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13. Dezember 2018 – Top 49, 51: Unterrichtssituation

Prien kündigt 100-prozentige Unterrichtsversorgung an

In Schleswig-Holsteins Schulen sollen im kommenden Schuljahr so viele Lehrer beschäftigt sein, dass keine Stunde mehr ausfällt. Aber das bedeutet nicht automatisch, dass jede einzelne Unterrichtseinheit auch wie geplant stattfindet.

Schule Unterricht Klasse Lehrer
Die Landesregierung setzt angesichts des Lehrermangels auf den Ausbau der Studienkapazitäten. Foto: dpa, Martin Schutt

Das Ziel einer 100-prozentigen Unterrichtsversorgung an Schleswig-Holsteins Schulen soll im kommenden Schuljahr 2019/2020 erreicht werden. Das erklärte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) im Landtag bei der Vorstellung von zwei Regierungsberichten zur Lehrkräftegewinnung und zur Schulstatistik. Zurzeit schwanke der Wert zwischen 92 Prozent an Berufsschulen und 99 Prozent an allgemeinbildenden Schulen. Mit 400 neuen Lehrerstellen, die im laufenden Schuljahr geschaffen werden, sollen diese Zahlen aber rasch aufgestockt werden.

Allerdings bedeute der Wert 100 Prozent nicht automatisch, dass jede Stunde wie geplant stattfinde, so Prien. Ersatzunterricht oder Stillarbeit zählten zwar statistisch gesehen als erteilter Unterricht, „aber es wird oft nicht so empfunden“. Die Zahl 100 Prozent bedeute, dass theoretisch genug Planstellen da sind um alle Stunden abzudecken, merkte Tobias Loose (CDU) an. Krankheitsfälle und Fortbildungen werde es aber nach wie vor geben. Die Landesregierung will zusätzlich den Vertretungsfonds besser aussatten und die Schulen unterstützen, ihre Vertretungskonzepte zu verbessern.

Lehrerberuf soll attraktiver werden

Kai Vogel (SPD) wies auf den absehbaren Mehrbedarf an Lehrkräften wegen wachsender Schülerzahlen hin. Es wird erwartet, dass die Anzahl von derzeit 280.600 auf 287.000 im Schuljahr 2026/27 anwachsen wird. Vor diesem Hintergrund müsse das Land den Lehrerberuf „zu einem attraktiven Beruf aufwerten“ – etwa durch eine schnelle Erhöhung der Besoldung von Grundschullehrern.

Lehrer mit Teilzeitverträgen könnten ihre Stundenzahl aufstocken, betonte Ines Strehlau (Grüne). Das könnte die Unterrichtsversorgung rasch verbessern. Zudem müsse das Land stärker um Quer- und Seiteneinsteiger werben. Zurzeit kommen nur 200 der 28.000 Lehrer von außen an die Schulen. „Wir sind in einem Wettbewerb mit allen anderen Bundesländern“, unterstrich Anita Klahn (FDP): „Lehrkräfte sind in Deutschland so gefragt wie nie zuvor.“

Lehrkräfte-Versorgung droht „bedrohlicher Engpass“

Frank Brodehl (AfD) wies auf das Gefühl vieler Eltern hin, dass zu viel Unterricht ausfalle. Das dürfe man „nicht einfach wegdiskutieren“, auch wenn die statistischen Zahlen sich verbessert hätten. Tatsächlich liege die Ausfallquote bei acht Prozent - „ein alarmierender Wert“. Und Jette Waldinger-Thiering (SSW) warnte: „Wir steuern bei der Versorgung mit Lehrkräften auf einen bedrohlichen Engpass hin“, vor allem an den Grundschulen.

Der Bildungsausschuss berät die beiden Berichte weiter.   

Für junge Menschen, die sich für den Lehrerberuf interessieren, für Quereinsteiger oder neu Zugezogene, aber auch für ausgebildete Lehrkräfte, die in den Schuldienst einsteigen wollen, gibt es seit November ein neues Service-Angebot des Bildungsministeriums. Interessenten können werktags per Telefon eine Hotline erreichen und ihre Fragen rund um das Thema „Einstellung in den Schuldienst“ stellen. Dies ist sei ein „wesentlicher Aspekt bei der Lehrkräftegewinnung“, sagte Bildungsministerin Karin Prien Ende September, nachdem das Kabinett ihren Bericht zur Lehrkräftegewinnung zur Kenntnis genommen hatte. Jetzt wird das Papier im Plenum diskutiert.

Der Bericht sieht weitere Maßnahmen vor, die den Lehrergewinnungsprozess voranbringen sollen. Gestärkt werden sollen demnach die Handlungsbereiche „aktive Lehrkräfte“, „Ausbildung angehender Lehrkräfte“, „Quer-, Seiten- und Direkteinstieg“, „Begegnungen mit dem Lehrerberuf“ und „Kommunikation“. Hintergrund: Bundesweit fehlen laut Lehrerverband derzeit 40.000 Pädagogen. Eine Maßnahme, um dem Lehrermangel entgegenzutreten, ist in Schleswig-Holstein bereits auf dem Weg: Eine bessere Bezahlung der Schulleiter und Grundschullehrer.

Schülerzahlen steigen

Grundsätzlich gibt es im Land wachsenden Bedarf in einzelnen Regionen, in „MINT“-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) aber auch bei den Fächern Sport, Musik und Kunst sowie an Grundschulen und Förderzentren. Mangel droht, auch weil die Schülerzahlen wieder steigen werden – von derzeit gut 280.600 auf geschätzt 287.000 im Schuljahr 2026/27. Damit wäre dann wieder der Stand von 2015/16 erreicht.

