Flemming Meyer: Kreise und Kommunen dürfen mit den Problemen der Schlei nicht allein gelassen werden
Presseinformation Kiel, den 21.03.2018Es gilt das gesprochene WortFlemming MeyerTOP 29A Einleitung von Plastikteilchen in die Schlei Drs. 19/603 „Neben dem aktuellen Plastikproblem hat die Schlei ein generelles Umweltproblem. Das muss endlich angegangen werden, um das Gewässer wieder in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen.“Die Diskussion um die Vermüllung und die Verunreinigung durch Plastik und Mikroplastikinsbesondere in den Meeren ist nicht neu. Seit Jahren wird über das weltweite Problem auf allenEbenen – auch bei uns im Land – diskutiert. Die Bevölkerung bei uns im Land, zeigt Interesse ander Problematik und ist durchaus engagiert, wenn es um die Teilnahme an entsprechendenAktionen oder Kundgebungen geht. Soll heißen, die Menschen hier in Schleswig-Holstein – imLand zwischen den Meeren – sind für das Problem um Plastikmüll sensibilisier. Und das ist gut so.Umso unverständlicher ist das, was wir hier gerade vor der eigenen Haustür, in der Schlei,erleben. Unverständlich ist es, weil hier so dermaßen viele Faktoren und Ereignisse eine Rollespielen, wo die Bürgerinnen und Bürger sich zu Recht fragen, wie das alles passieren konnte. 2Mir geht es hier nicht um die Schuldzuweisungen Einzelner. Darin sehe ich hier und jetzt nichtmeine Aufgabe. Wir wissen, wer den Plastikmüll in die Schlei eingeleitet hat, das sindunbestritten die Schleswiger Stadtwerke, daran gibt es nichts zu deuteln und das wissen dieselbst am besten. Neben der Schuldfrage, gibt es auch Verantwortlichkeiten, die zu klären sind.Und die sind meines Erachtens in diesem Fall nicht allein bei den Stadtwerken zu suchen.Darum ergeben sich hier für mich Fragen, auf die ich konkret keine Antworten habe und wo ichselbst Fassungslos bin. Wie kann es angehen, dass in die Schlei eingeleitet wird, ohne, dass bis zufingernagelgroße Plastikteilchen auffallen und warum werden solche Teile nicht herausgefiltert?Und wie kann es angehen, dass Nahrungsmittelreste mit bis zu zwei Millimeter großenPlastikteilchen oder anderem Müll vermengt sein dürfen? Wo ich im privaten solche Fremdkörpernicht in meine Biotonne stecken darf.Bezüglich der 0,5%-Regelung in der Bioabfallverordnung konnten wir bereits erfahren, dassMinister Habeck, dieses Problem grundsätzlich angehen wolle. Herr Minister, ich wünsche Ihnenwirklich viel Erfolg bei ihren Länderkollegen, denn für die Bürgerinnen und Bürger ist das nichtnachvollziehbar. Hier ist der Gesetzgeber in der Pflicht.Wie gesagt, es geht mir nicht um Schuldzuweisungen. Die Schuldfrage haben andere zu klären,darum wird derzeit in der Sache auch polizeilich und staatsanwaltschaftlich ermittelt. Und dasErgebnis bleibt abzuwarten. Erst dann, wenn alle Fakten auf dem Tisch sind, müssen die Lehrenund Konsequenzen aus diesem Fall gezogen werden. Das ist dann die politische Aufgabe.Die Aufgabe jetzt muss ein, dass sich Experten zusammensetzen und beurteilen, wie dasPlastikproblem entlang der Schlei gelöst werden kann. Hier müssen alle Anrainerkommunen, diebeiden Kreise und das Land gemeinsam einen Plan erstellen, wie die Plastikteilchen an den Ufernentfernt werden können. Das muss vordringlich angegangen werden.Wir wissen seit langem um den schlechten Umweltzustand der Schlei. Seit Jahren streiten dieStadt Schleswig und der Kreis Schleswig-Flensburg über die Verantwortlichkeit und die damit 3verbundenen Sanierungskosten bezüglich der Altlasten einer ehemaligen Teerpappenfabrik. DasGewässer ist durch die angrenzenden Flüsse und Einleiter mit Nährstoffeinträgen stark belastet.Der Faulschlamm legt sich wie ein stinkender und alles abtötender Teppich über den Grund derSchlei, der sich immer weiter ausbreitet. So haben Wissenschaftler der Uni Kiel diesenFaulschlamm mittlerweile als Hauptursache für den schlechten Gewässerzustand ausgemacht.Soll heißen: Neben dem aktuellen Plastikproblem hat die Schlei ein generelles Umweltproblem.Das muss endlich angegangen werden, um das Gewässer wieder in einen guten ökologischenZustand zu versetzen. Um das Problem mit dem Faulschlamm zu lösen muss richtig Geld in dieHand genommen werden, denn wir dürfen nicht zulassen, dass dieses Gewässer weiter erstickt.Die Schlei ist der rund 40 Kilometer lange „Ostseefjord“ Schleswig-Holsteins. Sie ist einetouristische Perle in der Region und wichtig für das Land.Neben dem naturschutzfachlichen Aspekt sehen wir aber auch die kulturhistorische Bedeutungder Schlei. Dieses Gewässer hat den nördlichen Landesteil maßgeblich geprägt. Ohne die Schleihätte es Haithabu nie gegeben, Arnis hatte einst den zweitgrößten Hafen Dänemarks und dieHeringszäune in Kappeln sind ein wertvolles Kulturdenkmal des Landes.Um es deutlich zu sagen, die Schlei ist ein Gewässer von landesweiter Bedeutung. Darum darfdas Land sich nicht heraushalten und die beiden Kreise und die angrenzenden Kommunendürfen mit den Problemen der Schlei nicht allein gelassen werden.Hinweis: Diese Rede kann hier ab dem folgenden Tag als Video abgerufen werden:http://www.landtag.ltsh.de/aktuell/mediathek/index.html