Flemming Meyer: Schleswig-Holstein hat Windenergie-Branche zu einem Wirtschaftsmotor gemacht
Presseinformation Kiel, den 06.03. 2019Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 4 Änderung der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein Drs. 19/1273Daher ist es umso bedauerlicher, dass der weitere Ausbau der Windenergienun unter Jamaika so dermaßen ins Stocken geraten ist, dass wir beim Ausbauder Windenergieanlagen mittlerweile nicht mehr Spitzenreiter sind.Klimawandel und Klimaschutz sind politische Themen, die seit Jahrzehnten weltweit diskutiertwerden, weil sie für uns alle von Bedeutung sind. Nicht zuletzt die internationalenKlimakonferenzen haben den Stellenwert des Klimawandels und insbesondere dessenAuswirkungen deutlich gemacht und die Staatengemeinschaft aufs Neue zum Handelnverpflichtet. Noch zu Beginn der Klimadebatten wurde kontrovers über die Ursachen derschnellen Erwärmung diskutiert. Unterliegen Klimaschwankungen allein natürlichen Prozessenoder wieweit nimmt der Mensch durch sein Handeln Einfluss auf den Klimawandel? Wie gesagt,diese Frage wurde wissenschaftlich und politisch lange diskutiert, doch heute gibt es keineZweifel mehr, die Datenlage bestätigt den anthropogenen Einfluss auf den Klimawandel. Das 2wird auch vom UN-Weltklimarat bestätigt und der jüngste Sonderbericht wurde im Herbst desletzten Jahres veröffentlicht.Doch wir erleben immer wieder, dass dieser wissenschaftliche Konsens angezweifelt undabgestritten wird. Damit verschaffen sich diese Gruppierungen die Rechtfertigung für einePolitik des „weiter so wie bisher“ und lehnen damit jede Verantwortung für nachfolgendeGenerationen ab. Dass diese das so nicht mehr akzeptieren erleben wir zur Zeit beiDemonstrationen „Fridays for Future“. Hier sind es die jungen Menschen, die für den Klimaschutzauf die Straße gehen und von der Politik konkrete Maßnahmen einfordern.Sie fordern dabei nicht das Unmögliche, schlicht die Einhaltung der Klimaschutzziele von Paris –also etwas was die Politik sich bereits selbst auferlegt hat.Im Mittelpunkt dieser Verpflichtungen geht es immer wieder um die Eindämmung der vomMenschen verursachten schädlichen Klimaveränderungen. Dabei ist es insbesondere derVerbrauch der fossilen Energieträger, wie Kohle und Öl, der den Treibhausgas-Ausstoßverursacht.Immer wieder wurden internationale Vereinbarungen getroffen, mit denen die Nationen eineSelbstverpflichtung eingehen, so auch Deutschland. Faktisch bedeutet die Einhaltung des PariserAbkommens langfristige den vollständigen Ausstieg aus den fossilen Energieträgern wie Kohl, Ölund Gas spätestens bis zum Jahr 2050.Mit dem Ausstieg aus der Atomenergie und insbesondere mit der Energiewende hat Deutschlandeinen wichtigen politischen Schritt unternommen, auf dem Weg die Klimaschutzziele zuerfüllen. Dass diese Schritte nicht immer groß und schnell genug erscheinen wird am Beispiel desjüngst beschlossenen Kohleausstiegs für 2030 deutlich. Für viele geht der Ausstieg aus der Kohlenicht schnell genug. Zugegeben, wir hätten längst weiter sein können, wenn Deutschland einenPlan gehabt hätte, wie es wirklich die Energiewende vollziehen will. Dazu gehört neben demAusstieg aus den fossilen Energieträgern eben auch der Ausbau der großen Leitungsnetze. Diesewurden nicht zügig und schnell gebaut, weil sie de facto politisch verhindert und verzögertwurden. Das wissen wir in Schleswig-Holstein am besten.Wir haben es hier bereits früh verstanden, was der Klimawandel bewirkt und dass wir als Landzwischen den Meeren direkt von den Auswirkungen betroffen sind. Das haben wir schnell 3erkannt und daher haben wir den Ausbau der regenerativen Energien hier im Land stets positivbegleitet und ihn vorangebracht. Wir haben es in Schleswig-Holstein geschafft, dass dieWindenergie-Branche sich zu einem Wirtschaftsmotor entwickelt hat, der für qualifizierteArbeitsplätze sorgt. Damit hat unsere Energiewende und der Ausbau der Erneuerbaren Energieneine Wertschöpfung herbeigeholt, die in Deutschland einzigartig war. Daher ist es umsobedauerlicher, dass der weitere Ausbau der Windenergie nun unter Jamaika so dermaßen insStocken geraten ist, dass wir beim Ausbau der Windenergieanlagen mittlerweile nicht mehrSpitzenreiter sind.Trotzdem erkennen wir die bisher vollbrachten