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Der Handel mit Wildtieren ist nicht nur aus Tierschutzaspekten bedenklich. Seit Corona wächst zudem die Angst vor der Übertragung von Krankheiten auf den Menschen. Der Landtag macht sich für einheitliche Regeln stark.
Im Kern sind sich alle Fraktionen einig: Der Wildtierhandel muss besser reguliert werden. Die Koalitionsfraktionen hatten das Thema auf die Tagesordnung gesetzt und eine Bundesratsinitiative gefordert mit dem Ziel, den illegalen Import, Besitz und Verkauf von exotischen Tieren wie etwa Reptilien zu verhindern.
Gerade weil es derzeit kaum Schutzbestimmungen und Regulierungen gebe, seien Wildtiere besonders beliebt in der Haltung, sagte Joschka Knuth (Grüne) an. Dabei gebe es viele Risiken, etwa für den Artenschutz. Der Verlust von Arten werde beschleunigt, „weil sie aus ihrem natürlichen Habitat entfernt werden“, so Knuth. Und: Exotische Tiere bedrohten heimische Tierarten. Unter Tierschutzaspekten sei zu bedenken, dass Wildtiere meist nicht domestiziert seien und damit ungeeignet für die private Haltung.
Eine Gefahr, auf die alle Redner hinwiesen, sei aber auch die Übertragung von Krankheiten von Tieren auf den Menschen, sogenannte Zoonosen. Die Sorge darüber habe sich besonders nach der Ausbreitung des Corona-Virus noch verstärkt, warf der CDU-Abgeordnete Heiner Rickers ein.
Aus der SPD-Fraktion kamen weitere Anregungen, etwa eine bundeseinheitliche Zertifizierung und Sachkundeprüfung für Verkäufer und Verkaufsbörsen zu schaffen. Der Sozialdemokrat Stefan Weber monierte in der Debatte, dass Regulierungen schon viel früher hätten auf den Weg gebracht werden können.
Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) sprach sich für „klare und nachvollziehbare Regelungen“ aus. Sein Ministerium stehe bereit, die geforderte Initiative im Bundesrat einzubringen.
Den Koalitionsantrag nahm das Plenum mehrheitlich an. Ein Änderungsantrag der SPD-Fraktion wurde abgelehnt.
Weitere Redner:
Dennys Bornhöft (FDP), Christian Dirschauer (SSW)
„Wildtierimporte regulieren – Wilderei, Wildfänge und Artensterben wirksam bekämpfen.“ So ist ein Antrag der Koalition betitelt, mit dem CDU, Grüne und FDP den illegalen Import, Besitz und Verkauf von exotischen Tieren verhindern wollen. Um Verbote und rechtssichere Grundlagen etwa für Tierbörsen oder den Internethandel durchsetzen zu können, soll die Landesregierung eine Bundesratsinitiative auf den Weg bringen.
„Den Handel mit exotischen Tieren gibt es auch in Schleswig-Holstein“, begründen die Koalitionsfraktionen ihren Antrag. Besonders problematisch sei der Handel mit Wildtierimporten, die aus Wildfängen stammen. Denn: „Viele der gehandelten Arten unterliegen derzeit keinen internationalen Schutzbestimmungen und damit keinen Handelskontrollen“, heißt es in dem Papier weiter. Grundsätzlich beschleunige der Handel mit Wildtieren das Aussterben von Arten in den Herkunftsländern.
Die Koalitionsfraktionen sehen aber auch die Gefahr, dass es auf Wildtiermärkten zu einer Virenübertragung auf den Menschen kommen kann. Zuletzt hatte die Naturschutzorganisation WWF, rund ein Jahr nach dem Ausbruch des Coronavirus in der zentralchinesischen Stadt Wuhan, vor weiterhin bestehenden Gefahren durch Wildtiermärkte und Wildtierhandel gewarnt. Es gelte als wissenschaftlich gesichert, dass das Coronavirus von einem Wildtier auf den Menschen übergesprungen sei, hieß es in einer Ende letzten Jahres veröffentlichten Analyse des WWF Deutschland zum Wildtierhandel in der südostasiatischen Mekong-Region.
Von schätzungsweise 500 Märkten in größeren Städten, auf denen häufig mit Wildtieren gehandelt werde, liegen demnach über die Hälfte in Regionen mit einem potenziell hohen Risiko von einer Übertragung tierischer Erreger auf den Menschen, einer sogenannten Zoonose. Nachdem China im Februar 2020 ein dauerhaftes Verbot der Zucht von Wildtieren für die Fleischproduktion erließ, sieht der WWF in einigen südostasiatischen Staaten dringenden Bedarf, die bestehenden Regelungen für den Handel nachzuschärfen, um die Zoonose-Gefahr einzudämmen.
Bereits im Mai 2020 hatte auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller eine schnelle Schließung von 50 Wildtiermärkten in Asien und Afrika gefordert, um die Übertragung gefährlicher Krankheiten auf den Menschen einzudämmen. „Je mehr die natürlichen Lebensräume schrumpfen, desto größer ist die Gefahr, dass Viren vom Tier auf den Menschen überspringen. Corona ist das jüngste Beispiel“, sagte der CSU-Politiker. Deswegen seien die natürlichen Lebensräume „viel entschlossener“ zu schützen, und es müsse gegen Wildtierhandel und Wildtiermärkte vorgegangen werden.
(Stand: 17. Mai 2021)
Vorherige Debatte zum Thema:
September 2018