Catharina Nies zum Fachkräftebedarf in Kindertageseinrichtungen
Presseinformation Landtagsfraktion Schleswig-Holstein Es gilt das gesprochene Wort! Pressesprecherin Claudia Jacob TOP 38 – Fachkräftebedarf in Kindertageseinrichtungen Landeshaus Düsternbrooker Weg 70 Dazu sagt die kitapolitische Sprecherin der 24105 KielLandtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Zentrale: 0431 / 988 – 1500 Durchwahl: 0431 / 988 - 1503 Mobil: 0172 / 541 83 53 Catharina Nies: presse@gruene.ltsh.de www.sh-gruene-fraktion.de Nr. 351.24 / 21.11.2024Wir müssen Verlässlichkeit und Arbeitsbedingungen in der Kindertagesförderung zusammendenken Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleg*innen,ich bedanke mich bei dem Ministerium für die zwei Berichte zu der Fachkräfte- und Aus- bildungssituation in Schleswig-Holstein und den zukünftigen Bedarfen in Kita und Ju- gendhilfe.Der Arbeits- und Fachkräftemangel ist im Öffentlichen Dienst und in nahezu allen Wirt- schaftsbereichen angekommen. Auch in den Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Hol- stein. Wir wissen das seit geraumer Zeit und seit Herbst 2022 haben wir deshalb die „Fachkräfte-Stärken-Strategie“ in der frühkindlichen Bildung eingeleitet und seit 2023 ver- stärkt damit begonnen, gegen dieses Problem zu arbeiten.Nach fünf Millionen Euro im Jahr 2023 investieren wir seit 2024 nun jährlich zehn Millio- nen Euro allein in die Fachkräftestärkung, -ausbildung und -fortbildung der SPAs, Erzie- her*innen und Heilpädagog*innen. Ich finde, das kann sich sehen lassen. Klar ist aber auch, dass so ein Aufholmanöver Zeit braucht. Eine einfache Patentlösung gibt es auch in anderen Bundesländern nicht, vor dieser Herausforderung stehen alle gleichermaßen!Damit die Fachkräfte-Stärken-Strategie aufgeht, müssen auch die Arbeitsbedingungen in der frühkindlichen Bildung attraktiver werden. Beim Finanzierungssystem und der Novel- lierung des Kindestagesförderungsgesetzes haben wir das im Blick gehabt. Deshalb ha- ben wir mit dem neuen Anstellungsschlüssel Bürokratie abgebaut, Vorgaben vereinfacht, Überstundenabbau erleichtert und mehr Flexibilität in den Kitas geschaffen.Und deshalb geben wir zusätzlich 60 Millionen Euro ab 2025 ins System, um Seite 1 von 2 Tarifsteigerungen, erhöhte Platzzahlen, Steigerung der Sozialversicherungsabgaben und die Bildungs- und Betreuungsqualität abzusichern.Mit der Stärkung der praxisintegrierten bezahlten Ausbildung, neben den Erzieher*innen nun auch für SPAs und Heilpädagog*innen, machen wir die Ausbildung wesentlich at- traktiver für junge Menschen. Außerdem werden die Ausbildungskapazitäten stetig aus- gebaut. 1.433 Schüler*innen sind aktuell im ersten Weiterbildungsjahr als Erzieher*in, im Schuljahr 2024/25 werden 1.799 Plätze zur Verfügung stehen.600 Plätze in der praxisintegrierten Ausbildung fördert das Land aktuell im ersten Ausbil- dungsjahr, im nächsten Schuljahr werden es mehr als 900 sein. Mit der KitaG-Novelle schaffen wir die neue Möglichkeit für Kitas, unabhängig vom Landesförderprogramm, PIA-Auszubildende einzustellen und über das SQKM zu finanzieren. Mehr als 60 zusätz- liche Stellen wurden den Berufs- und Fachschulen zur Verfügung gestellt. Wir bilden end- lich eigene Lehrkräfte für Sozialpädagogik aus. Der Studiengang lief vor gut einem Monat an der CAU Kiel an.Den Berichten ist zu entnehmen: In den Kindertageseinrichtungen in Schleswig-Holstein arbeiten heute knapp 50 Prozent mehr Menschen als noch vor zehn Jahren. 2014 waren es noch ca. 17.000 Fachkräfte, 2023 rund 25.000. Die Zahl der Kinder ist im gleichen Zeitraum deutlich weniger gestiegen, das Verhältnis hat sich also zu Gunsten der Betreu- ungsqualität verbessert.Von 2021 auf 2022 hatte Schleswig-Holstein sogar mit 5,8 Prozent den bundesweit höchsten Zuwachs an Arbeitsplätzen an Kitas, was sicher mit dem damals eingeführten Fachkraft-Gruppen-Schlüssel von 2,0 zusammenhängt. Diesen Schlüssel führen wir mit unserer Gesetzesnovelle zu 2025 nicht nur fort, sondern stärken ihn weiter, durch 36 Millionen Euro mehr für Vertretung von Leitungs- und Verfügungszeiten sowie zusätzliche Stellenanteile für eingruppige Einrichtungen.Denn je mehr Puffer an dieser Stelle im System ist, desto eher kann die Betreuungsqua- lität am Ende in der Realität trotz unplanmäßiger Ausfälle auch eingehalten werden. Und auch wenn es schwierig ist, diesen Personalanspruch flächendeckend umzusetzen und es die Nachfrage für Fachkräfte noch verstärkt, so ist es doch gleichzeitig ein Riesener- folg der Kitareform, dass wir heute an diesem Punkt stehen.Auch wenn wir langfristig eine belastbare Prognose des Fachkräftebedarfs in der früh- kindlichen Bildung brauchen, der Bericht zeigt auf, wie das gelingen kann, wissen wir schon jetzt: In den nächsten fünf Jahren brauchen wir jede Fachkraft, die wir kriegen können!Und aus meiner Sicht werden wir deshalb auch nicht drum herumkommen, uns mehr auf den Quereinstieg und die Anerkennung ausländischer Teilqualifikationen zu konzentrie- ren, als wir das bisher getan haben. Die Zahlen aus den Berichten zeigen eindrücklich, dass die bisherigen Bemühungen an all den aufgezeigten Stellen auch weiterhin notwen- dig sein werden. Wir dürfen also nicht nachlassen.Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! *** 2