Christopher Vogt zu TOP 17 "Auf das Mathematik-Debakel 2024 reagieren"
20.11.2024 | BildungChristopher Vogt zu TOP 17 "Auf das Mathematik-Debakel 2024 reagieren" In seiner Rede zu TOP 17 (Auf das Mathematik-Debakel 2024 reagieren) erklärt der Vorsitzende und bildungspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christopher Vogt: „Unser Schulsystem steht vor sehr vielen großen Herausforderungen, was auch verschiedene Bildungsstudien der letzten Jahre immer wieder verdeutlichen. Das Leistungsniveau nimmt im Durchschnitt leider seit Jahren ab und das sehen wir aktuell auch in erschreckender Form bei den Mathematik-Ergebnissen beim Mittleren Schulabschluss (MSA) in Schleswig-Holstein.Der Landesschnitt bei der zentralen schriftlichen MSA-Mathematik-Prüfung – die Noten der mündlichen Prüfungen werden ja nicht landesweit erhoben – beträgt in diesem Jahr 4,22. Das ist schlichtweg inakzeptabel. Dreiviertel der Schülerinnen und Schüler haben eine 4, 5 oder 6 geschrieben. Fast jeder Zweite hat eine 5 oder 6 geschrieben. Das sind 4351 Schülerinnen und Schüler. Es haben mit 8,2 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler eine 6 geschrieben als die Note 1 oder 2 zusammengenommen.Ich räume ein, ich hatte als Schüler gelegentlich auch schlechte Mathe-Noten, aber diese Entwicklung ist wirklich verheerend. Das ist ein echtes Desaster und das muss endlich nennenswerte Reaktionen der Bildungsministerin nach sich ziehen. Es geht hier ja nicht irgendwie um ein paar ärgerliche Noten, sondern es geht um die beruflichen Chancen der jungen Menschen in unserem Bundesland.Klar ist aus unserer Sicht: Der Mathematik-Unterricht muss in Schleswig-Holstein endlich deutlich gestärkt werden. Es kann nicht so weitergehen wie bisher. Und mich beunruhigt auch erneut die Erklärung des Bildungsministeriums: Das Ministerium verweist im Wesentlichen auf die Folgewirkungen der Pandemie, eine heterogenere Schülerschaft durch die Migration und insgesamt mehr emotionale Probleme und psychosoziale Auffälligkeiten. Das ist mit Sicherheit zutreffend – und immerhin wurde nicht – wie bei den Abiturnoten – wieder auf eine besondere strenge Benotung verwiesen.Aber diese Entwicklungen sind weder neu noch die ganze Wahrheit: Die Realität ist doch, dass die Integration und vor allem die Inklusion an unseren Schulen oftmals nicht funktioniert. Die Schulen werden damit zu sehr alleingelassen. Und es fällt in Schleswig-Holstein einfach auch zu viel Unterricht aus, was sich nach den Plänen der Landesregierung ja sogar noch weiter verschlimmern soll. In unserer Kleinen Anfrage zu diesem Thema wollten wir auch wissen, wie viel Mathematik- Unterricht eigentlich an unseren Schulen ausfällt. Wie viele Stunden werden gestrichen, fallen ersatzlos aus oder werden fachfremd erteilt? Die Antwort der Landesregierung lautete: ‚Diese Daten werden statistisch nicht erhoben.‘Offenkundig ist: Wir haben – gerade auch im Fach Mathematik – ein zunehmendes Fachkräfteproblem, auf das die Landesregierung endlich stärker und auch pragmatischer reagieren muss. Man darf hier den Kopf nicht in den Sand stecken: Das Startchancen-Programm des Bundes kann ein Baustein sein, um auch die Leistungen im Fach Mathematik wieder zu verbessern. Es muss in Schleswig-Holstein sehr konsequent umgesetzt werden. Zudem sollte es auch verstärkt um neue didaktische Ansätze gehen, die zur aktuellen Schülergeneration vielleicht besser passen als ältere Konzepte. Als Opposition wollen wir ausdrücklich nicht nur immer wieder auf die größer werdenden Probleme hinweisen, sondern auch konkrete Lösungen vorschlagen – in der Hoffnung, dass wir die Landesregierung zumindest ein Stück weit antreiben können.Wie schon im Dezember 2022 machen wir als Opposition gemeinsam verschiedene Vorschläge, um den Mathematik-Unterricht in Schleswig-Holstein zu stärken: 1. Die Einführung einer Fortbildungspflicht für Mathematiklehrkräfte, die keine Mathematik- Fachlehrkräfte sind. 2. Die probeweise Einführung von Assistenzkräften im Mathematikunterricht, um näher an den individuellen Lernprozess heranzukommen. 3. Ein Recht auf Förderstunden, Trainingsstunden oder Sprechstunden für Schülerinnen und Schüler, die auf der Note 5 oder schlechter stehen. Ich persönlich könnte mir auch eine verpflichtende schulische Nachhilfe vorstellen. 4. Die Aktualisierung des Masterplans Mathematik, die uns ebenfalls dringend geboten erscheint.Die Koalitionsfraktionen sehen diesen Bedarf in ihrem Alternativantrag offensichtlich auch. Ich würde deshalb vorschlagen, dass man die beiden Anträge noch einmal im Bildungsausschuss vertiefend berät. Dieses Thema ist von großer Bedeutung für die Chancen unserer Kinder und Jugendlichen. Ich sehe die Landesregierung hier bisher nicht auf einem guten Weg. Meine Sorge ist, dass sich die Situation weiter verschlechtern wird. Deshalb ist eine sehr ernsthafte Diskussion über Lösungen dringend geboten.“Sperrfrist Redebeginn!Es gilt das gesprochene Wort. Christopher Vogt Sprecher für Bildung, Hochschule, Wissenschaft und Kultur Kontakt: Eva Grimminger, v.i.S.d.P. PressesprecherinTel.: 0431 988 1488 fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.deFDP-Fraktion Schleswig-Holstein, Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel E-Mail: fdp-pressesprecher@fdp.ltsh.de, Internet: www.fdp-fraktion-sh.de