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Der Landtag ist sich zwar im Grundsatz einig: Schulsozialarbeit ist ein wichtiger Bestandteil im Alltag der Bildungsanstalten. Doch in wieweit eine Stärkung dieses Angebots ausreicht, um Schüler aus den Folgen der Corona-Pandemie zu holen, darüber gab es im Plenum einen emotionalen Disput zwischen der Jamaika-Koalition sowie SPD und SSW. Beide Seiten legten Anträge vor, beschlossen wurde letztlich das Papier von CDU, Grünen und FDP.
Der Landtag begrüßt darin, dass sechs Millionen Euro vom Bund aus dem „Aktionsprogramm Aufholen“ nach Schleswig-Holstein fließen. Damit soll die Unterstützung der Schülerinnen und Schüler mit multiprofessionellen Teams an den Schulen gestärkt werden. Darüber hinaus wird die Landesregierung gebeten, auf Basis einer Bestandsaufnahme gemeinsam mit den kommunalen Landesverbänden einen gemeinsamen Orientierungsrahmen für die Schulsozialarbeit zu entwickeln.
Diese Arbeit laufe seit 2019 und stehe kurz vor dem Abschluss, erklärte Bildungsministerin Karin Prien. Die CDU-Ministerin gab zudem bekannt, dass Ende kommender Woche alle Kinder und Jugendlichen im Land wieder am Präsenzunterricht teilnehmen werden. Das sei „das beste Aufholprogramm, was wir anbieten können“.
Auf die Tagesordnung gesetzt hatten das Thema allerdings SPD und SSW. Die beiden Oppositionsparteien schlagen einen Pakt für mehr Schulsozialarbeit vor. Bund, Land, und Kommunen sollen gemeinsam für eine Stärkung der dringend benötigten Strukturen sorgen. „Jamaika verweist auf den Bund und findet, damit sei ein großer Teil der Arbeit getan. Aber das ist falsch“, kritisierte Martin Habersaat (SPD). Mit den Mitteln des Bundes fange die Arbeit erst an. Er forderte ein „Schluss mit Zuständigkeits-Pingpong“. Nötig sei „mehr als Fahren auf Sicht und der 117. Jamaika-Selbst-Bejubelungsantrag“.
Gerade in Phasen des Wechselunterrichts kämen Lehrkräfte an die Grenzen des Machbaren, auch was ihre Möglichkeiten der pädagogischen Einflussnahme angeht, machte Habersaat deutlich. Bei der Bewältigung der Krisenfolgen dürfe es nicht nur um fachliche Aspekte gehen, das Soziale dürfe nicht zu kurz kommen, sagte er in der rund 80-minütigen Debatte. „Wir brauchen einen Pakt für mehr Schulsozialarbeit, der über das hinausgeht, was wir im Land jetzt schon haben“, kritisierte auch Jette Waldinger-Thiering (SSW). Es müsse jetzt darum gehen, dass alle Ebenen die Notwendigkeit und den Bedarf erkennen und „gemeinsam dafür Sorge tragen, dass ausreichend finanzielle Mittel bereitstehen“, sagte sie.
Tobias von der Heide (CDU) erklärte zwar, die Motivation des Antrags von SPD und SSW sei richtig, ein Pakt für Schulsozialarbeit alleine reiche aber nicht aus. Man müsse auch den Vertretungsfonds weiter ausbauen, Ferienangebote schaffen, das FSJ in Schule ausweiten und Programme Frühintervention und Prävention bei psychischen Problemen entwickeln. In dieselbe Kerbe schlug auch Ines Strehlau (Grüne). Schulsozialarbeit sei wichtig. Dafür stelle das Land 18 Millionen Euro zur Verfügung. „Wir brauchen aber ein ganzheitliches Paket mit vielen weiteren Elementen“, sagte sie. Die Jamaika-Koalition werde da „etwas Ordentliches schnüren“, das den Schülern hilft die Corona-Zeit aufzuarbeiten, so Strehlau.
Anita Klahn (FDP) erklärte hingegen, sie erwarte, dass der Bund weitere Mittel zur Verfügung stelle. Es gehe darum, zügig einen Aufholprozess zu starten. „Das Fördern und Fordern müssen dabei gleichermaßen im Fokus stehen“, sagte Klahn. Nötig sei zunächst aber ein „mittelfristiges Profil“, was Schulsozialarbeit leisten und was es nicht leisten kann. Erst danach könne über ein weiteres Vorgehen entschieden werden. Frank Brodehl (fraktionslos) sagte, „nur die Rückkehr zur Normalität kann den Kindern und Jugendlichen die Angst und den Druck nehmen“.
Bildungsministerin Prien dankte dem Bund für die Unterstützung und verwies auf laufende Programme, wie den „Lernchancen“ oder dem Angebot „Lernsommer“, das auch in den kommenden Sommerferien angeboten werden soll, um Kindern Unterstützungsangebote für Kernfächer zu geben. Sie zeigte sich optimistisch, mit dem zur Verfügung stehenden Geld „die psychosozialen Folgen der Krise bei den Kindern und Jugendlichen“ zu bewältigen.
Als Konsequenz aus der Corona-Pandemie verlangen die SPD-Fraktion und der SSW im Landtag mehr Mittel für die Sozialarbeit an den Schulen. Bund, Länder und Kommunen seien gefordert, miteinander über einen Pakt für die Schulsozialarbeit zu sprechen – „mit zusätzlichen Stellen und der Möglichkeit zur Aufstockung von vorhandenen Stellen an den allgemein- und berufsbildenden Schulen“, heißt es in einem entsprechenden Antrag. Gerade in Phasen des Wechselunterrichts kämen Lehrkräfte an die Grenzen des Machbaren, auch was ihre Möglichkeiten der pädagogischen Einflussnahme angeht.
Bei der Bewältigung der Krisenfolgen dürfe es nicht nur um fachliche Aspekte gehen, das Soziale dürfe nicht zu kurz kommen sagte SPD-Bildungspolitiker Martin Habersaat bei der öffentlichen Vorstellung des Antrages Anfang April mit Blick auf „die Entwicklungsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen“. Sie bräuchten auch Gelegenheit zur Selbstdefinition, kreative Ausdrucksmöglichkeiten, sportliche Aktivität und Bewegung sowie positive Sozialbeziehungen. „Ganze Tage in Audiokonferenzen ohne Freizeitausgleich setzen viele junge Menschen unter Stress, andere verstärken ihren Hang zu Suchtverhalten, ohne dass die üblichen Hilfesysteme im gewohnten Umfang zur Verfügung stehen“, so Habersaat.
Wichtig seien Rückzugsräume außerhalb der eigenen Wohnung, heißt es auch in dem Antrag. Hier kämen Schulen, Jugendzentren, Bibliotheken und andere Räumlichkeiten in Frage, an denen dann aber auch eine pädagogische Mindestbetreuung sicherzustellen sei.
(Stand: 17. Mai 2021)
Vorherige Debatte zum Thema:
März 2021