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9. Februar 2019 – Empfang

Politiker bewirten obdachlose Menschen

Fröhliche Jazzmusik, gute Speisen und viele Gespräche: Für einen Abend lassen sich 120 Obdachlose von Politikern des Landtages das Essen servieren. Die Aktion soll keine Eintagsfliege bleiben.

Die Landtagsabgeordneten Werner Kalinka, Wolfgang Baasch und Özlem Ünsal decken einen Tisch ein. Auf eine weiße Tischdecke stellen sie Teller, Gläser und Saftflaschen.
Die Landtagsabgeordneten Werner Kalinka (CDU, l.), Wolfgang Baasch und Özlem Ünsal (beide SPD) beim Eindecken. Während des Essens waren keine Fotos gewünscht, um die entspannte Atmosphäre nicht zu stören. Foto: Landtag, Rebecca Hollmann

Rund 120 Obdachlose speisten am Sonnabend gemeinsam in ausgelassener Atmosphäre im Kieler Bodelschwingh-Haus, einer Einrichtung der evangelischen Stadtmission für Wohnungslose. Das Besondere: Landtagspolitiker, Verwaltungsmitarbeiter und Kooperationspartner servierten ihnen das Essen. Das Ziel des Abends, locker miteinander ins Gespräch zu kommen und sich über Probleme und Bedürfnisse von Menschen ohne Dach überm Kopf auszutauschen, war schnell erreicht. In einem Pressegespräch zuvor hatte Landtagspräsident Klaus Schlie betont, der Abend solle dazu dienen, „öffentliche Aufmerksamkeit auf die Themen Ausgrenzung, Stigmatisierung und Gewalt zu lenken“, mit denen Obdachlose tagtäglich konfrontiert würden.

„Wir wollen Menschen Wertschätzung entgegenbringen, die in soziale Bedrängnis gekommen sind und ihnen auf Augenhöhe begegnen“, so Schlie. Die Idee, Wohnungslose ins Landeshaus zu einem Abendessen einzuladen, war im Herbst während einer Plenardebatte zu einem Winternotprogramm erstmals aufgekommen. Um den Gästen potenzielle Hemmschwellen zu nehmen, wurde der Empfang ins Bodelschwingh-Haus verlagert. Gemeinsam mit Kooperationspartnern des Landtages, wie dem Förderverein „Speisesaal St. Heinrich“, dem Straßenmagazin „Hempels“ und der Diakonie, tischten die sozialpolitischen Sprecher der Fraktionen sowie weitere ehrenamtliche Helfer Suppe, Fleisch, Gemüse und Kuchen auf.

„Es kann jeden treffen“

Die Zahl der Obdachlosen in Schleswig-Holstein wird auf 8.000 Menschen geschätzt – Tendenz steigend. „Es kann jeden treffen. Obdachlosigkeit zieht sich quer durch alle Schichten der Gesellschaft“, weiß der Vorsitzende des Sozialausschusses im Landtag, Werner Kalinka, zu berichten. Besonders junge Frauen zwischen 20 und 30 Jahren seien betroffen. Karen Hemmler von stadt.mission.mensch, so der neue Name der Kieler Stadtmission, unterstrich den Stellenwert von Mietsicherheitsfonds, Prävention und niederschwelligen, außerbehördlichen Anlaufstellen. „Menschen dürfen erst gar nicht ihren Wohnraum verlieren“, sagte Hemmler.

Der Abend, bei dem besonders das gute Essen von den Teilnehmern gelobt wurde, wird laut Landtagspräsident Klaus Schlie „keine Eintagsfliege“ bleiben. Er sei „Auftakt längerfristigen Engagements, das der Landtag in Kooperation mit Trägern und Kommunen anstrebt.“ Auf Grund der steigenden Obdachlosigkeit hat der Landtag die Mittel für Beratungs- und Wohnungslosenhilfe für das Jahr 2019 auf eine Millionen Euro aufgestockt. Die Idee für die nächste Aktion in diesem Jahr steht auch schon in den Startlöchern: Eine Außenveranstaltung im Sommer.