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20.11.24
16:16 Uhr
SPD

Martin Habersaat zu TOP 17: Die Bildungsministerin muss auf das Mathe-Debakel endlich angemessen reagieren

Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion
Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de Es gilt das gesprochene Wort!

Hinweis: Diese Rede kann hier als Video abgerufen werden: http://www.landtag.ltsh.de/aktuelles/mediathek

LANDTAGSREDE – 20. November 2024
Martin Habersaat Die Bildungsministerin muss auf das Mathe-Debakel endlich angemessen reagieren TOP 17: Auf das Mathematik-Debakel 2024 reagieren (20/2578, AltA 20/2615)
"Vor zwei Monaten haben wir an dieser Stelle über die Abiturnoten gesprochen. Schleswig- Holstein lag 2024 zum dritten Mal in Folge auf dem letzten Platz aller Bundesländer. Das ist vor allem ein Problem von Abiturientinnen und Abiturienten, die sich um einen Studienplatz bewerben und mit Abiturschnitten aus anderen Ländern konkurrieren.
Heute sprechen wir über den MSA, den mittleren Schulabschluss und den ESA, den einfachen Schulabschluss. Und wir sprechen über Mathematik. Wir schreiben in unserem Antrag von einem Debakel. Und ich will Ihnen einmal darlegen, warum:
84 Schülerinnen und Schüler gingen beim MSA mit einer 1 nach Hause, das waren 0,9 Prozent. 631 (6,9 Prozent) hatten eine 2. 1575 (17,3 Prozent) hatten eine 3. Eine 4 hatten 2459 Schülerinnen und Schüler, das waren 27 Prozent. Die größte Gruppe, 39,7 Prozent, 3609 junge Menschen, hatten eine 5. Und 742 (8,2 Prozent) hatten eine 6.
Es hatten mehr Leute eine 6 als eine 1 oder eine 2. 47,9 Prozent, fast die Hälfe, sind unter dem Strich gelandet, hatten eine 5 oder eine 6. Beim ESA, den mittleren Schulabschluss, ist über ein Drittel (36%) der Lernenden in Mathe durchgefallen. Nur 13% hatten gute oder sehr gute Leistungen. Im Schnitt ergibt das eine 3,91 als Mathe-Abschlussnote beim ESA – man könnte sagen: gerade eben noch ausreichend. Übrigens erreichen beim Abitur knapp ein Viertel der Schüler*innen und Schüler Punktzahlen, die als durchgefallen gelten.
Das Thema Mathe geht daher nicht nur die Schülerinnen und Schüler aller Schulformen in Schleswig-Holstein an. Es ist ein auch ein Problem für die örtliche Wirtschaft, die seit Langem über junge Menschen klagt, die keinen Dreisatz können oder bei denen Grundlagen des Faches zu Beginn der Ausbildung aufwendig nachgeholt werden müssen. Und ja, Frau Ministerin, es ist auch ein Problem der Landesregierung.

1 Schülerinnen und Schüler befinden sich vor wichtigen Prüfungen ohnehin in einer schwierigen Phase. Der MSA, mit dem man sich um eine Ausbildung oder an einer weiterführenden Schule bewirbt, ist eine wichtige Prüfung. Was macht es mit jungen Menschen, wenn sie sehen, dass sie mit 50prozentiger Wahrscheinlichkeit in Mathematik scheitern werden? Ich bleibe bei der hier schon einmal vorgetragenen These: Wenn ein Fach in seiner jetzigen Struktur Ängste auslöst, ist die Ansage, es gibt jetzt einfach eine Stunde mehr davon, keine fertig durchdachte Antwort. Wer Angst vor einer Spinne hat, wird nicht dadurch beruhigt, dass daneben eine zweite Spinne auftaucht.
Und die Stunde mehr war wenigstens noch ein mit Ressourcen verbundener Schritt. Jetzt legen sie nur noch Maßnahmen vor, die vor allem eines sind: kostenneutral.
Eltern leiden mit ihren Kindern mit. Sie erleben den Stress, die Frustration, die Selbstzweifel und auch Trauer zuhause. Gleichzeitig sorgen sie sich um die Zukunft ihrer Kinder: Denn wer gut in Mathe ist, hat mit größerer Wahrscheinlichkeit später einen höheren Verdienst in einem besseren Job. In dieser Situation suchen Eltern Auswege. Wer es sich leisten kann, wählt den Weg der privaten Nachhilfe. Und wer es sich nicht leisten kann?
Und die Landesregierung? Hat das Thema erkannt und einige Maßnahmen umgesetzt. Allerdings: Der Antrag „Mathe stark machen“, den SPD, FDP und SSW im Dezember 2022 vorgelegt haben, wurde von CDU und Grünen abgelehnt.
Weil das Thema so wichtig ist, lassen wir nicht nach und legen Ihnen heute vier weitere Vorschläge vor. Fortbildungspflicht und Perspektiven sind die Antwort auf den Fachkräftemangel, auf viele fachfremd erteilte Mathematikstunden. Und auf die prekäre Lage von Vertretungslehrkräften, die nach fünf Jahren an die Luft gesetzt und durch neue Vertretungslehrkräfte ersetzt werden. Assistenzkräfte sind eine mögliche Antwort auf die Angst vor Mathe und eine Möglichkeit, näher an den individuellen Lernprozess heranzukommen. 1:1-Situationen sind auch das Erfolgsgeheimnis vieler privater Nachhilfelehrkräfte. Über das Hamburger Erfolgsmodell des Rechts auf individuelle Nachhilfe haben wir hier schon gesprochen. Sie wollten das nicht. Wir glauben, dass es auch in Schleswig-Holstein helfen könnte und legen einen Schwerpunkt auf Maßnahmen, die an der Schule selbst erfolgen können.
Der MSA 2024 zeigt eine Notsituation auf. Bitte handeln Sie angemessen!"



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