksache 16/3665