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60.000 Menschen im Lande leiden an einer Demenz-Erkrankung. 2050 werden es voraussichtlich doppelt so viele sein. Das Land reagiert darauf mit steter Umsetzung des „Demenzplanes“. Im Landtag gibt es dafür breites Lob.
Demenz ist ein wachsendes Problem in einer alternden Gesellschaft. Neben den Hilfsangeboten für die Kranken und ihre Angehörigen kommt es auf die Akzeptanz der gesamten Gesellschaft an, betonten Redner aller Fraktion in der Debatte über den schleswig-holsteinischen „Demenzplan“. Darin sind seit 2013 die Aktivitäten des Landes gebündelt. Sozialminister Heiner Garg (FDP) zog eine positive Zwischenbilanz im Plenum.
Laut Bericht leiden etwa 60.000 Menschen in Schleswig-Holstein an der Krankheit. Das sind 20.000 mehr als noch vor zehn Jahren und etwa zwei Prozent der Bevölkerung. Ziel müsse ein „möglichst langer uns selbstbestimmter Verbleib in der heimischen Umgebung“ sein, betonte Garg, denn das sichere die gesellschaftliche Teilhabe der Erkrankten. Die Corona-Pandemie sei eine besondere Herausforderung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, so Garg, denn viele Betroffene könnten die Hygiene- und Abstandsregeln nicht verstehen. Zudem sei die zwischenzeitliche Isolierung in den Wohneinrichtungen sehr belastend gewesen.
Der „Demenzplan für Schleswig-Holstein“ nennt 80 Ziele und Empfehlungen – Wegweiser zu ortsnahen Hilfen für Kranke und ihre Angehörigen, Tipps für Kommunen, neue Wohnformen oder eine Vertiefung des Themas in der Pflegeausbildung. Davon sind inzwischen laut dem Regierungsbericht mehr als 50 ganz oder teilweise erfüllt. Die landesweite Koordinierung der Hilfsangebote übernimmt das Kompetenzzentrum Demenz in Norderstedt, das bei der Alzheimer-Gesellschaft angesiedelt ist und das vom Land mit mehr als einer Million Euro pro Jahr gefördert wird.
„Es geht darum, allen Menschen, die direkt oder indirekt von Demenz betroffen sind, ein gutes Leben zu ermöglichen“, betonte Christian Dirschauer (SSW). Er wies auf die Bedeutung der Prävention hin: „Auch, wenn eine Demenz nicht heilbar ist, kann Verlauf und Ausbruch um viele Jahre verzögert werden.“ Katja Rathje-Hoffmann (CDU) riet allen Betroffenen, sich frühzeitig Hilfe zu holen: „Das bedeutet auch: Man ist nicht alleine mit dem Problem.“ Die Erkrankung werde oft noch tabuisiert, klagte Birte Pauls (SPD), und sie unterstrich: „Es ist eine Erkrankung wie andere auch, und man kann sie behandeln, auch wenn man sie nicht heilen kann.“
„Menschen mit Demenz gehören zu unserem Alltag“, sagte Ines Strehlau (Grüne), „und deswegen sollten wir alle wissen, wie wir damit umgehen. Wir alle brauchen Information und Aufklärung.“ Dennys Bornhöft (FDP) wies darauf hin, dass bisher nur die Hälfte der Krankenhäuser im Lande ein Konzept zum Umgang mit Demenzkranken habe. Hier müsse nachgebessert werden. Ein „Modellprojekt Demenz im Krankenhaus“ forderte Claus Schaffer (AfD), der zudem feststellte: „Wir benötigen mehr Kurzzeitpflegeplätze.“
Der 2013 ins Leben gerufene „Demenzplan für Schleswig-Holstein“ nennt 80 Ziele und Empfehlungen – Hilfen für Kranke und ihre Angehörigen, Tipps für Kommunen, ein breites Versorgungsangebot, neue Wohnformen oder eine Vertiefung des Themas in der Pflegeausbildung. Davon sind inzwischen laut dem Regierungsbericht mehr als 50 ganz oder teilweise erfüllt. Die landesweite Koordinierung der Hilfsangebote übernimmt das Kompetenzzentrum Demenz, das bei der Alzheimer-Gesellschaft angesiedelt ist und das vom Land gefördert wird.
Corona ist eine besondere Herausforderung für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, aber auch für Pflege- und Betreuungskräfte. „Menschen mit Demenz können Einschränkungen und Maßnahmen, wie beispielsweise die Hygiene- und Abstandsregeln nicht verstehen und nachvollziehen“, heißt es in dem Bericht. „Alltagsroutinen, die sonst Sicherheiten bieten, entfallen, was zusätzlich belastet.“
Laut Bericht leiden etwa 60.000 Menschen in Schleswig-Holstein an der Krankheit. Das sind 20.000 mehr als noch vor zehn Jahren und etwa zwei Prozent der Bevölkerung. Deutschlandweit sind es 1,7 Millionen Menschen. Häufigste Erkrankungsform ist die Alzheimer-Demenz, die zum vollständigen Gedächtnisverlust führt. Das Krankheitsrisiko steigt mit dem Alter: In der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen finden sich laut Untersuchungen fünf Prozent Demenzkranke. Bei den 75- bis 79-Jährigen sind es zwölf Prozent und bei den über 90-Jährigen 50 Prozent. Einer Studie der Barmer Ersatzkasse zufolge muss jeder dritte Mann und jede zweite Frau damit rechnen, im Laufe des Lebens an Demenz zu erkranken.
Bessere Beratung, zusätzliche Unterstützung, mehr Forschung: Die Bundesregierung und verschiedene Partner aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft haben am Mittwoch (23.9.) den Startschuss für die Umsetzung der „Nationalen Demenzstrategie“ gegeben. Am Rande einer gemeinsamem Diskussionsveranstaltung in Berlin wurde diese von Familienministerin Franziska Giffey (SPD), Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU), Forschungsministerin Anja Karliczek (CDU) und 57 Partnerorganisationen unterzeichnet, wie das Familienministerium mitteilte. Damit hätten sich alle wichtigen Akteure auf die Umsetzung von insgesamt 160 beschlossenen konkreten Maßnahmen verpflichtet, um Deutschland demenzfreundlicher zu machen. 2026 werde Bilanz gezogen.
Angesichts der alternden Gesellschaft in Deutschland hatte die Bundesregierung die „Nationale Demenzstrategie“ Anfang Juli beschlossen. 1,6 Millionen Menschen sind den Angaben zufolge hierzulande von der Krankheit betroffen, im Jahr 2050 könnte die Zahl schon bei etwa 2,8 Millionen Menschen liegen. Die Strategie verfolgt etwa das Ziel, professionelle und ehrenamtliche Unterstützungs- und Beratungsangebote für Betroffene und deren Familien auszubauen und die Demenzforschung zu verstärken. Bündnispartner für ein demenzfreundliches Deutschland sind demnach die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Länder und Kommunen, die Verbände des Gesundheitswesens und der Pflege, die Sozialversicherungsträger.
(Stand: 21. September 2020)
Meldung bei Antragstellung:
Februar 2020 (ohne Aussprache)