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19. November 2020 – November-Plenum

Weniger Ausbildungs­verträge: Fach­kräfte­mangel verschärft sich

Corona, Studienwunsch, demografischer Wandel: Die Zahl der Ausbildungsverträge sinkt. Das sei eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein, hieß es im Landtag.

Knoefler Peer CDU Plenum
Peer Knöfler (CDU): Mit Förderprogrammen „gibt Schleswig-Holstein noch einmal richtig Gas“. Foto: Michael August

Immer weniger Schulabgänger in Schleswig-Holstein streben eine klassische duale Ausbildung an. Darauf hat Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) hingewiesen. Der Rückgang an abgeschlossenen Verträge um sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 16.966 sei nur zum Teil mit der Corona-Pandemie zu erklären, betonte der Minister. Dieser Trend sei schon vorher zu erkennen gewesen. Die Hauptgründe: der demografische Wandel und der Wunsch vieler junger Menschen, ein Studium anzufangen. Damit drohe der Fachkräftemangel sich weiter zu verschärfen, mahnte Buchholz.

Es gelte, den Jugendlichen nahezubringen, dass eine Ausbildung gegenüber einem akademischen Titel oftmals eine bessere Chance auf eine berufliche Perspektive und ein regelmäßiges, solides Einkommen biete, sagte Buchholz. Das Land habe gemeinsam mit Wirtschaftsverbänden im Sommer eine Kampagne in den sozialen Medien gestartet, um für die Berufsausbildung zu werben. Auch jetzt bestehe noch die Gelegenheit, eine Ausbildung anzufangen oder eine Stelle zur Verfügung zu stellen, merkte der Minister an. Redner aller Fraktionen unterstrichen die Dringlichkeit des Problems.

Unbesetzte Stellen und erfolglose Bewerber

Peer Knöfler (CDU) wies darauf hin, dass der Rückgang der Ausbildungsverträge in den Bereichen Tourismus und Freizeit wegen Corona besonders stark sei. Die während der Corona-Krise oft beschworenen systemrelevanten Berufe böten eine „solide duale Ausbildung“, unterstrich Kirsten Eickhoff-Weber (SPD). Um den Pflegeberuf attraktiv zu halten, seien aber „anständige Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen“ nötig. Bis 2035 werden im Lande 180.000 Fachkräfte fehlen, mahnte Ines Strehlau (Grüne). Ihre Forderung: „Wir brauchen ein möglichst enges Netz an Berufsschulen.“

Kay Richert (FDP) wies darauf hin, dass aktuell 2.000 unversorgten Bewerbern ebenso viele unbesetzte Stellen gegenüberstünden. Oft fehle die „Orientierung, welche Stellen es überhaupt gibt“, und manche Berufe hätten ein negatives Image. Weitere Gründe für nicht zustande gekommene Verträge, so Jette Waldinger-Thiering (SSW), seien ausgefallene Praktika und „Berufsberater, die nicht in die Schulen kommen können“. Volker Schnurrbusch (AfD) merkte an, dass häufig schlechte Mathematik- und Deutschkenntnisse der Grund sei, wenn ein Bewerber abgelehnt werde.

Die Koalitionsfraktionen fordern einen mündlichen Regierungsbericht zur Ausbildungssituation im Land. Obwohl die Corona-Pandemie sich spürbar auf die schleswig-holsteinische Wirtschaft auswirke, „wird der Bedarf an Fachkräften jedoch weiterhin bestehen“, heißt es in dem vorliegenden Berichtsantrag. Insbesondere die duale Ausbildung spiele bei der Fachkräfte-Ausbildung eine „zentrale Rolle“, heben die Jamaika-Fraktionen weiter hervor.

Laut dem jüngsten Monatsbericht der Agentur für Arbeit sind auf dem Ausbildungsmarkt in Schleswig-Holstein bis Ende September noch 2000 Plätze unbesetzt geblieben. Seitens der Agentur für Arbeit hieß es, die Corona-Pandemie habe auf dem Ausbildungsmarkt eine Delle bewirkt, aber keinen Einbruch: „Wer noch sucht, kann auch jetzt noch eine Ausbildung beginnen“. Gesucht würden nicht nur angehende Verkäufer und Einzelhandelskaufleute, sondern zum Beispiel auch künftige Segelmacher und Rettungssanitäter.

2000 Euro für größere Unternehmen

Zum Start des neuen Ausbildungsjahres hatte die Landesregierung Anfang August eine neue Richtlinie zur Förderung der dualen Ausbildung während der Corona-Pandemie vorgestellt. Damit würden laut Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) Firmen unterstützt, die bislang nicht von der Bundesförderung profitieren können. Dabei handle es sich unter anderem um Betriebe mit 250 Beschäftigten und mehr. Konkret können diese Unternehmen einmalig bis zu 2000 Euro erhalten, wenn sie Auszubildende übernehmen. Die Fördergelder werden sofort und nicht erst nach erfolgreichem Abschluss der Probezeit ausgezahlt.

(Stand: 16. November 2020)

Antrag

Mündlicher Bericht zur aktuellen Ausbildungssituation in Schleswig-Holstein
Antrag der Fraktionen von CDU, B´90/Die Grünen und FDP – Drucksache 19/2431