Übergeordnetes Ziel von Bildungsministerin Prien ist es, „grundständig ausgebildete Lehrkräfte für den Unterricht an unseren Schulen zu gewinnen“. Deshalb ist ein wesentlicher Punkt des vorgelegten Konzeptes die „Stärkung der Ausbildung angehender Lehrkräfte“. Dazu werden laut dem Bericht unter anderem in enger Abstimmung mit den Universitäten die Studienplatzkapazitäten erhöht. So ist an der Europa Universität Flensburg die Zahl der Studienplätze im Bereich Sonderpädagogik von 120 auf 160 erhöht worden, und für die Stärkung der Grundschullehrerausbildung sollen 2019 zusätzliche Mittel für das Fach Sachunterricht bereitgestellt werden.

Quer- und Seiteneinsteiger für kurzfristigen Bedarf

Die Zahl der Absolventen des Studiengangs Grundschullehramt in Flensburg ist insgesamt von 122 im Jahr 2015 auf 160 im Jahr 2017 gestiegen, für 2019 werden 200 erwartet, sagte die Ministerin bei Vorstellung des Berichts. Außerdem ist geplant, das Studienangebot an der EUF in den Bereichen Mathematik und Darstellendes Spiel zu erweitern. Um die Zahl der Absolventen in einzelnen MINT-Fächern an der Christian-Albrechts-Universität zu erhöhen, soll der Lehramtsbezug gestärkt werden. Außerdem hat das Ministerium die Plätze im Vorbereitungsdienst zunächst auf 1495 aufgestockt, 2018 erneut um 75 Plätze angehoben und für 2019 werde laut Prien eine weitere Anhebung um 90 Plätze angestrebt.

Da die Ausbildung von qualifizierten Lehrkräften fünf bis sechs Jahre dauert, sollen auch andere Wege in den Lehrerberuf ausgebaut werden und nachträgliche Fortbildungen und Qualifizierungen angeboten werden, um kurzfristige Bedarfe decken zu können. Dies gilt auch für Quer- und Seiteneinsteiger und für Lehrkräfte aus anderen Ländern. Daneben ist vorgesehen, Lehrkräfte zu stärken, die bereits im Schuldienst sind. Dazu gehört neben der Gewährleistung eines sicheren Arbeitsplatzes durch Verbeamtung eine gute Bezahlung.

Unterrichtsversorgung liegt bei rund 96 Prozent

In dem turnusmäßig erscheinenden Bericht zur Unterrichtssituation im Land räumt die Landesregierung ein, dass „das Ziel einer Unterrichtsversorgung von 100 Prozent im Schuljahr 2017/18 insgesamt trotz zusätzlich geschaffener Lehrerstellen nicht erreicht werden konnte“. Im Durchschnitt wurde im vergangenen Schuljahr an den allgemeinbildenden Schulen und berufsbildenden Schularten zusammen eine Unterrichtsversorgung von rund 96 Prozent verzeichnet. Hauptverantwortlich hierfür sei die Situation an den berufsbildenden Schularten, wo die durchschnittliche Unterrichtsversorgung bei 92 Prozent liegt.

Weitere Zahlen aus dem Bericht: Ersatzlos ausgefallen sind an den allgemeinbildenden Schulen durchschnittlich 2,1 Prozent des in den Stundenplänen vorgesehenen Unterrichts. Weitere 7,8 Prozent wurden nicht planmäßig erteilt, sondern durch Vertretungsunterricht und durch Zusammenlegung von Lerngruppen oder eigenverantwortliches Arbeiten ersetzt. Der Anteil ist gegenüber dem Vorjahr erneut angestiegen, heißt es in dem Papier. An den berufsbildenden Schulen ist der Anteil des ersatzlos ausgefallenen Unterrichts von 2,7 auf 2,6 Prozent und der der nicht planmäßig erteilten Unterrichtsstunden von 5,2 auf 4,8 Prozent gesunken.

Schülerzahlen weitgehend konstant

Die Schülerzahl ist zu Beginn des Schuljahres 2017/18 im Vergleich zum Vorjahr um rund 4.000 auf rund 371.800 zurückgegangen. An den Grundschulen, inklusive der DaZ-Zentren, wurde ein leichter Anstieg verzeichnet (+790 Schüler), an den Gemeinschaftsschulen ein Plus von rund 2.200. Die Gymnasien verzeichnen einen Rückgang von rund 1.700 Schülern (-2,2 Prozent). Die Anzahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf ist insgesamt um rund 500 (3,1 Prozent) gestiegen. Während die Förderzentren ein Minus von rund 70 Schülern (-1,5%) zu verzeichnet haben, ist die Schülerzahl in inklusiven Maßnahmen um 570 (5,2 Prozent) angestiegen. Die Schülerzahl an den berufsbildenden Schulen ist laut dem Bericht um gut 1.000 (-1,1 Prozent) gesunken. Davon entfallen 420 auf den Schülerzahlenrückgang an den Berufsschulen und rund 600 auf die Vollzeitbildungsgänge. Während an den Berufsschulen die Zahl der Jugendlichen mit einem Ausbildungsberuf um 450 gestiegen ist, weisen die Bildungsgänge des Übergangssystems zusammen ein Minus von 870 in der Summe der Schülerzahl auf.

(Stand: 10. Dezember 2018)

Vorherige Debatten/Meldungen zum Thema:
Juni 2018
Februar 2018
März 2018
Dezember 2017

Berichte

Bericht zur Lehrkräftegewinnung
Antrag von CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP  – Drucksache 19/760

Bericht der Landesregierung – Drucksache 19/974

Bericht zur Unterrichtssituation
Bericht der Landesregierung über die Unterrichtssituation im Schuljahr 2017/2018 – Drucksache 19/1047