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30 Jahre nach dem 3. Oktober 1990 ruft der Landtag dazu auf, die DDR und die Wiedervereinigung verstärkt im Schulunterricht zu behandeln. Das sei wichtig, um Verklärung und Demokratiefeindlichkeit zu begegnen, hieß es.
Die deutsche Teilung und der Einheitsprozess sollen im Schulunterricht eine größere Rolle spielen. Das hat der Landtag anlässlich des 30. Jahrestags der Wiedervereinigung gefordert. Basis war ein gemeinsamer Antrag von Jamaika, SPD und SSW. Demnach soll das Thema in den Fächern Geschichte und Wirtschaft/Politik stärker berücksichtigt werden, und mehr Schüler sollen sich vor Ort ein Bild machen, etwa im „Grenzhus Schlagsdorf“ in Mecklenburg-Vorpommern oder in der Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup. Zudem soll es mehr Fortbildungsangebote für Lehrer geben.
„Diejenigen, die in den 80er Jahren oder später geboren wurden, müssen lernen, die deutsche Einheit zu verstehen“, sagte Anette Röttger (CDU). Eka von Kalben (Grüne) betonte: „Wir sind ein Land mit einer gemeinsamen Geschichte in zwei Unterkapiteln.“ Das müsse den Jüngeren vermittelt werden. „Das, was richtiggemacht wurde, kommt in der Außendarstellung leider oft viel zu kurz“, so Lars Harms (SSW). Er verwies auf die ostdeutschen Beiträge zum vereinten Deutschland, etwa die weiter vorangeschrittene Gleichberechtigung der Frau und die bessere Kinderbetreuung.
SPD-Fraktionschef Ralf Stegner mahnte, neben den positiven auch die negativen Aspekte der Einheit zu berücksichtigen. Die Ostdeutschen hätten persönliche Freiheiten gewonnen, und getrennte Familien seien zusammengekommen – aber der Osten sei heute auch von Ernüchterung, Abwanderung und einer „Distanz zur Werteordnung der Bundesrepublik“ geprägt. Vor einer „Verklärung des DDR-Regimes“ warnte Christopher Vogt (FDP): „Statt Verklärung brauchen wir mehr Aufklärung für die heutige Jugend.“ Es müsse darum gehen, „politisch-historische und Demokratiebildung an unseren Schulen zu stärken“, unterstrich Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Ziel sei es, die „Schüler überall im Land diskursfähig zu machen und ihnen den Mut zur eigenen Meinung beizubringen“.
Die AfD forderte in einem eigenen Antrag, Zeitzeugen in den Unterricht einzubinden und „die Erinnerung an die totalitäre sozialistische Staatsform“ in Angeboten der politischen Bildung wachzuhalten. Ehemalige DDR-Bürger könnten den Schülern vermitteln, so der Abgeordnete Frank Brodehl, wie sich die Planwirtschaft auf die Kreativität ausgewirkt habe oder wie es war, im „Widerspruch zwischen Angstkultur und Jubelpropaganda“ zu leben. Der AfD-Antrag wurde abgelehnt, der überfraktionelle Antrag wurde einstimmig angenommen.
Kurz vor dem 30. Jahrestag der Deutschen Einheit nutzen die Koalitionsfraktionen die Gelegenheit, an den Fall der Mauer 1989 und die Deutsche Einheit 1990 als eines der „wichtigsten historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts“ zu erinnern. Mit Blick auf verschiedene Bildungs- und Kulturprojekte zum 30. Jubiläum des Mauerfalls im vergangenen Jahr bitten CDU, Grüne und FDP die Landesregierung, „die besondere Bedeutung der Deutschen Einheit für Schleswig-Holstein als ehemaliges innerdeutsches Grenzland innerhalb der schulischen und kulturellen Bildung auch weiterhin zu verankern“.
So sollen etwa die Leitfäden für die Schulfächer Geschichte und Wirtschaft/Politik überarbeitet und die Thematik mehr berücksichtigt werden oder auch „verstärkt Angebote für Lernen am anderen Ort in der ehemaligen Grenzregion angeboten werden“. Genannt werden dazu zum Beispiel Orte wie das „Grenzhus Schlagsdorf“, ein Informationszentrum zur ehemaligen innerdeutschen Grenze in Mecklenburg-Vorpommern, oder die Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup. Im Bereich der kulturellen Bildung setzen sich CDU, Grüne und FDP für eine „Weiterentwicklung authentischer Orte des ehemaligen Grenzverlaufs in Schleswig-Holstein“ ein.
Vorherige Debatten zum Thema:
September 2019
Juni 2020