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19. Mai 2021 – Mai-Plenum

Sicherer Instrumentenflug in Notfällen

Extremwetter verhindern oft Rettungsflüge auf die Inseln und Halligen. Ein spezielles Navigationssystem könnte hier helfen. Die Fraktionen fordern in großer Einigkeit ein Umsetzungskonzept für PinS.

Neve, Hans Hinrich CDU Plenartagung
Hans Hinrich Neve (CDU): „Auch für den modernsten Hubschrauber ist irgendwann Schluss.“ Foto: Michael August

Die Notfallrettung auf Inseln und Halligen soll zukünftig durch die Einführung eines „Point in Space“- Systems, kurz PinS, weiterentwickelt werden. Das hat der Landtag heute einstimmig beschlossen. Dabei handelt es sich um ein satellitengestütztes Navigationssystem, das bei schlechtem Wetter dem Piloten ermöglicht, auch bei eingeschränkter Sicht Rettungseinsätze im Bereich der medizinischen Versorgung zu fliegen.

„Auch für den modernsten Hubschrauber ist irgendwann Schluss“, sagte der CDU-Abgeordnete Hans-Hinrich Neve mit Blick auf die oftmals schwierigen Wetterbedingungen an Nord- und Ostsee. Bei Nebel, Regen oder Schneefall seien die Bewohner von Inseln und Halligen dann auf „quälende Seereisen“ angewiesen, die „einige Stunden dauern“. Die DRF Luftrettung habe zusammen mit dem ADAC bereits vor Jahren versucht die Luftrettung der Inseln und Halligen mit PinS als innovative Maßnahme mittels eines Pilotprojektes zu etablieren. Leider erfolglos, so Neve.

Garg: Umfangreiche Vorbereitungen erforderlich

Bernd Heinemann (SPD) nannte das Thema „existenziell“. Durch PinS könne der Einsatz von Rettungshubschraubern verlässlicher und wetterunabhängiger werden. Das System könne den Standort eines Hubschraubers „im dreidimensionalen Luftraum instrumentengestützt exakt bestimmen.“ In Dänemark werde PinS seit 2015 angewandt, ebenso in Norwegen und der Schweiz. Ohne das System müssen Rettungshubschrauber am Boden bleiben, wenn sich Wolken in einer Höhe unterhalb von etwa 400 Meter befinden. „Mit PinS könnte diese Startgrenze um 50 Prozent gesenkt werden“, so Heinemann. Die DLR Luftrettung plane derzeit ein Pilotprojekt in Schleswig-Holstein.

„Das System kommt in Deutschland bislang leider nicht zur Anwendung“, sagte Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Es könne zu einer lückenlosen Versorgung im Notfall beitragen, „aber es ist keine Garantie“, so Garg. Etwa bei einer Vereisung der Landebahn sei das System keine Hilfe. Zwar begrüße er es, einen Antrag auf ein Modellprojekt zu stellen, aber damit PinS zum Einsatz kommen könne, seien noch umfangreiche Vorbereitungen erforderlich, etwa Gespräche mit Bundesgesundheitsministerium und Bundesaufsichtsamt sowie eine Umweltverträglichkeitsprüfung.

Weitere Redner:
Marret Bohn (Grüne), Dennys Bornhöft (FDP), Christian Dirschauer (SSW), Volker Schnurrbusch (AfD)

Die Koalitionsfraktionen wollen die Luftrettung auf den Inseln und Halligen weiterentwickeln, um die medizinische Versorgung dort sicherzustellen. CDU, Grüne und FDP fordern ein Umsetzungskonzept zur Einführung eines „Point in Space“- Systems, kurz PinS genannt. Das Konzept, das die Landesregierung anschieben soll, „soll im speziellen die rechtlichen, technischen und baulichen Voraussetzungen definieren und deren Kosten beziffern“, heißt es im Antragstext. Die Landesregierung soll im Sozialausschuss über das Umsetzungskonzept berichten, wenn es fertig ist.

CDU, Grüne und FDP begründen ihre Forderung damit, dass bisher die Inseln und Halligen bei Extremwetter wie Nebel oder Schnee keine medizinische Versorgung aus der Luft erhalten könnten. Ein PinS-System würde das ändern. Dabei handelt es sich um eine satellitengestützte Navigationstechnik, die per Instrumentenflug den Rettungshubschrauber auch bei schlechter Sicht sicher und zielgenau fliegen und landen lässt.

Testlauf in Schleswig-Holstein geplant

Die DRF (Deutsche Rettungsflugwacht) rettet per Hubschrauber Menschen aus Notsituationen, um sie in Krankenhäuser zu fliegen. Sie transportieren aber auch Intensivpatienten zwischen Kliniken. In Deutschland sind die Luftretter mit über 50 Hubschraubern an 32 Standorten Teil des flächendeckenden Luftrettungsnetzes. In Schleswig-Holstein hat die DRF Luftrettung zwei Stationen, in Niebüll und Rendsburg. An beiden Orten sind Hubschrauber vom Typ H145 stationiert.

Eigenen Angaben zufolge plant die DRF Luftrettung, das PinsS-System in einem Pilotprojekt in Schleswig-Holstein zu testen: „Im Fokus stehen dabei Flüge zu Notfalleinsätzen auf den Inseln und Halligen sowie Notfallverlegungen zwischen verschiedenen Krankenhäusern in Schleswig-Holstein“, heißt es auf der Website der Luftretter. Ziel des Pilotprojektes soll sein, dass das PinS-System in das Luftfahrt-Handbuch aufgenommen wird, damit alle Organisationen der Luftrettung dieses Verfahren nutzen können.

(Stand: 22. Februar 2021)

Antrag

Luftrettung auf Inseln und Halligen innovativ weiterentwickeln
Antrag der Fraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP – Drucksache 19/2783(neu)