Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags
Springe direkt zu:
Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Schulen, Hochschulen, das Institut für Qualitätssicherung an den Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH) sowie ein Kuratorium und ein wissenschaftlicher Beirat: Das sollen die Mitglieder einer Allianz für Lehrkräftebildung sein. Für das Bündnis gab der Landtag jetzt auf Antrag von CDU, Grünen und FDP grünes Licht. Die Opposition enthielt sich.
Hintergrund ist ein massiver Mangel an Pädagogen. So fehlten bis 2030 über 80.000 Lehrerinnen und Lehrer, hieß es in der mehr als einstündigen Debatte. Wie viele es in Schleswig-Holstein sind, soll mithilfe eines „Lehrkräfte-Bedarfs-Prognose-Tools“ ermittelt werden, das vor allem die FDP lobte. „Jedes Wirtschaftsunternehmen plant für die kommenden zehn Jahre im Voraus, dann müssen die Schulen das auch“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Liberalen, Anita Klahn.
Auch CDU und Grüne lobten den Startschuss für die Allianz als „deutliche Stärkung“ in der Lehrerausbildung. Für Quereinsteiger gebe es nun neue Chancen. So könnten etwa Kirchenmusiker als Musiklehrer arbeiten. Tobias von der Heide (CDU) und Ines Strehlau (Grüne) konstatierten zudem, die Landesregierung habe bereits einiges getan, um den Lehrerberuf attraktiver zu machen.
Dazu zählten die Tarifstufe A13 für Grundschullehrer, das Senken der Zugangshürden für ausländische Kräfte oder eine Zulage für Lehrer, die im ländlichen Raum anfangen. Zudem gebe es eine Hotline für Interessierte, die ein Lehramtsstudium beginnen wollen. Auch Volker Schnurrbusch (AfD) unterstützte den Koalitionsantrag als „im Ansatz richtig“. Er forderte eine bessere finanzielle Ausstattung gerade auch für Schulbegleitung.
Die Opposition kritisierte, dass die Jamaika-Koalition dieses Thema erst am Ende der Legislaturperiode anpacke. Martin Habersaat (SPD) nannte den Vorstoß „einfach Wahlkampf-Hokuspokus“. Der Antrag werde als mit der kürzesten Geltungsdauer vermutlich in die Geschichte eingehen. „Jetzt gleich fordern Sie die Landesregierung auf, und heute Nachmittag beschließen Sie die Novelle des Hochschulgesetzes und regeln es selbst.“
Differenzen bei der Frage, ob das Hochschulgesetz zu spät vorgelegt wurde, gab es auch in der Jamaika-Koalition. Während die Grünen die SPD bei ihrer entsprechenden Kritik unterstützten, wies die CDU das zurück. „Ja, der Fraktionsantrag zum Hochschulgesetz kam kurzfristig, aber das ist kein ungewöhnlicher Vorgang“, sagte Tobias von der Heide.
Jette Waldinger-Thiering (SSW) stellte der Regierungskoalition „ein Armutszeugnis“ aus. Sie kritisierte zum einen, Minderheiten kämen in der neuen Allianz nicht vor und forderte „ein gezieltes Förderprogramm für Dänisch und Friesisch“. Zum anderen hielt sie der Landesregierung „peinliche Versäumnisse“ bei der Anwerbung von Lehrern vor. Seit 2014 gebe es das Lehrkräftebildungsgesetz, das dieselben Ziele verfolge.
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) wies das scharf zurück. Als sie das Amt übernommen habe, sei „nichts, aber auch nichts zum Thema Lehrerbildung“ vorhanden gewesen. Nötig sei daher „ein systematischer Ansatz“. Den Hochschulen hielt die Ministerin vor, sie müssten sich fragen, warum Studenten ein Lehramtsstudium in Mathe beginnen, es aber nicht beenden. Insgesamt sprach sie sich für „eine standortübergreifende Zusammenarbeit“ bei diesem Thema aus. „Die Allianz für Lehrerbildung ist auch eine Allianz für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes“, so Prien.
In Schleswig-Holstein fehlen noch immer viele Lehrer. Das betrifft nach Ansicht der Koalitionsfraktionen insbesondere die Fächer Mathematik, Physik, Chemie, Kunst, Musik, Informatik, an Grundschulen zusätzlich Philosophie und Sport. Diese Herausforderung könne am besten durch eine auf Dauer angelegte und institutionalisierte Zusammenarbeit bewältigt werden – eine sogenannte Allianz für Lehrerkräftebildung, heißt es in einem dazu von CDU, Grünen und FDP eingebrachten Antrag.
Die Landesregierung soll dabei nach dem Willen der Koalitionäre das Hauptaugenmerk auf die Ermittlung des spezifischen Bedarfs an Lehrkräften und die Entwicklung von Konzepten „zu einem bedarfsgerechten Angebot an Studien- und Ausbildungsplätzen aller Schularten sowie auf die zukunftsfähige inhaltliche und strukturelle Weiterentwicklung der Lehrkräftebildung“ legen. Zudem seien weitere Ansätze zur zusätzlichen Qualifizierung von Vertretungslehrkräften mit dem Ziel der Weiterbeschäftigung zu prüfen.
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hatte bereits im November vergangenen Jahres erklärt, es komme darauf an, eine bessere Verzahnung der drei Phasen der Lehrkräftebildung und eine bessere Abstimmung zwischen Schulen, Hochschulen und dem Institut für Qualitätssicherung an den Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH) zu erreichen, um die Bedarfe genauer ermitteln und neue Zugänge zum Lehrerberuf aufzeigen zu können. Gefördert werden sollen zusätzlich Seiteneinsteiger. So können beispielsweise Kirchenmusiker schon jetzt durch eine Zusatzqualifikation in den Schulunterricht gelangen. Auch im Kunstbereich wurde die Möglichkeit geschaffen, als Kunstlehrer kein zweites Fach studieren zu müssen.
Kritik gab es vorab bereits aus der Opposition. In der vergangenen Legislaturperiode habe die Küstenkoalition erstmals alle Phasen der Lehrkräftebildung in einem Gesetz geregelt. Mit einer gesetzlich verordneten „Allianz für Lehrkräftebildung“ mache die Koalition das jetzt teilweise rückgängig, äußerten sich SPD und SSW. Und: Im Vorstand dieser auf Kiel konzentrierten „Allianz“ seien ausschließlich Hochschulvertreter stimmberechtigt. Das zeuge von „einer Ignoranz gegenüber den Interessen der Beschäftigten“.
(Stand: 24. Januar 2022)
Vorherige Debatte/Meldung zum Thema:
November 2021 (Unterrichtssituation)
Oktober 2020 (Lehrkräftegewinnung / ohne Aussprache)
Allianz für Lehrkräftebildung
Antrag der Fraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP ‒ Drucksache 19/3566