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Das Land will Brennpunktschulen in Wohnvierteln mit problematischen Sozialstrukturen mit einem sogenannten Bildungsbonus unterstützen. Zum Schuljahr 2019/20 sind dafür 3,3 Millionen Euro eingeplant. Die Summe soll jährlich steigen, bis auf zehn Millionen Euro im Jahr 2022. Mit dem Extra-Geld können Schul-Projekte gestartet, Kooperationen mit ortsansässigen Vereinen angestoßen oder auch mehr Lehrer eingestellt werden. „Der Wohnort darf nicht darüber entscheiden, ob Kinder eine erfolgreiche Bildungsbiografie haben“, betonte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) heute im Plenum.
„Wir sind nicht gut genug bei der Überwindung herkunftbedingter Ungerechtigkeit im Bildungssystem“, mahnte die Ministerin. Als ersten Schritt soll das Kieler Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN) bis zum Sommer einen „Sozialatlas“ erstellen und die dringendsten Fälle ermitteln. Kriterien sind etwa fehlende Deutschkenntnisse, hohe Arbeitslosigkeit und bildungsferne Elternhäuser. Die Schulen können dann Konzepte erstellen und sich um die finanzielle Förderung bewerben.
„Wir wollen uns konzentrieren auf die Schulen, die die höchste Belastung haben, und die wollen wir spürbar entlasten“, unterstrich Ines Strehlau (Grüne) die Haltung der Jamaika-Koalition. Bei der Auswahl werde es „schwierige Entscheidungen und Grenzfälle geben“. Tobias Loose (CDU) sagte, Jamaika wolle „nicht Wohltaten im ganzen Land verteilen“, sondern etwa zehn bis 30 Problemschulen gezielt unterstützen. Die Auswahl als Schule mit besonderen Herausforderungen sei keine Kritik an den dortigen Lehrern, unterstrich Anita Klahn (FDP): „Wir hängen keine Schild an die Tür, auf dem steht: Hier wird schlechte Arbeit geleistet.“
Die Opposition unterstütze die Stoßrichtung, mahnte aber mehr Tempo an. Martin Habersaat (SPD) forderte, rasch zusätzliche Lehrer einzustellen: „Was uns nicht helfen wird, ist, wenn an 150 Schulen Lese-Ecken eröffnet werden.“ Nun würden „mit viel Bürokratismus“ Problemschulen identifiziert, die doch längst bekannt seien, so Frank Brodehl (AfD). Und Jette Waldinger-Thiering (SSW) wies auf die kurze Bewerbungsfrist bis zu den Sommerferien hin. Es bestehe die Gefahr, dass die Hilfe nicht pünktlich zum Beginn des kommenden Schuljahrs ankomme.
Manche Schulen haben es in Schleswig-Holstein besonders schwer: Viele Schüler haben einen Migrationshintergrund, der Anteil bildungsferner oder arbeitsloser Eltern ist überproportional groß. Die Landesregierung will mit dem neuen Förderprogramm, dem Bildungsbonus, gezielt Schulen in sozial schwierigen Lagen unterstützen. Laut einem Bericht, den Bildungsministerin Karin Prien (CDU) dem Landtag vorlegt, ist das Ziel eine „individuelle Bildungsgerechtigkeit im Sinne vergleichbarer Bildungschancen“. Zum geplanten Start im Schuljahr 2019/20 will sie zwei Millionen Euro bereitstellen. Die Mittel sollen jährlich steigen bis auf zehn Millionen im Jahr 2022.
In Schleswig-Holstein konzentrieren sich soziale Unterschiede und Probleme nicht nur in städtischen Ballungsräumen, sondern auch innerhalb der kreisfreien Städte und in den ländlichen Regionen, etwa durch überdurchschnittlich viele Migrations- oder Heimkinder an einzelnen Schulen, heißt es in dem 33 Seiten starken Regierungsbericht. Verhaltensauffälligkeiten der Schüler würden sich dabei „belastend auf den Unterricht“ auswirken. Schon heute gebe es für derartige Schulen zusätzliche Ressourcen, etwa für gezielte Projekte oder mehr Personal. Mit dem Bildungsbonus sollen nun die Angebote „in einem strategischen Rahmen neu geordnet“ und ergänzt werden.
Der Bildungsbonus soll gemeinsam mit den Schulen und „individuell flexibel“ ausgestaltet werden. Die Landesregierung setzt dabei auch auf Abstimmung mit der Schulaufsicht. Voraussetzung für Zuschüsse sei vor allem ein nachvollziehbares Konzept und die Bereitschaft, den Erfolg zu prüfen. Auch die Eltern müssten einbezogen werden. So soll ein Konzept gegen Schulverweigerung (Schulabsentismus) entwickelt werden, wenn etwa Kinder die Schule schwänzen oder von ihren Eltern vom Schulbesuch zurückgehalten werden.
Welche Schulen den neuen Bonus erhalten steht noch nicht fest. Das an der Kieler Uni ansässige Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik hat laut der Ministerin den Auftrag erhalten, bis Anfang 2019 einen Sozialatlas als Grundlage für die Auswahl der Schulen zu erarbeiten.
(Stand: 21. Januar 2019)
Vorherige Meldungen zum Thema:
September 2017 (ohne Aussprache)
Oktober 2017 (ohne Aussprache)