Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Navigation und Service des Schleswig-Holsteinischen Landtags
Springe direkt zu:
Diese Webseite verwendet ausschließlich für die Funktionen der Website zwingend erforderliche Cookies.
Filmvorführung und Diskussion | 25. März 2024 | 16:00 bis 21:00 Uhr | Landeshaus Kiel, Schleswig-Holstein-Saal
Am 25. März 2024 fand im Landeshaus Kiel die Veranstaltung „Jetzt reden wir! Die 2. Generation zwischen Identitätsfindung und Assimilationsdruck“ mit über 80 Teilnehmenden statt. Organisiert und moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Julia Trinh aus dem Büro der Landeszuwanderungsbeauftragten.
Die Veranstaltung bot der zweiten Generation zugewanderter Familienmittels der Filmvorführung von "Hao Are You" von Dieu Hao Do und einer anschließenden Publikumsdiskussion einen geschützten Raum, um über ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Familie und in der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu sprechen. Bislang haben wenige Personen mit Migrationsgeschichte die Möglichkeit gehabt, ihre eigenen Lebensrealitäten in einer künstlerischen Form selbst zu schildern. Dadurch werden ihre Geschichten von Außenstehenden teilweise positiv verzerrt und unvollständig in einer Art und Wiese wiedergegeben, die mit der eigenen Selbstwahrnehmung und dem persönlichen Selbstbild der zweiten und folgenden Generationen nicht übereinstimmen. Die Themen mentale Gesundheit, psychosoziale Beratung und Traumabewältigung beim Ankommen in Deutschland finden weiterhin keine angemessene Beachtung, wodurch die seelischen Verletzungen in die Folgegenerationen weitergetragen werden. Damit sich an diesen Lebensumständen etwas ändert bzw. verbessert, ist es wichtig, die tatsächlichen Gegebenheiten unzensiert und unverblümt der Öffentlichkeit mitzuteilen und lautstark für die eigenen Bedürfnisse einzustehen. Die Veranstaltung brach dies auf und gab der zweiten Generation Raum, um ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Dies erwähnte auch Sozialministerin Aminata Touré in ihrem Grußwort.
Im Rahmenprogramm der Veranstaltung gab es während des Ankommens eine Tanzvorführung der Deutsch-Philippinischen Gesellschaft e.V. aus Kiel und einen Auftritt des ukrainischen Chors Leleka. Für das leibliche Wohl sorgten der Verein Sisters - Frauen für Afrika e.V., die Deutsch-Philippinische Gesellschaft e.V. Kiel und der Deutsch-Ukrainische Verein in Schleswig-Holstein Rozmova e.V..
Der Veranstaltung wurde durch die Grußworte von Aminata Touré, der Sozialministerin des Landes Schleswig-Holstein eröffnet. Sie gehört selbst der zweiten Generation an und wendete sich mit ehrlichen und empowernden Worten an das Publikum. Ihre Grußworte beendete sie mit ihrem Gedicht "Wir sind die nächsten Generation".
Bevor es mit dem Film los ging, gab es wie in jedem Kino noch einen kleinen Werbeblock. Dabei hatte die Kieler Hochschulgruppe EmBIPoC die Möglichkeit sich und ihre Arbeit vorzustellen.
In "Hao Are You" begibt sich Dieu Hao Do auf eine persönliche Reise, um die Fragmentierung seiner Familie zu ergründen. Die meisten seiner Familienmitglieder gehörten zur chinesischen Minderheit in Vietnam an und flohen nach dem Fall von Saigon am 30. April 1975 als sog. Boatpeople aus Vietnam. Heute leben sie verstreut auf drei Kontinenten.
Fast 50 Jahre nach der Flucht ist der Kontakt zwischen den Geschwistern der Eltern- und Fluchtgeneration fast vollständig abgebrochen. Der Film erforscht die Traumata von Verfolgung und Gewalt sowie die Auswirkungen des Exils, die sich auf die Seelen der Überlebenden und ihrer Kinder eingeschrieben haben.
Beim Publikum stieß der Film auf große positive Resonanz. Viele Teilnehmende berichteten, dass sie sich mit den Geschehnissen des Films, den Familienkonstellationen und -konflikten identifizieren konnten, auch wenn ihre Familien aus anderen Ländern und aus anderen Gründen flohen.
Die Veranstaltung endete mit einer Publikumsdiskussion, an der Regisseur Dieu Hao Do, Schauspieler Prince Kuhlmann und die Landtagsabgeordnete Seyran Papo teilnahmen. Die Moderatorin Dr. Julia Trinh schlug Brücken zwischen den Lebensrealitäten der drei Referent_innen und dem Publikum. Es entstand in persönlicher Austausch bei dem alle Anwesenden offen über ihre Erfahrungen mit dem Aufwachsen in Deutschland und ihre Lebensrealitäten in der weißen Mehrheitsgesellschaft sprachen. Die drei Referent_innen betonten, dass es ihnen wichtig ist jüngere Generationen dazu zu ermutigen, ihre Stimmen für sich zu erheben.
Die Landesbeauftragte für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen des Landes Schleswig-Holstein dankt allen Mitwirkenden für ihr Engagement bei der Veranstaltung und allen Anwesenden für ihre Teilnahme.