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Vom Nischenereignis zum Großevent: E-Sport-Turniere locken mittlerweile Zigtausende an. Jetzt will Jamaika die „Gamer“ im Land gezielt fördern. Es wurden aber auch Fragen laut, ob E-Sport unter die Kategorie Sport fällt.
Schleswig-Holstein soll zum „Gamer-Land“ werden. Dieses von der Jamaika-Koalition ausgegebene Ziel stößt im Plenum fraktionsübergreifend auf ein positives Echo. Ein Vorstoß der Regierungsfraktionen wurde unter diesem Vorzeichen zur weiteren Beratung an den Innen- und Rechtsausschuss überwiesen.
CDU, Grüne und FDP wollen unter anderem prüfen lassen, wie E-Sport-Veranstaltungen in Schleswig-Holstein unterstützt werden können. Zudem bringen sie auch eine Akademie für E-Sport an der Westküste ins Spiel. „Mit E-Sport wird mittlerweile sehr viel Geld verdient“, stellte Rasmus Andresen (Grüne) klar. Vereine wie Schalke 04 und VfL Wolfsburg hätten dem längst Rechnung getragen und eigene Abteilungen gegründet. Abgesehen davon, sei E-Sport wichtiger Bestandteil der Jugendkultur, sagte der Grünen-Abgeordnete.
Unisono betonten die Abgeordneten in der Debatte, dass E-Sport den Aktiven sowohl hohe motorische Fähigkeiten als auch Ausdauer abverlange. Mit Blick auf Kritiker, die in dem Zocken am Bildschirm keinen Sport sehen, erinnerten sie daran, dass auch Schach ein anerkannter Sport sei.
Skeptische Töne kamen in diesem Zusammenhang aus den Reihen der Union. „Mir fällt es schwer, E-Sport als Sport zu betrachten“, räumte auch Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) ein. Doch die Entscheidung darüber liege in der Verantwortung des Deutschen Sportbundes. Tatsache sei jedoch, dass E-Sport längst kein Randphänomen mehr sei. Die jüngste Gamescom-Messe in Köln habe beispielsweise 360.000 Menschen angelockt.
Barbara Ostmeier (CDU):
Wie viel Sport steckt im E-Sport? Ich bin weit davon entfernt, den E-Sport zu verteufeln, aber wir müssen uns schon fachlich und kritisch damit auseinandersetzen.
Kai Dolgner (SPD):
Sport lässt sich nicht nur durch Kraft und Ausdauer definieren. Die Hand-Augen-Koordination von E-Sportlern ist beispielsweise besser als die von Tischtennis-Spielern.
Jörg Hansen (FDP):
E-Sport erfordert besondere kognitive Fähigkeiten, Reaktionsschnelligkeit, Teamgeist – das alles ist deckungsgleich mit Basketball, wo ich den Trainerschein gemacht habe. Ich sehe hier mehr die Chancen als die Risiken.
Lars Harms (SSW):
Sport ist mehr als nur Bewegung. Dass E-Sport mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat, mag auch an der geringen Technologieakzeptanz in der Republik liegen und an der negativen Wahrnehmung von Computerspielen.
CDU, FDP und Grüne haben einen Forderungskatalog mit sieben Forderungen an die Landesregierung vorgelegt, der ein Bekenntnis zu der „wachsenden Bedeutung von eSport“ einfordert. Ziel der Jamaika-Koalition ist es, den E-Sport im Norden zu fördern. E-Sport steht für elektronischen Sport, also den geregelten Wettkampf zwischen Menschen mit Hilfe von Computer- und Videospielen.
Unter anderem will die Koalition den „Sport“ in den Vorschriften über die Gemeinnützigkeit verankern. Außerdem wird in dem Antrag die Einrichtung einer „eSport-Akademie an der FH Westküste“ angeregt, und mit den Kommunen soll überlegt werden, „wie eSport in der Jugendarbeit pädagogisch eingesetzt und infrastrukturell gefördert werden kann“. Der Grünen-Netzpolitiker Rasmus Andresen versprach bei der Vorstellung des Antrages: „Wir werden Schleswig-Holstein zum Gaming- und E-Sport-Land machen“. Denn: Gaming sei mittlerweile ein Wirtschaftsfaktor.
Laut Andresen wird in vielen anderen Bundesländern die Entwicklung von Games inzwischen unterstützt. Auch hierzulande würden immer mehr junge Schleswig-Holsteiner Onlinespiele entwickeln, „wegen fehlender Unterstützung aber abwandern“. Die Landesregierung müsse Start-Ups in diesem Bereich fördern, fordert der Grünen-Politiker.
(Stand: 3. September 2018)
eSport auch in Schleswig-Holstein fördern
Antrag der Fraktionen von CDU, Bündnis 90/DIE GRÜNEN, FDP und der Abgeordneten des SSW – Drucksache 19/896