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Der Landtag hat einen Alternativantrag von Jamaika, der sich zur Erarbeitung eines Fachkonzepts für die Wiedervernetzung von Lebensräumen der Tiere im Land bekennt, mehrheitlich angenommen. Abgelehnt wurde ein Antrag der SPD-Fraktion, der bis zum April des kommenden Jahres den Entwurf eines Wildwegeplans für Schleswig-Holstein gefordert und die Debatte angeschoben hatte.
Der SPD-Abgeordnete Stefan Weber erinnerte daran, dass bundesweit sich täglich 700 Wildunfälle ereignen würden. Die Suche nach neuen Lebensräumen ende für die Tiere „oft an der nächsten großen Straße.“ Ihre Bedürfnisse würden bislang in der Straßenplanung „wenig berücksichtigt“, monierte der tierpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Vor diesem Hintergrund sei ein Landeswegeplan „wichtig für Mensch und Tier“. Durch die „Zerschneidung der Landschaft" würden „Teilpopulationen dauerhaft voneinander getrennt“, so Weber. Dies führe zu Inzucht und genetischer Verarmung. „Dass Ihnen dazu nichts Besseres einfällt als auf Ihre Biodiversitätsstrategie zu verweisen, ist ein Armutszeugnis“, sagte der Sozialdemokrat in Richtung der Koalition.
„Ihr Antrag ist gut – er kommt nur zu spät“, entgegnete der CDU-Abgeordnete Hauke Göttsch. Der SPD-Antrag sei in der gestellten Form überflüssig. In der Biodiversitätsstrategie von Jamaika, über deren Umsetzung die Landesregierung im November Bericht erstattet hatte, sei „ein eigenes Kapitel“ zum Thema Wildwege enthalten. Das Problem zerschnittener Lebensräume sei „seit Jahrzehnten“ bekannt. Tunnel oder Unterführungen zu schaffen, wie es bereits etwa an der A7 geschehen sei, sei „effizient, aber teuer“. Im Verhältnis zu den Gesamtkosten von Straßenbauten spielten die Beträge für diese Wildwege aber „eine untergeordnete Rolle“. „Von mir aus könnten noch mehr errichtet werden“, sagte Göttsch.
Finanzministerin Monika Heinold sprach in Vertretung des abwesenden Umweltministers Jan Philipp Albrecht (beide Grüne). „So eine Fachkonzeption schießen wir nicht aus der Hüfte“, sagte sie mit Blick auf die im SPD-Antrag formulierte Frist bis April 2022. Das Fachkonzept zur Wiedervernetzung von Lebensräumen, das bis 2023 „auf dem Tisch liegen“ werde, schließe „neue Querungsstreifen ein“. „Aber es muss nicht immer Beton sein“, so Heinold. Den durch Verinselung ihrer Lebensräume bedrohten Arten wie Laubkäfer, Zauneidechse und Haselmaus könne durch sogenannte Trittbiotope geholfen werden - etwa indem Lücken im Forst geschlossen oder Grünstreifen eingerichtet würden.
Weitere Redner:
Bernd Voß (Grüne), Oliver Kumbartzky (FDP), Christian Dirschauer (SSW)
Die Sozialdemokraten im Landtag setzen sich für einen Landeswildwegeplan ein. Die Landesregierung wird aufgefordert, bis April ein Konzept zu erarbeiten, welches die „größten Konfliktpunkte von Wildtieren und Barrieren“ identifiziert und Gegenmaßnahmen aufzeigt. „Das Netz aus Straßen, Schienen, Kanälen und anderen unüberwindbaren Barrieren ist in Deutschland wie auch in Schleswig-Holstein immer engmaschiger geworden“, heißt es in dem entsprechenden Antrag. Zudem sei „auch die Zerschneidung der Lebensräume unserer heimischen Tier- und Pflanzenpopulationen zunehmend problematisch.“
Der Wildwegeplan soll Konflikte für Flora und Fauna mit der Infrastruktur bestimmen und Hindernisse in der menschengemachten Umgebung abbauen. Beispielsweise sind es rund 10.000 Kilometer Straßen allein in Schleswig-Holstein, die für mobile Tierarten nur sehr schwer überwindbare Barrieren darstellen. Dies zeigt auch der Verkehrssicherheitsbericht der Landespolizei: Im vergangenen Jahr wurden über 16.500 Wildunfälle registriert
Besonders betroffen von der Beschneidung des Lebensraumes durch Straßen in Schleswig-Holstein ist das Rot- und das Damwild. Während der Brunftzeit im Herbst vergessen die Hirsche jegliche Vorsicht und queren im Rausch die Straßen. Den oft tödlichen Ausgang soll die sogenannte „grüne Infrastruktur“ verhindern. „Laut dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) gibt es in Schleswig-Holstein neben zahlreichen Kleintierdurchlässen sowie einer großen Wildunterführung auf der A21 bei Stolpe fünf große Grünbrücken. Sie sind auf der A7 bei Brokenlande und bei Clashorn, der A20 bei Hainholz, der A21 bei Kiebitzholm und der A24 bei Segrahn. Im Vergleich dazu gibt es beispielsweise in Rheinland-Pfalz derzeit 15 Grünbrücken.
(Stand: 13. Dezember 2021)