Martin Habersaat: Zu viele junge Menschen ohne Schulabschluss
Heimo Zwischenberger Pressesprecher der SPD-Landtagsfraktion Adresse Düsternbrooker Weg 70, 24105 Kiel Telefon 0431 988 1305 1 Telefax 0431 988 1308 E-Mail h.zwischenberger@spd.ltsh.de Webseite www.spd-fraktion-sh.de PRESSEMITTEILUNG #530–06.03.2023Martin Habersaat Zu viele junge Menschen ohne Schulabschluss In den letzten zehn Jahren gab es kaum Fortschritte dabei, die Quote der Schüler*innen ohne Ersten Allgemeinbildenden Schulabschluss (ESA) zu verringern. Zu diesem Ergebnis kommt Klaus Klemm in einer Studie für die Bertelsmann Stiftung. Martin Habersaat, bildungspolitischer Sprecher der SPD- Landtagsfraktion, hat die Studie gelesen und fasst zusammen:Im Jahr 2021 verließen 47.500 Jugendliche am Ende ihrer Pflichtschulzeit die Schule ohne ESA. Das ent- spricht einem Anteil von 6,2 Prozent an der Gleichaltrigengruppe. 2011 waren es 6,1 Prozent. Die Spann- weite reicht von 5,1 Prozent in Bayern bis hin zu 10 Prozent in Bremen. Schleswig-Holstein lag mit einem Anteil von 7,4 Prozent erneut über dem Bundesschnitt. Das hat Folgen für die Biografien der jungen Menschen: 18,3 Prozent (Bund: 18,1 Prozent) der 20-30Jährigen waren in Schleswig-Holstein 2021 ohne abgeschlossene Berufsausbildung und hatten entsprechend schlechtere Perspektiven auf dem Ar- beitsmarkt.Ein differenzierter Blick auf die Gruppe der Schülerinnen und Schüler, die den ESA im Jahr 2020 nicht erreicht haben, zeigt, dass in dieser Gruppe Jungen mit mehr als 60 Prozent überrepräsentiert waren, in Schleswig-Holstein sogar mit 62,4 Prozent. In Schleswig-Holstein waren blieben 2020 insgesamt 7,5 Prozent der jungen Menschen ohne ESA, bei den Schülerinnen und Schülern ohne deutsche Staatsbür- gerschaft erschütternde 18,4 Prozent (wohingegen diese Gruppe in Berlin und Brandenburg sogar bes- ser abschneidet als die Gesamtmenge). Die Wahrscheinlichkeit, ohne Abschluss die Schule zu verlassen ist im Kreis Ostholstein (12,2 Prozent) fast dreimal so hoch wie im benachbarten Kreis Stormarn (4,5 Prozent). Das ist für den Kreis Ostholstein eine dramatische Nachricht, lag man 2011 doch mit einer Quote von 7,9 Prozent noch dicht beim Landesschnitt von 7,1 Prozent.Die Bildungsministerin muss jetzt aufhören, sich und der Öffentlichkeit die Lage an den Schulen schön- zureden. Fast jede zehnte Lehrkraft in Schleswig-Holstein ist keine ausgebildete Lehrkraft. Es fehlen tausende Fachkräfte und nicht die immer wieder von Frau Prien behaupteten 200. Beim IQB- Bildungstrend für die Grundschulen ging es in allen Feldern bergab, zu gemeinsamen Konsequenzen konnten sich Sozial- und Bildungsministerin bisher nicht durchringen. Die Entlastung für Klassenlehr- kräfte, wie die SPD sie fordert, wäre eine wichtige Maßnahme zum Gegensteuern, weil wir wieder Raum für Pädagogik brauchen. Konzepte für leistungsschwache Schülerinnen und Schüler brauchen wir über die Perspektivschulen hinaus. Nur zwei Bundesländer schaffen es, die 2020 beschlossene Schülerda- tennorm umzusetzen und die Daten von jungen Menschen ohne Anschlussperspektive an die zuständi- gen Jobcenter zu übermitteln. Das sind Hamburg und Bremen und nicht das selbsternannte Digitalisie- rungswunderland Schleswig-Holstein, wo noch immer an jeder Schule das digitale Rad neu erfunden werden soll und wo es noch immer vom Zufall abhängt, welche digitalen Möglichkeiten Schüler*innen und Eltern an ihrer Schule vorfinden. Was wir auch endlich brauchen, ist eine flächendeckende Einrich- tung von Jugendberufsagenturen mit verbindliche Standards für deren Arbeit.Studie: Jugendliche ohne Hauptschulabschluss. Demographische Verknappung und qualifikatorische Vergeudung.https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/jugendliche-ohne- hauptschulabschluss-1 1