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Die Geburtshilfe hat mit Fachkräftemangel zu kämpfen. Im Landtag werden Forderungen nach einer gesetzlichen Personalbemessung und einem Ausbildungskonzept laut. Die Regierung benennt einen Zielkonflikt.
Fachkräftemangel bleibt ein großes Problem in der Geburtshilfe. Das wurde in der Debatte über einen Regierungsbericht zum Thema deutlich. Für Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP), der für seinen Parteikollegen und Gesundheitsminister Heiner Garg sprach, gibt es einen entscheidenden Zielkonflikt: dem Anspruch gerecht zu werden, gleichzeitig wohnortnahe aber auch medizinisch qualitativ hochwertige Angebote zur Verfügung zu stellen.
„Wir suchen die bestmögliche Lösung“, sagte Buchholz und stellte auch einige Zahlen aus dem Bericht vor. So gebe es derzeit elf sogenannte Perinatalzentren für Früh- und Neugeborene sowie acht Geburtszentren im Land. Im Jahr 2020 seien 20.800 Kinder in den Kliniken in Schleswig-Holstein zur Welt gekommen, unter ein Prozent seien außerklinische Geburten wie etwa Hausgeburten gewesen. Darüber hinaus erwähnte der Minister den 2020 neu eingerichteten Studiengang für Hebammen, für den es aktuell 35 Studienplätze gibt.
Birte Pauls (SPD) machte in ihrer Rede ihrem Ärger über die Situation der Geburtshilfeversorgung Luft. Sie warf der Landesregierung vor, sie habe sich „bedauerlich wenig um die Geburtshilfe und Hebammen gekümmert“. Die Lage sei eine Katastrophe, so Pauls weiter. Die Geburtshilfe brauche dringend eine gesetzliche Personalbemessung. Die Unterversorgung blende der Bericht jedoch aus.
Den Personalmangel sprachen auch die weiteren Rednerinnen an. „Wir brauchen eine Bedarfsplanung, da muss ich Frau Pauls ein bisschen zustimmen“, sagte Katja Rathje-Hoffmann (CDU). Eine Analyse alleine reiche nicht aus, gab Marret Bohn (Grüne) zu bedenken. Es müsse ein Konzept her, auch zur Frage, wie ausreichend Fachkräfte ausgebildet werden können.
Der Bericht wurde zur abschließenden Beratung in den Sozialausschuss überstellt.
Weitere Rednerinnen:
Anita Klahn (FDP), Jette Waldinger-Thiering (SSW)
Auch in den nächsten Jahren wird die Geburtshilfe geprägt sein vom Fachkräftemangel sowie steigenden Anforderungen an die Qualität und Personalvorhaltungen. Das geht aus dem Bericht zur Situation der Geburtshilfe in Schleswig-Holstein hervor, den Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) auf Antrag der SPD im Plenum erläutern wird. Die Fertigstellung des Berichts war pandemiebedingt vom ersten auf das dritte Quartal des Jahres verschoben worden.
Demnach hat sich die Anzahl der Vollkräfte der Hebammen in den Jahren 2019 zu 2020 rechnerisch über alle Krankenhäuser im Land erhöht. Für das Jahr 2021 planen die Krankenhäuser einen deutlichen Personalaufwuchs bei den Hebammen von mehr als 17.
Parallel dazu werde in den nächsten Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung mit weiter sinkenden Geburtenzahlen zu rechnen sein, heißt es in dem 57 Seiten starken Papier. Inwieweit sich die Zahlen durch Zuwanderung junger Familien nach Schleswig-Holstein ändern, bleibe abzuwarten. In vier Kreisen sank die Zahl der geborenen Kinder seit dem Jahr 2000 um mehr als 20 Prozent, nur die Städte Kiel und Flensburg meldeten eine deutlich gestiegene Zahl an Neugeborenen.
Trotz einer leichten Steigerung der absoluten Zahl an Hausgeburten und an Geburten in von Hebammen geleiteten Einrichtungen ist dieser Bereich bezogen auf die Gesamtzahl der in Schleswig-Holstein geborenen Kinder sehr gering – er liegt bei unter einem Prozent.
Mit der Schließung der Geburtshilfe auf Sylt wurde erstmals ein sogenanntes Boarding von schwangeren Frauen an einer Klinik mit einer hauptamtlichen geburtshilflichen Abteilung ermöglicht. Hierbei können Schwangere für einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin in einer kliniknahen Unterkunft wohnen, teilweise sogar mit ihrem Partner und eventuell bereits vorhandenen Kindern.
In Flensburg und in Husum werden die Kosten für das Boarding der Bewohner der Inseln Sylt und Föhr sowie der Halligen von den Krankenkassen übernommen. In Flensburg wurde zudem mit Investitionsmitteln des Landes eine entsprechende Immobilie hergerichtet. Mittlerweile bietet auch das Westküstenklinikum Heide ein Boarding an. Schleswig-Holstein ist das einzige Bundesland, das kostenloses Boarding anbietet.
Die Flächenländer bräuchten „dringend mehr Freiheit und Flexibilität für regionale Versorgungslösungen“, heißt es in dem Bericht. Das starre Recht des SGB V, das Vertragsarztrecht und nicht zuletzt das Krankenhausentgeltrecht müssten dieses im Rahmen von Modellvorhaben oder regionalen Lösungen zu Sicherstellung der Versorgung ermöglichen. „Dieses muss im Rahmen von landesgesetzlichen Regelungen ermöglicht werden“, so die Kernaussage.
(Stand: 20. September 2021)
Meldung bei Antragstellung:
August 2020 (ohne Aussprache)