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Bildungsministerin Prien plant die Rolle rückwärts in der Lehrerausbildung: Künftig soll es wieder getrennte Studiengänge für Gymnasial- und Gemeinschaftsschullehrer geben. Der sogenannte Einheitslehrer wäre damit Geschichte.
Schleswig-Holstein will seine Lehrer künftig wieder nach Schularten getrennt ausbilden. „Wir bilden unsere Lehrkräfte in Zukunft gezielter im Hinblick auf ihren zukünftigen Einsatzort aus“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) bei der Ersten Lesung des Gesetzentwurfs zur Reformierung der Lehrerausbildung. Die Koalition aus CDU, Grünen und FDP will die von der Vorgängerregierung eingeführte einheitliche Ausbildung von Lehrern für die Sekundarstufe – Gymnasien und Gemeinschaftsschulen – damit wieder abschaffen. Stattdessen setze die Landesregierung auf eine auf die Bedürfnisse der Schulart und ihrer Schüler zugeschnittene Ausbildung an den Universitäten, so Prien. SPD und SSW reagierten mit Unverständnis auf die vorgestellten Pläne.
Martin Habersaat (SPD) sprach in der Debatte von einer „bildungspolitischen Rolle rückwärts“. Damit gebe die Politik dem Standesdünkel der Gymnasien nach. Diese seien „Spitze“, alle anderen Schularten „subsidiär“. Gymnasialschullehrer dürften künftig an Gemeinschaftsschulen unterrichten, umgekehrt sei dies für die Gemeinschaftsschullehrer nur unter bestimmten Umständen möglich. Außerdem müssten sich die Gemeinschaftsschulen um all jene Schüler kümmern, die an den Gymnasien scheiterten – weil die Gymnasien das Recht hätten „schräg auf die Gemeinschaftsschule zu versetzen“.
Tobias Loose (CDU) und Christopher Vogt (FDP) hielten dagegen: Das geplante Gesetz bilde eine gute Grundlage für die Lehrausbildung. Es ermögliche „folgerichtig“ für die zwei Schularten Gymnasium und Gemeinschaftsschule auch unterschiedliche Ausbildungskonzepte, konstatierte Loose. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Vogt sah das genauso: Das Ausbildungskonzept passe „gut zur vorhandenen Schulstruktur“. Zudem passe die Aufteilung besser zur Schulausbildung in den anderen Bundesländern.
Lasse Petersdotter (Grüne) räumte ein, dass die Verhandlungen innerhalb der Koalition um den Gesetzentwurf für einen „großen Konflikt“ gesorgt hätten. Schließlich hätte seine Fraktion dem Nord-Ampel-Gesetz 2014 zugestimmt. Den Kompromiss könne er aber mittragen. Es handele sich um eine „kleine Anpassung“, ein „Reförmchen“. Auch dass sich die Kieler Universität (Gymnasiallehrer) und die Flensburger Universität (Gemeinschaftsschullehrer) künftig auf eine Ausbildung konzentrieren, sah Petersdotter positiv. Schließlich seien beide Hochschulen mit dieser Entscheidung einverstanden.
Die Studierenden seien mit der jetzigen Ausbildung zufrieden, erklärte Jette Waldinger-Thiering (SSW) in der Debatte, und deren Meinung sei ihr „im Zweifel wichtiger“ als die „grundsätzliche Zustimmung der Universitäten mit der Reform“.
Frank Brodehl (AfD) attackierte einmal mehr die SPD für ihre Bildungspolitik. Er warf den Sozialdemokraten Gleichmacherei vor. Insofern bedeute die Reform der Jamaika-Koalition einen „guten Tag“ für Schleswig-Holsteins Bildungswesen.
Über die Reform wird nun im Bildungsausschuss weiter beraten. Sie soll zum 1. Februar 2019 in Kraft treten.
Die Landesregierung schreitet mit ihren Reformschritten im Schulwesen voran und will jetzt die Lehrerbildung umgestalten. So soll es künftig getrennte Lehrämter für Gymnasien und Gemeinschaftsschulen geben. Oder andersherum: „Es soll künftig nicht mehr ein gemeinsames Sekundarschullehramt geben“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU) im April, als sie den Referentenentwurf zur Änderung des Lehrkräftebildungsgesetzes im Kabinett vorgestellt hatte. Den Weg zum sogenannten Einheitslehrer gehe die Jamaika-Koalition nicht weiter.
Das jetzt dem Landtag in Erster Lesung zugeleitete Gesetz zur Neuordnung der Lehrerausbildung soll zum 1. Februar 2019 in Kraft treten. In Kiel gibt es demnach künftig nur noch das Lehramt an Gymnasien. Flensburg bietet das Lehramt für Gemeinschaftsschulen an und weiterhin die Ausbildung für Grund- und Sonderschulen. Zudem gibt es in Flensburg den Master-Studiengang Lehramt an Gymnasien für Studenten mit zwei Fächern in der Sekundarstufe II.
Die Bildungsministerin ist überzeugt, dass sich beide Hochschulen auf ihre Stärken und ihre jeweiligen Profile konzentrieren könnten. Sie widersprach im April Auffassungen, wonach Gemeinschaftsschullehrer nicht so eine hohe Qualität hätten wie Gymnasiallehrer. Zugleich hob Prien hervor, dass sich die beiden Hochschulen in Kiel und Flensburg mit der Reform einverstanden erklärt hätten.
Vorherige Debatte zum Thema:
April 2018 (Gemeinschaftsschule/Gymnasium)
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Lehrkräftebildungsgesetzes Schleswig-Holstein und Anpassung besoldungsrechtlicher Vorschriften
Gesetzentwurf der Landesregierung – Drucksache 19/848
(Federführend ist das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur)