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Der Tourismus ist wichtig für Schleswig-Holstein. Mit Sorge wird gesehen, dass der derzeitige Entwurf für den Deutschlandtakt der Deutschen Bahn den Fernverkehr an der Westküste herabstuft. Hier soll die Landesregierung auf Bundesebene eingreifen.
Der Landtag hat die Landesregierung einstimmig aufgefordert, die Pläne zur Elektrifizierung der Marschbahn weiter voranzutreiben und sich für den Erhalt und Ausbau der Fernzuganbindungen für die Tourismusdestinationen an Nord- und Ostsee weiterhin einzusetzen. Ein entsprechender Antrag der Jamaika-Koalition fand auch die Zustimmung der Opposition.
Im dritten Entwurf des Zielfahrplans des Deutschlandtakts sei auf der Marschbahn-Strecke nur noch „Fernverkehr oder schneller Regionalverkehr“ vorgesehen. Das sei „nicht ausreichend“, begründete Lukas Kilian (CDU) den Vorstoß. Zudem sei nicht klar, ob die Lübecker Bucht künftig weiter von schnellen ICEs oder ICs bedient werde. „Wer Fahrgastzahlen verdoppeln will, sollte aber die Top-Urlaubsdestinationen in Deutschland endlich ordentlich anbinden“, so Kilian. In ähnliche Richtung argumentierten auch die Redner der anderen Fraktionen.
Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) forderte eine umfangreiche „Bahnstruktur-Reform“. Schleswig-Holstein habe im Schienenverkehr „den größten Nachholbedarf aller Bundesländer“. Allein die Tatsache, dass im Land nur 29 Prozent der Strecken elektrifiziert sind, sei „eine Farce“. Er gehe aber davon aus, dass es mit der neuen Bundesregierung „Verbesserungen im Schienenverkehr“ geben werde.
Weitere Redner:
Kai Vogel (SPD), Andreas Tietze (Grüne), Kay Richert (FDP), Lars Harms (SSW), Volker Schnurrbusch (AfD)
Die Koalitionsfraktionen von CDU, Grünen und FDP machen sich für bessere Zugverbindungen nach Schleswig-Holstein stark und bitten die Landesregierung, sich „für den Erhalt und den Ausbau der der Fernzuganbindungen für die Tourismusdestinationen an Nord- und Ostsee weiterhin einzusetzen“.
Im aktuellen Entwurf des Zielfahrplans zum Deutschlandtakt, einem bundesweiten Projekt zum Ausbau der Bahnstrecken bis 2030, sehe die Bundesregierung keine Halte von Fernzügen für die Tourismusorte der Lübecker Bucht vor, heißt es in der Begründung des Antrags. Und auch für die Pläne zur Anbindung der Westküste sehen CDU, Grüne und FDP noch Nachholbedarf. Die Koalitionsfraktionen bekräftigen darüber hinaus die Absicht, die Marschbahn-Strecke zu elektrifizieren und damit die Anbindung der Westküste an den Fernverkehr zu erleichtern.
Seit längerem fordern Verkehrsverbände einst stillgelegte Nebenstrecken wieder zu reaktivieren und so mehr Personenverkehr auf die Schiene zu bringen. So hat der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) im vergangenen Jahr deutschlandweit rund 240 Verbindungen identifiziert, die wieder ans Netz gehen könnten. Über die Reaktivierung all dieser Nebenstrecken, so ist der VDV überzeugt, könnten insgesamt mehr als drei Millionen Menschen wieder einen direkten Zugang zum Eisenbahnnetz erhalten. Mehr als 4000 Kilometer Schiene würden hinzukommen.
Der Bund und die Bahnindustrie wollen bis zum Jahr 2030 die Zahl der Fahrgäste auf der Schiene verdoppeln. Gleichzeitig soll der Eisenbahn-Anteil am Güterverkehr von derzeit 19 auf dann 25 Prozent wachsen. Der sogenannte Deutschlandtakt gilt als wichtigstes Instrument, um dieses Ziel zu erreichen. Er sieht eine dichtere Taktung auf den Stammstrecken zwischen den großen Städten vor. Vor allem aber soll er eine bessere und lückenlosere Anbindung der ländlichen Räume gewährleisten.
In den vergangenen Jahrzehnten ist das Schienennetz um Tausende Kilometer zurückgebaut worden. Erst in den vergangenen Jahren wurde dieser Trend gestoppt. 2019 betrug die Gesamtlänge des genutzten Schienennetzes in Deutschland Daten des Interessenverbands Allianz pro Schiene zufolge 33.291 Kilometer – und damit in etwa so viel wie in den drei Jahren zuvor.
(Stand: 25. Oktober 2021)
Vorherige Debatte zum Thema:
August 2021 (Marschbahn-Elektrifizierung)
Fernzuganbindung in Schleswig-Holstein sicherstellen
Antrag der Fraktionen von CDU, B´90/ Die Grünen und FDP – Drucksache 19/3363