Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags
Springe direkt zu:
Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Die Unterrichtssituation an Grundschulen ist nach Ansicht der Landesregierung gut. „Wir haben tolle Lehrkräfte, die qualitativ hochwertigen Unterricht machen“, sagte Bildungsministerin Karin Prien bei der Erläuterung ihrer Antwort auf eine Große Anfrage der SPD. Die Versorgung liegt laut der CDU-Politikerin im noch laufenden Schuljahr bei 101 Prozent, die ersatzlose Unterrichtsausfallquote bei 0,3 Prozent.
Wie die meisten Redner im Plenum dankte auch Prien den Lehrkräften, vor allem für ihren Einsatz währen der Corona-Krise. „Wir haben gesehen, dass wir uns auf engagierte, tatkräftige Lehrer verlassen können, die kurzfristig viel auf die Beine stellen“, so die Ministerin. Sie betonte, die bisherigen Maßnahmen, um den Lehrerberuf wieder attraktiver zu machen, wirkten. Auch die Erhöhung der Besoldung für Grundschullehrer auf A13 sei ein Zeichen der Wertschätzung.
Wie aus der Antwort auf die Große Anfrage der SPD hervorgeht, wurden an den 395 Grundschulen in Schleswig-Holstein im Schuljahr 2018/19 exakt 100.486 Schüler unterrichtet. Die Durchschnittsgröße einer Klasse lag bei 21,5 Schülern. Ein besonders großer Mangel an ausgebildeten Lehrkräften liegt in den Kreisen Dithmarschen, Steinburg, Segeberg und dem Herzogtum Lauenburg vor.
Martin Habersaat (SPD) hob vor allem die Mängel hervor. So würden etwa ein Viertel der Lehrer frühzeitig aus dem Berufsleben aussteigen. Zudem würden 15 Prozent der Grundschulen keinen Schwimmunterricht anbieten, und ein Problem gebe es auch mit fehlenden Fachlehrern in Mangelfächern wie Mathematik, Philosophie, Kunst oder Musik. „30 Grundschulen und 5 Außenstellen mussten im Berichtszeitraum mit nur einer Mathe-Fachkraft auskommen“, kritisierte Habersaat. Noch schlechter sehe es im Fach Musik aus. Zudem fehlten in der Antwort auf die Große Anfrage weitere Informationen, etwa über den Zustand der Schulgebäude oder Kantinen. Das seien jedoch wichtige Punkte auf dem Weg zur offenen Ganztagsschule.
Das Thema wird im Bildungsausschuss weiter diskutiert.
Tobias von der Heide (CDU):
Fast 45 Prozent der Lehrer arbeiten in Teilzeit. Darüber muss man sprechen, um diese Ressource zu aktivieren.
Ines Strehlau (Grüne):
Die Corona-Krise hat der Digitalisierung einen enormen Schub gegeben. Es muss uns aber gelingen, eine deutlich gleichmäßigere Ausstattung hinzubekommen. Das ist für die Bildungsgerechtigkeit enorm wichtig.
Anita Klahn (FDP):
Inklusion ist eine große Herausforderung. Eine Aussage über die Qualität haben wir bisher noch nicht. Es geht um Ressourcen, räumlich genauso wie personell. Das Thema muss weiterentwickelt werden, genauso wie Begabtenförderung.
Frank Brodehl (AfD):
Die Grundschulen waren in der Vergangenheit viel zu oft Spielball von Bildungspolitik. Wir müssen mit den Dogmen der Gleichheitspädagogik aufhören. Ein großer Fehler war die Abwicklung der Vorschule, damals unter der SPD-Regierung.
Jette Waldinger-Thiering (SSW):
Bei der Inklusion und beim Unterricht in Minderheitensprachen besteht noch Luft nach oben. Und: 26 Prozent der Lehrer, die nicht Mathe studiert haben, unterrichten Mathe. Das ist ein Problem, das wir angehen müssen.
Mit verschiedenen Anreizen versucht die Landesregierung derzeit, den Lehrerberuf attraktiver zu machen, um so die Unterrichtsversorgung an Schulen zu verbessern und Ausfälle zu vermeiden. Dazu gehören mehr Stellenausschreibungen, die schrittweise Erhöhung der Bezahlung von Grundschullehrern und eine 250-Euro-Zulage für neue Lehrer in Problem-Regionen. Mit einer Großen Anfrage hat sich die SPD-Faktion im Landtag im vergangenen September an die Landesregierung gewandt, um zu erfahren, wie es um die Unterrichtsqualität in den Grundschulen im Land steht. Nun liegt die Antwort vor, über die der Landtag beraten will.
