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Das Plenum hat einen Jamaika-Antrag zum Umgang mit der wachsenden Anzahl von Gänsen auf Weiden an der Westküste gegen die Stimmen der SPD-Fraktion mehrheitlich angenommen. Die Tiere verursachen jedes Jahr im Herbst immense Fraßschäden auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. Die Koalition will neben einem finanziellen Ausgleich für die Landwirte den Bestand reduzieren ‒ notfalls auch mit der Waffe. Die SPD-Fraktion glaubt nicht an den Sinn der Maßnahmen zur Bestandsreduzierung, auch seitens der Grünen gab es Vorbehalte zum Abschuss.
„Es sind einfach zu viele“, sagte der CDU-Abgeordnete und Agrarwissenschaftler Klaus Jensen. Neben den heimischen Graugänsen seien „gerade in den letzten Tagen wieder große Schwärme von Nonnengänsen“ angekommen. Diese führten zu existenzgefährdenden Fraßschäden bei vielen Landwirten, so der Christdemokrat. Neben möglichen Ausgleichzahlungen müsse der Bestand reduziert werden, etwa durch intensives Absammeln der Eier und beschleunigte Antragsverfahren für Abschussgenehmigungen. „Ohne Schießen wird es nicht gehen“, so Jensen.
„Etwas verändern werden Sie mit diesem Antrag nicht“, entgegnete die Sozialdemokratin Sandra Redmann. Abschussanträge beschleunigt zu bearbeiten oder Eier abzusammeln bringe nichts, da seien sich alle Experten einig. Finanzielle Entschädigung wäre sinnvoller, so die Sozialdemokratin.
Dem pflichtete die Grünen-Abgeordnete Marlies Fritzen bei. Die Frage nach der Bejagung sei eine „Nebelkerze“. Denn es würden aktuell nur wenige Anträge gestellt, Nonnengänse zu bejagen. Ihren Angaben zufolge lagen im Jahr 2017 noch 70 Anträge vor, so waren im Jahr 2021 nur zehn bei den zuständigen Behörden eingegangen.
„Wir setzen nicht nur auf eine Maßnahme“, sagte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) mit Blick auf die Bejagung der Gänse. Es werde je Einzelfall geprüft „welche Maßnahme Sinn macht.“ Angesichts des Klimawandels gehe er davon aus, dass sich die Bestände ohnehin zurückentwickeln würden, etwa weil in Sibirien die Permafrostböden, einem Nistgebiet der Nonnengänse, abtauen würden.
Weitere Redner:
Oliver Kumbartzky (FDP), Christian Dirschauer (SSW), Volker Schnurrbusch (AfD)
Die Koalitionsfraktionen wollen, dass der Landtag „die von der Landesregierung bislang ergriffenen und angekündigten Maßnahmen“ im Bereich des sogenannten Gänsemanagements gutheißt. Die von durchziehenden Wildgänsen angerichteten Fraßschäden entlang der Westküste Schleswig-Holsteins „können ein existenzbedrohendes Maß“ für die Landwirte annehmen“, heißt es in einem vorgelegten Parlamentspapier. CDU, Grüne und FDP befürchten zudem eine Zunahme der Wildgansbestände, insbesondere die der Nonnengans.
In dem zweiseitigen Antrag wird die Jamaikaregierung nach einer Auflistung der Aktivitäten im Bereich des Gänsemanagements aufgefordert, „diesen Weg fortzuführen sowie alle Möglichkeiten zur Entspannung der Situation auch weiterhin auszuschöpfen“. Positiv erwähnt werden etwa jagdrechtliche Bestimmungen, die auch Abschussgenehmigungen vorsehen, oder die finanziellen Kompensationszahlungen an geschädigte Bauern.
Erst Anfang September hatte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) auf dem Landesbauerntag in Rendsburg den Landwirten konkrete Hilfe beim Gänsefraß auf Feldern an der Nordseeküste zugesagt. „Wir sind uns einig darin, dass wir eine Bestandsreduktion brauchen“, sagte Günther. Eine wichtige Rolle spiele dabei eine Wegnahme von Eiern. Die Regierung wolle „alle Möglichkeiten ausschöpfen“, um die Zahl der eingesammelten Eier von brütenden Nonnengänsen zu erhöhen. Einen genauen Überblick über die Schäden sollen Satellitenbild-Auswertungen liefern.
Der Regierungschef versprach weiter, gegebenenfalls die Abschussanträge bei der Nonnengans zu beschleunigen und die jagdrechtlichen Regelungen weiter anzupassen. Bereits Ende 2020 seien Antragsverfahren erleichtert und daraufhin erstmals über 2000 Nonnengänse erlegt worden, sagte Günther.
Früheren Angaben des Bauernverbands zufolge entstehen Landwirten im Norden durch Gänsefraß jährliche Schäden von geschätzt acht Millionen Euro. Ende 2020 hatten Schleswig-Holsteins Bauern deshalb eine deutliche Verkleinerung der Bestände von Nonnen- und Weißwangengänsen gefordert. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums zahlte das Land an Bauern, auf deren Flächen Gänse vor allem im Frühjahr rasten, im Jahr 2019 etwa 3,25 Millionen Euro. 2020 sei Summe leicht höher ausgefallen.
(Stand: 25. Oktober 2021)
Vorherige Debatten zum Thema:
Oktober 2020
November 2018
Weiterentwicklung des Gänsemanagements in Schleswig-Holstein
Antrag der Fraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP – Drucksache 19/3322