Leistungen hier im Land durchaus an und wirkönnen stolz darauf sein, dass wir unseren Strombedarf mittlerweile zu 150% aus Erneuerbarendecken. Das heißt, wir in Schleswig-Holstein haben bereits einen wichtigen Anteil zur Einhaltungder Klimaziele beigetragen. Wir können und müssen aber noch mehr machen. Das haben wirbereits als Küstenkoalition bewiesen, als wir seinerzeit das Energiewende- undKlimaschutzgesetz für Schleswig-Holstein auf den Weg gebracht haben. Damit haben wir unsquasi selbst verpflichtet die Klimaschutzziele und Grundsätze einzuhalten. Doch wir wissen, dasssolche hehren Ziele gerne aus dem politischen Focus geraten, wenn nicht immer wieder daraufhingewiesen wird. Nicht nur wir in Schleswig-Holstein haben dies erkannt, auch andereBundesländer haben mittlerweile ihr eigenes Klimaschutzgesetz oder es zumindest auf den Weggebracht. Das ist auch gut so, denn wir vermissen immer noch eine bundesrechtliche Regelungfür den Klimaschutz. Es gibt auf Bundesebene zwar Zielsetzungen und Grundsätze bezüglich derEnergiepolitik und des Klimaschutzes, aber wie gesagt, es fehlt die rechtlich verbindlicheFestlegung. Und jetzt bleibt abzuwarten, wie sich das Kanzleramt zum Entwurf für einKlimaschutzgesetz positioniert, beziehungsweise wie sehr die SPD an ihrem Entwurf festhält.Wir sind gespannt.Nun hat die SPD hier einen Gesetzentwurf zur Änderung der Verfassung eingereicht, mit demZiel, insbesondere das Klima als Staatszielbestimmung in die Schleswig-HolsteinischeVerfassung mit aufzunehmen. Die vorliegende Initiative ist insoweit politisch interessant, alsdass sich die SPD in Bayern jüngst bei einer vergleichbaren Staatszielbestimmung im Landtag 4enthalten hat. Umso besser, wenn sich die schleswig-holsteinischen Genossen in dieser Fragenicht von den bayrischen Genossen leiten lassen.Als SSW begrüßen wir durchaus das verfolgte Ziel dieser Verfassungsinitiative. Wir sehen in einersolchen Staatszielbestimmung den Vorteil, dass die Interessen des Klimaschutzes weiter in dengesellschaftlichen Focus gerückt werden. Darüber hinaus, sehen wir durchaus eine Stärkung derbisherigen rechtlichen Bestrebungen den Klimaschutz zu berücksichtigen. Aus diesem Grundteilen wir die Zielrichtung des SPD-Antrages den Klimaschutz in die Verfassung aufzunehmen.Gleichwohl haben wir Fragen, die wir beantwortet haben möchten. Prinzipiell geht es um denBegriff: Klima. Für uns als SSW ist in der Formulierung: „die natürlichen Grundlagen des Lebens“quasi das Klima schon impliziert. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages teilt in dieserHinsicht unsere Auffassung. In einer Ausarbeitung schreibt er: „Nach herrschender Auffassunggehört zum Schutzgut der „natürlichen Lebensgrundlagen“ auch das Klima; teilweise wird auchdie Atmosphäre mit Ozonschicht ausdrücklich genannt.“Mit der bestehenden Formulierung in der Verfassung hat Schleswig-Holstein quasi dieSchutzgüter benannt, zu denen dann auch das Klima gehört. Sowie die daraus entstehendenSchutzwirkungen.Nun kann man natürlich sagen, als politische Botschaft möchten wir zusätzlich das Klima in dieVerfassung mit aufnehmen, um dem Ganzen damit extra Ausdruck zu verleihen. Das können wirsoweit nachvollziehen und stützen sogar den Ansatz.Nun hat die SPD aber eine Formulierung für ihren Antrag genutzt, den wir so nicht teilen. Denndadurch, dass „insbesondere das Klima“ unter dem besonderen Schutz stehen soll, wird ausunserer Sicht eine Wertung reingebracht, die die anderen Güter wohlmöglich schlechterdastehen lassen. Soll heißen, durch das Wort „insbesondere“ sehen wir eine Besserstellung fürdas Klima. Aus unserer Sicht sollte das Klima genauso gewichtet werden, wie die anderennatürlichen Grundlagen des Lebens auch. Hier würden wir uns eine andere Formulierungwünschen. Aber dazu bleibt ja noch Zeit, wenn wir das Thema im Ausschuss behandeln.Angesichts der nationalen und globalen Bedeutung dieses Themas wäre es meines Erachtensfatal, wenn der Schleswig-Holsteinische Landtag in dieser Sache keine entsprechende Mehrheit 5für den Klimaschutz bekommen würde. Der Fall in Bayern hat meines Erachtens deutlichgemacht, wie man ein wertvolles Thema politisch Verbrennen kann. Das sollten wir uns aufjeden Fall ersparen.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html