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20. September 2017 – Top 14: „Haus der Geschichte“

Erneuter Vorstoß für ein Landesmuseum

Obwohl einst vom Landtag vereinbart, herrscht seit Jahren Funkstille zu einem „Haus der Landesgeschichte“. Jetzt schiebt der SSW das Thema neu an. Knackpunkt einst wie jetzt: die Kostenfrage.

Schloss Gottorf
Schloss Gottorf mit seinen zwei Landesmuseen gilt als ein Kandidat für ein „Haus der Landesgeschichte“. Foto: dpa, Carsten Rehder

Der SSW greift mit der Forderung nach einem „Haus der Landegeschichte“ ein seit vielen Jahren diskutiertes Thema wieder auf. Konkret visiert der SSW das Jahr 2021 an – in diesem Jahr feiert Schleswig-Holstein sein 75-jähriges Bestehen. Der Antragsteller erinnert zudem an einen Landtagsbeschluss aus dem Jahr 2001, als der Landtag geschlossen ein solches Schleswig-Holsteinisches Haus der Geschichte gefordert hatte.

Vor allem aus Kostengründen ist daraus bislang jedoch nichts geworden. Es existiert inzwischen zwar ein vom Land gefördertes „virtuelles Museum“ zur Landesgeschichte, das 2004 unter der Führung des Instituts für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte (IZRG) konzipiert wurde. Ausdrücklich verweisen die Macher aber darauf, dass das Internetangebot kein Ersatz für ein „Haus der Landesgeschichte“ sei. Zuvor hatte sich der Landtag in zwei Plenarsitzungen im Februar 2001 und im Januar 2002 konkret für ein echtes Museum ausgesprochen.

Historiker schöpfen neuen Mut

Aktuell ist auf der Internetseite der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte (GSHG) zu lesen, dass sich wenige Wochen vor der Landtagswahl, erneut alle Fraktionen im Parlament für ein solches „Haus der Landegeschichte“ ausgesprochen hätten. Die Historiker verweisen auf Stellungnahmen, die sie im Landeshaus erbeten hatten. Nach Ansicht der GSHG würde ein solches Haus „die besondere Rolle Schleswig-Holsteins zwischen Nord- und Ostsee sowie zwischen Skandinavien und Mitteleuropa widerspiegeln“, die Identität der Bevölkerung stärken und „dem Verfall der historischen Kenntnis und Bildung entgegenwirken“. Zudem könne ein Zentrum für die historische Forschung und Vermittlung entstehen.

Als möglicher Standort für ein geschichtliches Landesmuseum waren und sind insbesondere die Städte Kiel und Schleswig im Gespräch.

(Stand: 15.09.2017)

Im Jahr 2021 wird das Bundesland Schleswig-Holstein 75 Jahre alt. Als Geburtstagsgeschenk will der SSW dem Norden ein „Haus der Landesgeschichte“ bescheren. Koalition sowie SPD und AfD sind grundsätzlich mit im Boot, fordern zunächst aber bis Mitte 2018 ein „Umsetzungskonzept“ des Bildungsministeriums. Dabei soll auch untersucht werden, ob das neue Geschichtshaus an ein bereits bestehendes Museum angegliedert werden könnte. Ein weiterer Knackpunkt: die Kosten. Denn bisherige Museumspläne scheiterten stets an den klammen Landesfinanzen.

„Noch nie waren die Bedingungen so günstig wie jetzt“, blickte Jette Waldinger-Thiering (SSW) auf die derzeit entspannte Haushaltslage. Die Überschüsse seien in einem solchen Projekt „sinnvoll angelegt“. Alle anderen Bundesländer hätten bereits eine derartige Einrichtung, so Waldinger-Thiering.

Anette Röttger (CDU) verwies in ihrer ersten Rede im Landtag auf das Lübecker Hansemuseum, das „die Stadt bereichert“ habe und viele Touristen anlocke. Für die Identität des nördlichsten Bundeslandes sei ein solches Museum wichtig, denn „nicht mehr jeder Schleswig-Holsteiner weiß noch, wie Schleswig und Holstein zusammengekommen sind“.

Plädoyer für dezentrales Modell

Martin Habersaat (SPD) erinnerte daran, dass sich der Landtag bereits 2001 geschlossen für ein „Haus der Geschichte“ ausgesprochen habe – ohne dass seitdem viel passiert sei. Statt eines zentralen Standpunktes brachte er „Landesausstellungen an unterschiedlichen Orten“ ins Spiel. „Wechselnde Standorte statt illusorischer Ideen“ lautete auch das Motto von Marlies Fritzen (Grüne). Die Haushaltslage habe sich trotz positiver Entwicklung „nicht so wesentlich verändert“, und auch andere kulturelle Einrichtungen wie Theater und Museen müssten mit engen finanziellen  Spielräumen klarkommen.

Anita Klahn (FDP) schlug vor, das neue Projekt an das Landesmuseum Schloss Gottorf in Schleswig anzudocken, das ohnehin gerade „inhaltlich und baulich neu ausgerichtet“ werde. Zur Finanzierung könne das Land auch an das „bürgerliche Engagement“ appellieren, so Klahn, ähnlich wie beim Berliner Stadtschloss, wo die neue Fassade „allein aus Spendenmitteln“ bezahlt worden sei.

Ministerin: „Geschichtsverdrehung“ entgegenwirken

Dass der Norden noch kein eigenes historisches Museum habe, sei ein „Versäumnis, das es aufzuholen gilt“, merkte Volker Schnurrbusch (AfD) an. Es gehe darum, die regionale Identität und die „Verbundenheit mit der Heimat“ zu stärken.

„Gerade in Zeiten von Geschichtsverdrehung“ müsse es darum gehen, Angebote für junge Menschen zu machen, so Kulturministerin Karin Prien (CDU): „damit sie immun werden gegen radikale Verführer“. Auch sie warnte vor „Schnellschüssen“. In ihrem Ministerium werde bereits an einem Konzept gearbeitet, „das für Generationen tragen kann“.

Die Abgeordneten beraten das Thema auf Basis zweier Anträge von dem SSW und den Koalitionsfraktionen im Bildungsausschuss weiter.

Antrag

Errichtung eines „Hauses der Landesgeschichte“
Antrag der Abgeordneten des SSW – Drucksache 19/83

Alternativantrag der Fraktionen von CDU, Grünen und FDP – Drucksache 19/202(neu)