In dem Dokument listet die Landesregierung auf rund 300 Seiten Antworten zu 25 Einzelpunkten auf. Dabei geht es neben Statistiken zur Anzahl der Grundschulen, Lehrer und Schüler sowie der Entwicklung dieser Zahlen im Speziellen auch um Themen wie Lehrkräftebedarf, Nachwuchsgewinnung, Unterrichtsausfall, Zeugnisse, Begabtenförderung, Inklusion, Raumausstattung, Betreuungsangebote und Digitalisierung.
Wie aus der Antwort auf die Große Anfrage der SPD hervorgeht, wurden an den 395 Grundschulen in Schleswig-Holstein im Schuljahr 2018/19 exakt 100.486 Schüler unterrichtet – gegenüber 100.498 und 99.705 in den beiden vorangegangenen Schuljahren. 2018/19 standen 4231,13 Lehrerstellen an Grundschulen zur Verfügung, 2017/18 waren es acht Stellen mehr, im Jahr davor hingegen mit 4203,71 deutlich weniger. Die Durchschnittsgröße einer Klasse lag im Schuljahr 2018/19 bei 21,5 Schülern.
Mit Stand vom Oktober 2019 sind 97 Lehrkräfte auf 62,5 Stellen an Grundschulen befristet beschäftigt, die ein Lehramtsstudium, jedoch bisher kein Referendariat absolviert haben. Eine abgeschlossene Ausbildung inklusive des zweiten Staatsexamens haben 86,3 Prozent der Grundschullehrer in Schleswig-Holstein. Die Zahl der Ausbildungsplätze für angehende Lehrer ist von 100 im August 2016 auf 140 im August 2019 gestiegen. In dieser Zeit hat es stets mehr Zusagen als Plätze gegeben – mit Ausnahme von August 2019: An diesem Datum waren von den 140 Plätzen vier nicht belegt.
Ein besonders großer Mangel an ausgebildeten Lehrkräften liegt in den Kreisen Dithmarschen, Steinburg, Segeberg und dem Herzogtum Lauenburg vor. Es werden dort Zuschläge für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst an Grundschulen und Förderzentren gezahlt. Diese Maßnahme soll in den vier Kreisen für zwei Jahre getestet werden, um auszuwerten, ob sie von den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst angenommen wird.
Mangelfächer an den Grundschulen sind neben Mathematik mit einem außergewöhnlichen Bedarf die Unterrichtsfächer Englisch, Musik, Sport, Katholische Religion, Philosophie und Kunst. Im Schuljahr 2018/19 sind zudem 0,3 Prozent der vorgesehenen Unterrichtsstunden an Grundschulen ersatzlos ausgefallen, in den vier Schuljahren davor jeweils 0,4 oder 0,5 Prozent.
Wie unter anderem die Lehrergewerkschaft GEW laut Deutscher Presseagentur anmerkt, bleibt der Lehrkräftemangel ein gravierendes und zunehmendes Problem in Schleswig-Holstein – auch an Grundschulen. In Oppositionskreisen wird etwa moniert, dass an den Grundschulen viele Lehrkräfte ohne abgeschlossene Lehramtsausbildung unterrichten. „Ohne diese Kräfte geht inzwischen gar nichts mehr“, beklagt der Bildungspolitiker Martin Habersaat (SPD).
Besonders dringlich wäre es aus Sicht der GEW auch, die Besoldung der Grundschullehrer schneller auf die Stufe A13 zu heben, als von der Regierung geplant. Nach derzeitigem Stand soll die schrittweise Erhöhung bis zum Schuljahr 2025/26 abgeschlossen werden.
(Stand: 15. Juni 2020)
Vorherige Debatten/Meldung zum Thema:
Dezember 2019 (Regierungsbericht Unterrichtsversorgung)
Mai 2019 (Lehrerbesoldung, 1. Lesung)
Juni 2019 (Lehrerbesoldung,2. Lesung/ohne Aussprache)
April 2018