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In Deutsch eine Eins, in Mathe eine Vier. Schleswig-Holstein setzt in den Schulen auf Noten – außer es handelt sich um Kinder mit Förderbedarf. Sie bekommen unter Umständen ein Berichtszeugnis. SPD und SSW finden das ausgrenzend.
Mit Skepsis haben die Regierungsfraktionen auf den SPD-SSW-Vorstoß reagiert, grundsätzlich Zeugnisnoten für Schüler mit Förderbedarf einzuführen, um eine Ungleichbehandlung zu vermeiden. Dies sei nicht notwendig, hieß es aus den Reihen von CDU, Grünen und FDP. Betroffene, denen identische Inhalte vermittelt würden, erhielten nach wie vor ein Notenzeugnis.
Hintergrund des Vorstoßes ist, dass die von der Vorgängerregierung eingeführten Zeugnisberichte im dritten und vierten Grundschuljahr im Juni 2018 wieder abgeschafft wurden, Schüler mit Lernhandicap aber teilweise weiterhin ein Berichtszeugnis erhalten sollen. Der SPD-Antrag wurde zur weiteren Beratung an den Sozialausschuss überwiesen. Keine Mehrheit fand dagegen ein AfD-Vorstoß, der in dieselbe Richtung zielte.
Die Bildungsministerin bete „den Notenfetisch“ an, griff Kai Vogel (SPD) Karin Prien (CDU) persönlich an. Wenn man aber die Notenzeugnisse an den Grundschulen ab der dritten Klasse wieder verpflichtend einführe, müsse man auch konsequent sein und dies auch für Schüler mit Förderbedarf tun. Ansonsten lege man „die Axt an die Inklusion“.
Die Vertreter der Koalition und Bildungsministerin Prien stellten unisono klar, dass es Berichtszeugnisse nur für jene Kinder gebe, die „zieldifferent“ anhand „individueller Förderpläne“ unterrichtet würden. Prien betonte, dass man hier über Schüler spreche, die keines der drei vorhandenen Anforderungsprofile erfüllen. Bei diesen Kindern müsse man genau hinschauen, um ihnen eine berufliche Zukunft zu ermöglichen.
Weitere Hauptredner:
Annette Röttger (CDU), Ines Strehlau (Grüne), Anita Klahn (FDP), Frank Brodehl (AfD), Jette Waldinger-Thiering (SSW)
Schulen soll es wieder freigestellt werden, ob sie Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf anstelle von Berichtszeugnissen oder Kompetenzrastern künftig auch Notenzeugnisse ausstellen oder nicht. Dies fordern die beiden Oppositionsfraktionen SPD und SSW in einem gemeinsamen Antrag. Die Neufassung der Zeugnisverordnung vom vergangenen Sommer habe zu „Mischungen zwischen Noten- und Berichtszeugnissen geführt, je nachdem, ob die betreffenden Schüler gemäß den Fachanforderungen unterrichtet werden oder nicht“, sagte der SPD-Schulpolitiker Kai Vogel bei der öffentlichen Vorstellung des Antrags.
Diese Neuregelung habe an Förderzentren wie an Regelschulen Unverständnis hervorgerufen, da „sowohl bei der Zeugnisvergabe als auch bei der Leistungsbeurteilung in Klassenarbeiten eine Ausgrenzung trotz vorheriger inklusiver Beschulung entsteht“, heißt es in der Begründung des Antrages. Und weiter: Neben einer Ausgrenzung innerhalb des Klassenverbands könne es auch zu Problemen bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz kommen, „da Schüler aus inklusiven Beschulungen ebenso wie aus Förderzentren Lernen sich mit einer verbalen Zeugnisbeschreibung auf dem Arbeitsmarkt bewerben müssen“.
Auch sei es diesen „Schüler ohne Noten“ nahezu unmöglich geworden, an einer beruflichen Schule den ersten allgemeinbildenden Schulabschluss nachträglich zu erwerben, weil sie ihre befriedigenden Leistungen in den Hauptfächern nicht mehr nachweisen könnten. Es sei nicht nachvollziehbar, warum Bildungsministerin Karin Prien (CDU) in allen anderen Bereichen auf Notenzeugnisse dränge, aber „bei Schülern mit Förderbedarf von einer Gleichbehandlung abweicht“, sagte Vogel. Deshalb solle es der Schulkonferenz wieder „wie früher“ freigestellt werden, Notenzeugnisse zu erteilen und diese durch entsprechende Berichte zu ergänzen.
Während der Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung, Ulrich Hase, den Vorstoß unterstützte („Mit dem Ziel einer inklusiven Schule ist der Verzicht auf Noten nicht vereinbar“), ließ Bildungsministerin Prien kurz nach Vorstellung des Antrags wissen: Sie halte daran fest, den betroffenen Schülern individuelle Berichte statt Noten zu geben. Dies sei „angemessen und geeignet“, um bei einer bestmöglichen individuellen Förderung auf der Grundlage des konkreten Leistungsvermögens des einzelnen Schülers eine „passgenaue Rückmeldung zu geben“, so Prien. Es mache keinen Sinn, mit Noten den Eindruck einer den allgemeinen Anforderungen entsprechenden Leistungsbeurteilung zu erzeugen.
(Stand: 11. Februar 2019)
Vorherige Debatte zum Thema Inklusion:
September 2018