Flemming Meyer: Ein halbherziger Versuch gilt nicht
Presseinformation Kiel, den 15.02.2019Es gilt das gesprochene WortFlemming Meyer TOP 31 Modellprojekt zur kontrollierten Freigabe von Cannabis umsetzen Drs. 19/1241 „Uns geht es um Prävention und um Schutz für diejenigen, die Cannabis konsumieren“Uns ist bewusst, dass die Freigabe von Cannabis ein sehr kontroverses Thema ist.Dementsprechend sind auch die Reaktionen auf diesen Vorstoß sehr unterschiedlich. Vielengeht ein begrenztes Projekt zur kontrollierten Freigabe nicht weit genug. Andere fürchten denUntergang des Abendlandes und werfen mir vor, den Weg für den grenzenlosenDrogenkonsum zu ebnen. Deshalb möchte ich hier gerne eins klarstellen: Der SSW will mitdiesem Antrag weder den Absatz von Cannabis ankurbeln noch Menschen zum Kiffenverleiten. Uns geht es schlicht und einfach um den Schutz derjenigen, die Cannabiskonsumieren. Und es geht uns um eine wirksamere Prävention und Aufklärung über diehiermit verbundenen Risiken. 2Cannabis ist nicht harmlos. Im Gegensatz zum Alkohol, der in Deutschland jedes Jahrzehntausende Todesopfer fordert, gibt es durch den Cannabiskonsum zwar keinen einzigen.Aber gerade für junge Menschen birgt der Konsum erhebliche Risiken für die kognitiveEntwicklung und die psychische Gesundheit. Gleichzeitig ist Cannabis aber leichter zubekommen, als ein Arzttermin. Und zwar auch für die besonders gefährdeten jungenKonsumentinnen und Konsumenten.Insgesamt konsumieren Millionen Menschen in Deutschland regelmäßig Cannabis. Dabei sindoft nicht nur die Umstände beim Kauf, sondern auch die Qualität der Produkte zweifelhaft. Imkriminellen Drogenmilieu sind nicht selten auch härtere Drogen verfügbar. Marihuana wirdzum Beispiel mit Haarspray, Glas oder sogar Blei verunreinigt, um höhere Gewinne zu erzielen.Und selbst bei ungestreckter Ware weiß die Käuferin oder der Käufer nie, wie hoch derWirkstoffgehalt beziehungsweise wie stark die Wirkung tatsächlich ist. Das alles sind Faktoren,die die gesundheitlichen Risiken ungemein erhöhen.Wer unter diesen Umständen meint, man könne einfach so weitermachen wie bisher,verweigert sich der Realität. Zumindest in Bezug auf Cannabis muss doch jeder einsehen, dassdie bisherige Drogenpolitik mit Kriminalisierung und Strafverfolgung längst gescheitert ist. DieStrafandrohung hat weder die Verfügbarkeit noch die Verbreitung der Droge eingeschränkt. ImGegenteil: Umfragen und Studien zufolge konsumieren immer mehr Menschen Cannabis.Außerdem sind darunter offenbar immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene. Und leidernehmen damit auch der problematische Konsum und der Therapiebedarf zu.Es gibt Argumente genug, die für einen neuen Weg in der Drogenpolitik sprechen. Zumindestder kleine Schritt, den Konsum von Cannabis zu entkriminalisieren, ist doch überfällig. Länderwie Portugal, die sogar mit Blick auf alle Drogen einen sehr liberalen Kurs fahren, machen es 3vor. Hier ist der Drogenkonsum klar zurückgegangen. Vor allem unter jungen Menschen. Auchdie hiermit verbundenen Sucht- und Kriminalitätsprobleme haben sich deutlich verringert.Aber keine Sorge, liebe CDU: So weit wollen wir hier ja gar nicht gehen. Doch auch diesesBeispiel zeigt, dass es weit bessere Ansätze gibt, als pauschale Verbote und Strafverfolgung.Man muss die Kirche im Dorf lassen. Wir fordern nichts Revolutionäres, sondern etwas, wassogar vom Koalitionsvertrag zwischen CDU, Grünen und FDP gedeckt ist. Leider wurde dervereinbarte Modellversuch aber nur angekündigt. Passiert ist weiter nichts. Dabei kann dasBundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte bei öffentlichem Interesse oder zuwissenschaftlichen Zwecken eine solche Freigabe durchaus erlauben. Und wenn Sie michfragen, dann sind sogar beide Voraussetzungen erfüllt. Nur weil ähnliche Projekte in derVergangenheit nicht genehmigt wurden, heißt das doch nicht, dass man es gar nicht erstversuchen sollte.Nach unserer Auffassung muss die Landesregierung endlich loslegen und vor allem vorabausloten, wie wir hier als Land am besten zu einer Genehmigung kommen. Ein halbherzigerVersuch gilt nicht. Natürlich brauchen wir auch flankierende Präventionsangebote. Genau wieglasklare Jugendschutzregelungen. Aber unter diesen Bedingungen kann uns einModellprojekt zur kontrollierten Freigabe von Cannabis wertvolle Erkenntnisse liefern. Für einewissenschaftliche Begleitung und Evaluation noch in dieser Wahlperiode muss es aber baldmal losgehen!Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html