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25. Februar 2022 – Februar-Plenum

Weiter Diskussion um Stellenwert der beruflichen Bildung

Die Schülerzahlen an den berufsbildenden Schulen im Land sinken. Während die Opposition der Regierung vorhält, zu wenig dagegen zu tun, sieht die Jamaika-Koalition das Land auf einem guten Weg.

Eickhoff-Weber, Kirsten SPD Plenum
Kirsten Eickhoff-Weber (SPD: Die berufliche Bildung darf „kein Stiefkind“ sein. Foto: Michael August

Landesregierung und Jamaika-Koalition haben Kritik der Opposition an einer Vernachlässigung der beruflichen Bildung zurückgewiesen. Es gehe darum, das Angebot in Schleswig-Holstein trotz eines Rückgangs der Schülerzahlen „so attraktiv wie möglich zu halten“, erklärte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) im Plenum. SPD und SSW sehen den Fokus der Jamaika-Koalition hingegen derzeit zu sehr auf den allgemeinbildenden Schulen.

Die Diskussion rankte sich vor allem um das Schleswig-Holsteinische Institut für Berufliche Bildung (SHIBB). Angesiedelt als Landesamt beim Wirtschaftsministerium sind dort seit Januar 2021 die Verantwortlichkeiten neu gebündelt worden. Während Kirsten Eickhoff-Weber (SPD) konstatierte, das SHIBB käme „von dem Prädikat einer nachgeordneten Behörde des Wirtschaftsministeriums“ nicht hinaus, nannte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) „eine echte Erfolgsgeschichte“.

SSW: Berufliche Bildung ist „Stiefkind“

Eickhoff-Weber erklärte, die amtierende Regierungskoalition denke das Schulsystem nicht vernetzt, „im Gegenteil, die Durchlässigkeit wird immer weiter erschwert“. Dem schloss sich Jette Waldinger-Thiering (SSW) an. Die berufliche Bildung dürfe „kein Stiefkind“ mehr sein, sagte sie. Es gehe auch darum, dem Fachkräftemangel vorzubeugen.

Knöfler, Peer CDU Plenum
Peer Knöfler (CDU): „Frage-Orgasmen der SPD“ längst beantwortet Foto: Michael August

Die Jamaika-Koalition wies das zurück. Peer Knöfler (CDU) hielt SPD und SSW vor, das Thema nur „kurzfristig beatmet“ und „für den Wahlkampf missbraucht“ zu haben. Alle „Frage-Orgasmen der SPD“ seien bereits beantwortet. „Die Steakholder sind längst aktiv“, so Knöfler. Ähnlich äußerten sich auch Ines Strehlau (Grüne) und Anita Klahn (FDP). Es gebe neben dem Prognos-Gutachten des Wirtschaftsministeriums auch einen 150seitigen Bericht des Bildungsministeriums aus dem Jahr 2021, so Strehlau. Klahn ergänzte: „Selbstverständlich werden alle Beteiligten eingebunden.“

Minister sieht große Dynamik

Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) nannte als Ziel, eine größtmögliche Anzahl von Bildungseinrichtungen mit möglichst vielen Ausbildungsgängen wohnortnah zu organisieren. Das allerdings sei „eine echte Herausforderung“, machte er deutlich. Denn: Bei der Berufsausbildung gebe es „eine große Dynamik“.

Die Anträge von SPD und SSW wurden abgelehnt. Der Alternativantrag der Jamaika-Koalition wurde einstimmig angenommen. Er bittet die Landesregierung, sich im Übergangsbereich von Schule und Beruf zwischen den zuständigen Ministerien abzustimmen und „die Expertise der in diesem Bereich tätigen Fachgremien aus Schulen, Kammern, Betrieben und Schulträgern mit einzubeziehen“.

SPD und SSW bringen die Diskussion um die Zukunft der beruflichen Schulen im Norden erneut auf die Tagesordnung im Landtag. Die Oppositionsfraktionen fordern ein Konzept zum Erhalt der Schulen auf dem Land. Denn: „Während die Schülerzahlen an den allgemeinbildenden Schulen zuletzt fast konstant blieben, sanken sie an den berufsbildenden Schulen zuletzt kontinuierlich“, heißt es zur Begründung. Grundlage soll eine landesweite Schulentwicklungsplanung für die Beruflichen Schulen sein, die im „Dialog mit allen Beteiligten“ auszuarbeiten sei, so die Forderung. 

Daran anschließend setzen sich SPD und SSW in einem weiteren Antrag dafür ein, „die allgemeine mit der beruflichen Ausbildung gleichzustellen und gegeneinander durchlässig zu machen“. Das müsse sich auch in der turnusmäßigen Berichterstattung der Regierung zur schulischen Bildung widerspiegeln, schreiben die Antragsteller weiter. Die Forderung: Es soll „die Gleichrangigkeit beider Säulen des Schul- und Bildungssystems in angemessener Form“ dargestellt werden.

Zurück ins Bildungsministerium

Ende November hatte sich der Landtag bereits für den Erhalt von Berufsschulen in der Fläche stark gemacht. Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) hatte zuvor angekündigt, das Land stelle zusätzlich 1,25 Millionen Euro bereit, um 60 ursprünglich zur Disposition stehende Lehrerstellen zu erhalten.

SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat hat angekündigt, im Falle eines Sieges bei der Landtagswahl am 8. Mai wolle die SPD die berufliche Bildung aus der Hoheit des Wirtschaftsministeriums herausholen und wieder dem Bildungsministerium zuordnen. Der schulische Teil der dualen Ausbildung sei Kern der Berufsschulen.

(Stand: 21. Februar 2022)

Vorherige Debatte/Meldung zum Thema:
November 2021
Oktober 2020 (Zuordnung / ohne Aussprache)

Anträge

Die landesweite Schulentwicklungsplanung für die Beruflichen Schulen braucht den Dialog mit allen Beteiligten
Antrag der Fraktion der SPD und der Abg. des SSW ‒ Drucksache 19/3636 
Alternativantrag der Fraktionen von CDU, Grünen und FDP ‒ Drucksache 19/3667

Gleichstellung der allgemeinen und der beruflichen Bildung auch in der Berichterstattung
Antrag der Fraktion der SPD und der Abgeordneten des SSW ‒ Drucksache 19/3637