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27. Januar 2022 – Januar-Plenum

„Gemeinsames Signal“ für Sinti und Roma

„Antiziganismus“, die Feindseligkeit gegenüber Sinti und Roma, ist nach wie vor weit verbreitet. Das Parlament regt eine Studie an, die das Bewusstsein für die Geschichte der Minderheit schärfen soll.

Ein Ausweisdokument aus dem Bestand des Dokumentationszentrums deutscher Sinti und Roma Foto: ©Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma

Die Mehrheitsbevölkerung wisse zu wenig über die Sinti und Roma im Lande, und viele Menschen hätten Vorurteile gegen Angehörige dieser Minderheit – so die Bestandsaufnahme im Landtag. Um dem „Antiziganismus“ entgegenzuwirken, startet das Parlament ein Forschungsprojekt, das die Geschichte der Bevölkerungsgruppe dokumentieren soll. Das hat der Landtag bei der Enthaltung der AfD mit großer Mehrheit beschlossen, SPD und SSW hatten die Initiative angestoßen.

Das Leben von Sinti und Roma sei auch heute noch von „andauernder, täglicher Diskriminierung“ geprägt, so Birte Pauls (SPD). Sie bekämen wegen ihrer Herkunft teilweise keinen Handyvertrag oder Kita-Platz. Peter Lehnert (CDU) sprach von einem „gemeinsamen Signal der Solidarität“. Insbesondere die Verbrechen der Nazi-Zeit seien „noch nicht umfassend genug aufgearbeitet“.

Verfassungsrechtlicher Schutz seit 2012

Sinti und Roma sind in Schleswig-Holstein seit dem 15. Jahrhundert ansässig. Während des Nationalsozialismus erlitten sie Verfolgung und Völkermord. Über 500.000 Sinti und Roma fielen dem Holocaust zum Opfer. Heute leben rund 60.000 deutsche Sinti und 10.000 deutsche Roma in der Bundesrepublik. Der Landesverband Deutscher Sinti und Roma schätzt die Zahl der Sinti und Roma mit deutscher Staatsangehörigkeit in Schleswig-Holstein auf etwa 6.000. Sie leben vor allem in Kiel und Lübeck sowie im Flensburger und Hamburger Umland.

Im November 2012 hat Schleswig-Holstein als erstes Bundesland „Schutz und Förderung“ der Sinti und Roma in die Landesverfassung aufgenommen.

Weitere Redner:
Marret Bohn (Grüne), Kay Richert (FDP), Lars Harms (SSW), Bildungsministerin Karin Prien (CDU)

Die Fraktion der SPD und die Abgeordneten des SSW fordern die Landesregierung auf, ein Forschungsprojekt in Auftrag zu geben, welches die Geschichte der deutschen Sinti und Roma in Schleswig-Holstein aufarbeitet. Die Studie soll dazu beitragen „das Wissen über diese Minderheit deutlich zu verbreitern und die Erscheinungsformen des Antiziganismus besser zu verstehen“.

Das Fremdwort Antiziganismus beschreibt Hass und Diskriminierung gegen Sinti und Roma. Der Begriff ist umstritten, weil er das Wort „Zigeuner“ beinhaltet. „‚Zigeuner“ ist eine in seinen Ursprüngen bis ins Mittelalter zurückreichende Fremdbezeichnung der Mehrheitsbevölkerung und wird von der Minderheit als diskriminierend abgelehnt. 

Damals und heute 

Immer wieder in der Geschichte waren Sinti und Roma Diskriminierungen ausgesetzt. Während des Nationalsozialismus erlebten sie in ganz Europa Verfolgung und Völkermord. Über 500.000 Sinti und Roma fielen im besetzten Europa dem Holocaust zum Opfer. Auch etwa 400 schleswig-holsteinische Sinti und Roma kehrten aus den Lagern der Nationalsozialisten nicht zurück.

Heute leben etwa 60.000 deutsche Sinti und 10.000 deutsche Roma in der Bundesrepublik. Der schleswig-holsteinische Landesverband Deutscher Sinti und Roma schätzt die Zahl der Sinti und Roma mit deutscher Staatsangehörigkeit in Schleswig-Holstein auf etwa 6.000 Menschen. Sie wohnen und leben vor allem in den Städten Kiel und Lübeck sowie im Flensburger und Hamburger Umland.

Minderheiten-Schutz als Staatsziel 

Im November 2012 hat Schleswig-Holstein als erstes Bundesland die deutschen Sinti und Roma als Minderheit in die Landesverfassung aufgenommen. In Artikel 6 am Ende von Absatz 2 heißt es: „Die nationale dänische Minderheit, die Minderheit der deutschen Sinti und Roma und die friesische Volksgruppe haben Anspruch auf Schutz und Förderung.“ 

Sinti und Roma ist die Bezeichnung für die Gesamt­Minderheit der Roma einschließlich ihrer zahlreichen Untergruppen. Die Sinti sind eine Teilgruppe der in Mittel- und Westeuropa und in Norditalien lebenden europäischen Roma. Die kulturelle Identität der Sinti und Roma gründet in ihrer Sprache Romanes, ihrer Musik und dem Zusammenleben in großen Familienverbänden, aber auch in der Erfahrung jahrelanger Verfolgung.

(Stand: 24. Januar 2022)

Vorherige Debatte/Meldung zum Thema:
Oktober 2021 (Minderheitenbericht)
August 2019 (Aufnahme Grundgesetz / ohne Aussprache
Weitere Informationen:
Sinti und Roma-Gremium Landtag
Wanderausstellung 2019

Geschichte der Sinti und Roma in Schleswig-Holstein aufarbeiten
Antrag der Fraktionen von SPD, CDU, Grünen, FDP und den Abg. des SSW ‒ Drucksache 19/3558 (neu)