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Feierliches Gedenken im Landtag an die Opfer der Nazis. Parlamentspräsident Schlie warnt vor Hass und Antisemitismus: Lehren aus der Vergangenheit müssten auch in die Bewältigung der Corona-Pandemie einfließen.
Zum Holocaust-Gedenktag hat Landtagspräsident Klaus Schlie an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft erinnert. „Die Corona-Pandemie macht es uns leider nicht möglich, diesen Tag heute so zu begehen, wie es notwendig wäre und wie es der Bedeutung dieses Tages eigentlich zukommt“, sagte er zu Beginn der heutigen Landtagstagung. „In diesem Jahr hätten die schrecklichen Ereignisse vom 3. Mai 1945 in der Neustädter Bucht im Zentrum des Gedenkens gestanden.“ An Bord des Passagierdampfers „Cap Arcona“ und des Frachtschiffes „Thielbek“ waren damals bei einem britischen Bombenangriff mehr als 7000 Menschen gestorben.
Die meisten der Opfer waren zuvor Häftlinge verschiedener NS-Konzentrationslager gewesen. „Wenige Tage vor dem Kriegsende, das die Rettung dieser gequälten Menschen gewesen wäre, mussten sie doch noch ihr Leben lassen“, sagte Schlie. „Dass die Bomben und Raketen, die beide Schiffe in der Neustädter Bucht versenkten, von britischen Piloten abgeschossen wurden, ist der bis heute besonders tragische Aspekt des 3. Mai 1945.“
Denn die Briten hätten geglaubt, auf Schiffe der deutschen Kriegsmarine zu schießen, sie hätten nichts von den hilflosen KZ-Häftlingen an Bord gewusst. „Und die deutschen Bewacher hatten diese Verwechslung gezielt mit einkalkuliert“, sagte der Parlamentspräsident. Die Tragödie sei von den Nazi-Schergen geplant worden, sie trügen die Schuld an diesem Verbrechen. „Der Holocaust, der massenhafte und industrialisierte Mord an Juden, Sinti und Roma, an sowjetischen Kriegsgefangenen, Homosexuellen, an Menschen mit Behinderung und an politischen Gegnern des Nationalsozialismus fand zu einem großen Teil in den Konzentrationslagern statt, die außerhalb, aber auch innerhalb Deutschlands standen.“
Der Gedenktag erinnert an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 76 Jahren. Aussagen, so viele Menschen hätten von den Verbrechen nichts gewusst, seien unzutreffend, sagte Schlie. „Diese Erkenntnis verpflichtet uns zugleich dazu, niemals wegzusehen, wenn sich Diskriminierung und Hass, Rassismus und Antisemitismus auch heute wieder in ihren unsäglichen Anfängen zeigen – wehren wir Demokratinnen und Demokraten gemeinsam den Anfängen!“
Wachsamkeit sei heute wieder nötiger denn je, betonte der Landtagspräsident. „Der Wunsch einer wachsenden Zahl von Menschen, hier in Deutschland, aber auch anderswo in Europa und der Welt, komplexe Herausforderungen auf allzu simple Formeln und Parolen zu reduzieren, wird leider größer und hat leider auch unsere Parlamente erreicht.“
In die Bewältigung der Corona-Krise müssten Lehren der Vergangenheit einfließen und das sei auch der Fall, stellte Schlie fest. Von Beginn an sei der Schutz der gesundheitlich schwächsten Mitbürger stets das entscheidende Kriterium für die Vorgehensweise der Bundes- und Landesregierungen gewesen. „Der ethische Maßstab ist ein integraler Bestandteil unseres staatlichen Handelns und das ist eine der wohl wichtigsten Lehren aus unserer Vergangenheit.“
Die Landespolitiker gedachten mit einer Schweigeminute der Opfer des Nationalsozialismus. Höchste politische und gesellschaftliche Priorität müsse vor allem auch der Schutz jüdischen Lebens in Schleswig-Holstein und in ganz Deutschland haben, sagte Schlie.
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Die Rede im Wortlaut